Sie spielen selbst Fußball bei den achten Herren des FC St. Pauli und fahren mit dem VW-Bulli 18.500 Kilometer von Hamburg nach Südafrika.

Kairo. Das Rote Meer hat viele Gesichter - wer im Massentourismus von Hurgarda landet, blickt in eine hässliche Fratze. Gut, dass wir, statt im klimatisierten Reisebus, im luftigen Bulli unterwegs sind, denn der bringt uns nach Dahab auf die Sinai-Halbinsel - hier gibt es zumindest ein paar Wohlfühloasen. Wir liegen entspannt auf weichen Teppichen am Strand, das Feuer brennt - Bier löscht den Durst von unseren drei Kehlen. Drei? Ja, richtig gelesen, wir sind jetzt zu dritt. Wie geplant haben wir Maria aufgegabelt. Maria ist für zwei Monate an Bord des kleinen Bullis. Ein Nachteil hat das Verwöhnprogramm in Dahab, es muss irgendwann enden, sonst fällt die Weiterfahrt zu schwer.

Bevor es zurück auf die Straße geht, geht es erst einmal unter Wasser. Es ist wirklich unglaublich, auf Land - nur Wüste. Lediglich Romantiker (Kay) können dieser trost- und tierlosen Gegend was abgewinnen. Steckt man den Kopf aber unter Wasser, haut einen die Farbenexplosion geradezu um: Unglaublich viele, gutgelaunte Fische faszinieren mit ihrem lebendigen Treiben. Gut, dass keiner so richtig nach unserem Tauchschein fragt. Die Fahrt durch Sinai fängt zwar in den Bergen schön an, endet aber langweilig Richtung Suezkanal, nur die chaotischen Polizeikontrollen sorgen für etwas Abwechselung: Einmal wollen sie unsere Pässe, bei der nächsten den Führerschein, um dann einen Blick in den Bulli zu werfen. Warum auch immer.Zwei Dinge fallen auf: Lkw fahren Links, das heißt Slalom für den Bulli. Und der Mindestabstand bemisst sich nicht nach Bremsweg - entscheidend ist: es darf keiner anderer in die Lücke passen.

Kairo: 5.672 Kilometer nach dem Start in Hamburg erreichen wir die erste afrikanische Hauptstadt: Unser Reiseführer spricht von 18 Millionen Einwohnern. Die vielen Menschen sind wahrscheinlich ein Grund für die ungewöhnliche Verkehrsführung. Um die Massen irgendwie am fließen zu halten, sind ganze Häuserzeilen mit Brücken überspannt.Wir finden in dem ganzen Chaos ein kleines Hotel, nicht weit weg vom Ägyptischen Museum. Rund 14 Euro kostet das Einzelzimmer, mit eigenem Bad. Neben den Pyramiden gibt es einen weiteren Grund für den Umweg: Es gilt das Visum für den Sudan zu besorgen. Gar nicht so einfach, der erste Anlauf scheitert - der nette Beamte möchte sich vergewissern ob wir auch rechtschaffend sind. Im Klartext: Für die Einreise ist ein Empfehlungsschreiben der Deutschen Botschaft nötig, leider hat die schon dicht. Schade, denn die nächsten beiden Tage geht auch nichts - heiliger Freitag.

Am Sonntag, im Ausland arbeiten unsere Staatsangestellten an diesem Tag, gibt es das fehlende Papier. Problemlos geht es in der sudanesischen Botschaft weiter, um 100 Dollar und zwei Passbilder ärmer, erhalten wir das Visum nach einem weiteren Tag Wartezeit.Einen Vorteil hat die Zwangspause: Maria hat sich am Auge verletzt, muss in einem Krankenhaus behandelt werden. Gut, dass das hier in Kairo passiert und nicht irgendwo im Sudan.Die Pyramiden sind zwar faszinierend, viel überraschender ist aber ihre Lage. Naiv vermutet man sie in den unberührten Weiten einer malerischen Wüste - tatsächlich kann man sie aber vom Zentrum aus, mit einem Taxi, besuchen - je nach Verhandlungsgeschick kostet das keine fünf Euro. Kairos Moloch verschluckt allmählich diese unglaublichen Baudenkmäler, bedauerlich.

Sechs Tage Kairo reichen, es geht weiter Richtung Luxor - ohne Maria. Ihr Auge ist schlimmer verletzt, als anfangs Vermutet. Der Entschluss steht - sie soll ihr Auge weiter in Kairo schonen, kommt dann direkt mit einem Nachtzug nach Assuan, dem Startplatz unserer Fähre in den Sudan. Gute Entscheidung, denn der erste Versuch in Ägypten im Bus zu schlafen, endet unter der Obhut der Polizei. Bis zu acht Polizisten stehen mit Kalaschnikows um uns herum und beraten was mit uns zu machen ist. Das Problem: Eigentlich dürften wir gar nicht da sein, uns fehlt der nötige Polizeischutz für eine Fahrt entlang des Nils. Am Ende ist es drei Uhr Nachts bis wir im Bus liegen, unser Schlafplatz: Der Polizeiclub in Asyut. Halb Acht, Morgentoilette nach einer viel zu kurzen Nacht unter den Blicken von sieben Polizisten - wir haben schon mehr gelacht.