Sieg im Elfmeter-Krimi – Neuer hält zwei Strafstöße – Rummenigge: „Das intensivste und emotionalste Spiel meiner Karriere“

Madrid. „Finale dahoam“: Bayern München hat in einem dramatischen „Duell der Giganten“ Fußballgeschichte geschrieben. Durch ein 3:1 im Elfmeterschießen (1:2, 1:2) bei Real Madrid steht der deutsche Rekordmeister als erste Mannschaft in der Geschichte der Champions League im Finale im eigenen Stadion. Bayerns Torhüter Manuel Neuer war der entscheidende Mann: Der deutsche Nationalkeeper hielt die Elfmeter der beiden Superstars Cristiano Ronaldo und Kaka. Bastian Schweinsteiger verwandelte den entscheidenden Strafstoß, nachdem zuvor Toni Kroos und Philipp Lahm vergeben hatten.

+++ Das Spiel im Liveticker +++

In der regulären Spielzeit hatte Arjen Robben (27.) mit seinem Foulelfmeter nach dem frühen Doppelpack von Ronaldo (6./14., Handelfmeter) die Verlängerung erzwungen. Zum vierten Mal steht die Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes im Endspiel der Königsklasse, in dem sie am 19. Mai in der heimischen Münchner Arena auf den FC Chelsea trifft.

„Ich bin seit 40 Jahren im Profifußball dabei, habe so etwas aber noch nie erlebt. Es war das intensivste und emotionalste Spiel meiner Karriere“, sagte Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge. Auch Trainer Heynckes schwärmte: „Es war eine magische Nacht. Wir haben über weite Strecken überragenden Fußball gespielt. Es ist ein historisches Ereignis, dass wir in München das Finale spielen.“ Bundestrainer Joachim Löw sprach danach von einem „außergewöhnlichen Spiel“. Es sei alles passiert, was man sich vorstellen kann. „Für die Spieler und den deutschen Fußball ist das klasse. Die Vorbereitung auf die EM wird sich anders gestalten, weil die Bayern im Finale sind.“

Ausgerechnet am Ort der bitteren Finalniederlage 2010 ebneten die stark und dominant spielenden Gäste den Weg für den ersten internationalen Titel seit elf Jahren. Durch die 5,6 Millionen Euro Prämie steigerten sich die Einnahmen der Bayern aus der Königsklasse zudem auf rund 50,9 Millionen Euro. „Wir sind superglücklich und sind verdient ins Finale eingezogen. Jetzt sind alle heiß auf das Finale in München“, sagte Elfmeter-Held Neuer. Bayern-Präsident Uli Hoeneß ergänzte: „Heute war das Spiel der Spiele. Wir haben uns mit dem Finale zu Hause einen Traum erfüllt.“ Bitter ist allerdings, dass Pechvogel David Alaba, Luiz Gustavo und Holger Badstuber nach der jeweils dritten Gelben Karte im laufenden Wettbewerb im Finale gesperrt sind.

Real musste trotz der schnellen Führung vor 80.925 Zuschauern im Hexenkessel des Santiago-Bernabeu-Stadions nach dem FC Barcelona als zweite spanische Mannschaft den Traum vom Titel begraben. Zum vierten Mal in fünf Anläufen scheiterte das Team von Jose Mourinho in einem Halbfinale an der „schwarzen Bestie“ aus München und wartet weiterhin seit 2002 auf den ersten internationalen Erfolg.

Es spielten fast die identischen Mannschaften gegeneinander wie im Hinspiel am vergangenen Dienstag. Heynckes vertraute erneut Schweinsteiger von Beginn an, bei den „Königlichen“ spielte lediglich der offensiver ausgerichtete Außenverteidiger Marcelo anstelle von Fabio Coentrao.

Die Zuschauer wurden schon vor dem Spiel mit weißen Real-Fahnen ausgestattet und erlebten von Beginn an eine sehr intensive Partie mit zwei Gegnern auf Augenhöhe. Madrid gehörte die Anfangsphase, aber das Spiel entwickelte sich früh zu einem großen Offensivspektakel mit Chancen im Minutentakt. Karim Benzema und Ronaldo auf der einen, und Mario Gomez auf der anderen Seite wurden gegen zwei wackelnde Defensivreihen immer wieder gefährlich.

Die Bayern starteten nervös: Schon nach zehn Sekunden trat Manuel Neuer bei einem harmlosen Rückpass neben dem Ball – noch folgenlos. Madrid schaltete aber den befürchteten Vorwärtsgang ein. Einen Schuss von Sami Khedira konnte Neuer noch entschärfen (3.), ehe Ball von Angel Di Maria Alaba im Strafraum am Arm traf. Schiedsrichter Viktor Kassai zögerte nicht lang und zeigte auf den Elfmeterpunkt: Ronaldo verwandelte eiskalt (6.).

Die Bayern ließen sich aber trotz des frühen Schocks nicht hängen, sondern wurden die deutlich aktivere Mannschaft. Ausgerechnet der bei jedem Ballkontakt ausgepfiffene Robben vergab den frühen Ausgleich, als er einen Traumpass von Pechvogel Alaba freistehend aus vier Metern in die spanische Dämmerung schoss (8.). Wie schnell es gehen kann, mussten die Münchner im Gegenzug erfahren: Lahm hatte Ronaldo keineswegs so gut im Griff wie noch im Hinspiel. Eine Unachtsamkeit des Bayern-Kapitäns nutzte Mesut Özil für einen Querpass auf den Portugiesen, der mit seinem zehnten Champions-League-Treffer das Bernabeu zum Beben brachte (14.).

Real konnte sich zurückziehen und Bayern kommen lassen. Die Gäste spielten „Tiki-Taka“ im Stile vom FC Barcelona, kamen aber nicht aus dem Spiel heraus, sondern ebenso vom Elfmeterpunkt zum wichtigen Anschlusstreffer. Pepe legte Gomez im Strafraum nieder – und Robben hatte Glück. Casillas lenkte seinen Strafstoß noch an den Innenpfosten, bevor er zum 1:2 ins Tor sprang (27.).

Nach dem Seitenwechsel belauerten sich beide Mannschaften und warteten auf den entscheidenden Fehler des Gegners. Gomez vergab einen Kopfball (48.), Robben agierte zu eigensinnig (66.) – von Real hingegen war kaum noch etwas in Richtung Bayern-Tor zu sehen. In der 86. Minuten hatte Gomez das 2:2 auf dem Fuß, der Angreifer vertändelte den Ball aber aus kurzer Distanz frei vor dem Tor. In der Verlängerung gelang beiden Teams keine nennenswerte Aktion mehr.

Real Madrid - FC Bayern München

Real Madrid: 1 Casillas - 17 Arbeloa, 4 Ramos, 3 Pepe, 12 Marcelo - 14 Alonso, 6 Khedira - 22 Di Maria (75. Kaka), 10 Özil (111. Granero), 7 Ronaldo - 9 Benzema (106. Higuain). - Trainer: Mourinho

Bayern München: 1 Neuer - 21 Lahm, 17 Boateng, 28 Badstuber, 27 Alaba - 30 Luiz Gustavo, 31 Schweinsteiger - 10 Robben, 39 Toni Kroos, 7 Ribery (95. Müller) - 33 Gomez. - Trainer: Heynckes

Schiedsrichter: Viktor Kassai (Ungarn)

Zuschauer: 80.000 (ausverkauft)

Tore: 1:0 Ronaldo (6., HE), 2:0 Ronaldo (14.), 2:1 Robben (27., FE)