Der Deutsche ist derzeit der Mann, den es im Golf zu schlagen gilt. Nach seinem Sieg bei den Links Championship in Schottland ist Kaymer nun bereits die Nummer vier der Welt.

Köln. „Ich bin selber überrascht. Ich kann nicht sagen, warum ich derzeit so gut spiele“, sagte Martin Kaymer, dem nach seinem ersten Major-Erfolg bei der US PGA Championship und den Dutch Open in Hilversum bereits der dritte Coup in Folge auf der Europa-Tour gelang - ein Kunststück, das zuletzt vor vier Jahren dem wankenden Branchenprimus Tiger Woods geglückt war. Nur wenige Tage nach der besten Party seines Lebens setzte Kaymer seinen sportlichen Höhenflug fort und egalisierte ganz nebenbei die alte Bestmarke von Superstar Tiger Woods. „Es war immer mein Traum, hier zu gewinnen“, sagte der 25 Jahre alte Senkrechtstarter nach seinem Sieg bei der Links-Meisterschaft auf dem Old Course im schottischen St. Andrews, der Wiege des Golfsports.

Eine Woche zuvor hatte Kaymer mit seinen europäischen Kollegen den Gewinn des prestigeträchtigen Ryder Cups gegen die USA gefeiert. Die rauschende Party mit Tanz- und Karaoke-Einlagen ging bis drei Uhr nachts. „Ich habe die Auswirkungen des Alkohols am nächsten Tag gespürt“, sagte Kaymer, was ihn jedoch nicht davon abhielt, sich schon am Morgen auf die Links-Meisterschaft vorzubereiten. Mit seinem Vater besprach er am Telefon, wie er in St. Andrews besser spielen könnte als zuletzt bei der British Open.

Wenn es noch eines Beweises für seine kontinuierliche Leistungssteigerung bedurft hätte, erbrachte Kaymer den bei seinem Schlussspurt im windig-kalten St. Andrews. Bei der British Open hatte sich Kaymer auf eben diesem Kurs sein bis dato bestes Major-Resultat durch drei Bogeys an den letzten drei Löchern verbaut. Diesmal beendete er seine Schlussrunde mit zwei Birdies.

Am berüchtigten 17. Loch, wo über ein Haus hinweg in einen nicht einsehbaren Bereich gespielt werden muss, wuchs Kaymer über sich hinaus: „Vier Schläge an Loch 17 ist ein gefühlter Birdie. Ich weiß nicht, wie ich mit nur drei Schlägen auskommen konnte. Das war mehr Glück als Können. Hätte mir jemand vorher ein Par an diesem Loch zugesichert, hätte ich ihm viel Geld dafür geboten“, sagte Kaymer, der nun zwei Wochen Turnierpause macht und sich mit Training in der Heimat auf die Valderrama Masters Ende Oktober in Spanien vorbereitet.

Der Weg des einstigen Jugendfußballers von Fortuna Düsseldorf, den wohl nicht nur Deutschlands Golf-Idol Bernhard Langer als zukünftige Nummer eins der Welt sieht, führt jedenfalls weiter steil bergauf. In der am Montag veröffentlichten Weltrangliste verbesserte sich Kaymer auf den vierten Platz, in der europäischen Geldrangliste Race to Dubai führt er mit rund 3,1 Millionen Euro und einem Abstand von 1 Million Euro auf den Briten Graeme McDowell.

Derweil ist für die derzeitige Nummer eins die Regentschaft in der Weltrangliste nach über fünf Jahren aller Voraussicht nach schon bald beendet. Sollte Tiger Woods wie angekündigt in diesem Monat nicht mehr antreten, wird der Engländer Lee Westwood am 31. Oktober die Führung übernehmen. Beide wollen nach derzeitigem Stand erst bei der World Golf Championship im November in Shanghai wieder an den Abschlag gehen. Durch das Wertungssystem würde Westwood die Führung somit kampflos übernehmen.