Der brisante Streit zwischen dem Boxstall und Weltmeister Felix Sturm wird am Dienstag vor dem Hamburger Landgericht verhandelt.

Hamburg. Klaus-Peter Kohl ist ein Mann, der sich in den vielen Jahren seines Geschäftslebens den Ruf erworben hat, dass man sich auf sein Wort verlassen kann. Insofern muss man die Drohung des 66 Jahre alten Chefs des Hamburger Profiboxstalls Universum wohl ernst nehmen, die er für heute ausgesprochen hat. "Ich habe lange geschwiegen, aber jetzt kommt alles auf den Tisch", hat Kohl angekündigt und damit für neue Brisanz im Vertragsstreit mit Felix Sturm gesorgt, der um 13 Uhr vor dem Landgericht Hamburg verhandelt wird.

Darum geht es: Sturm, Superchampion des Weltverbands WBA im Mittelgewicht, hatte seinen am 16. November 2006 geschlossenen Dreijahresvertrag im August fristlos gekündigt, weil er das Vertrauensverhältnis zu seinem Promoter als irreparabel beschädigt empfunden hatte und sich fortan eigenständig vermarkten wollte. Die Rechtmäßigkeit dieser Kündigung will er gerichtlich feststellen lassen. In der ersten mündlichen Anhörung am 27. Mai hatte der Vorsitzende Richter angedeutet, dass er den Vertrag für grundsätzlich wirksam halte und die fristlose Kündigung als nicht haltbar einstufen wolle. Die Verlängerungsoption um weitere drei Jahre, die Universum gezogen und Sturms Anwalt als "sittenwidrig" bezeichnet hatte, könne jedoch tatsächlich hinfällig sein, da einem bei Vertragsabschluss 27 Jahre alten Boxer nicht zugemutet werden könne, sich insgesamt sechs Jahre an einen Promoter zu binden.

Diese Sichtweise müssen Kohls Anwälte Björn Ziegler und Jan Hegemann am 6. Juli nun widerlegen, und Kohl selbst hat angekündigt, vor allem den Vorwurf der Sittenwidrigkeit mit allen Mitteln ausräumen zu wollen. "Der Richter hat gefordert, dass ich nachweisen muss, dass ich gar nicht so viel an Felix Sturm verdient habe, wie seine Berater und er behaupten. Ich werde nun beweisen, dass ich nicht mehr verdient habe als er, auch wenn ich dafür meine Bücher offenlegen muss", sagte er. Sturm habe allein für die Unterschrift unter den im November 2006 modifizierten Vertrag ein sechsstelliges Handgeld erhalten, dazu kamen Kampfbörsen in Millionenhöhe.

Die Enttäuschung über mangelnde Dankbarkeit seiner Sportler ist in Gesprächen mit dem Promoter, der Universum 1984 gründete und derzeit nach dem Auslaufen des TV-Vertrags mit dem ZDF zum 31. Juli um die Zukunft kämpft, deutlich herauszuhören. Öffentlich will Kohl dies jedoch nicht bestätigen. Um eine außergerichtliche Lösung herbeizuführen, die beiden Seiten einen langen Berufungsweg durch die Instanzen ersparen könnte, hatte Kohl eine Zahlung von drei Millionen Euro vorgeschlagen. Sturms Berater lehnten ab. Wie zerrüttet das Verhältnis zwischen Kohl und seinem einstigen Zugpferd, das diesmal persönlich vor Gericht erscheinen wird, aus Sturms Sicht mittlerweile ist, verdeutlicht eine Aussage des Leverkuseners: "Ich würde auch für die Hälfte des Geldes boxen, das ich bei Universum verdient habe, wenn ich nur mit Herrn Kohl nichts mehr zu tun haben muss", sagte Sturm dem Abendblatt. Daran wird kein Gerichtsurteil etwas ändern.