Der FC Bayern geht mit guter Ausgangslage ins Rückspiel bei Real Madrid. abendblatt.de zeigt auf wie die Bayern im Bernabéu bestehen können.

Madrid. Am Mittwochabend kann für den FC Bayern München der große Traum wahr werden: Der Einzug in das Heimfinale in München. Nach dem 2:1-Sieg im Halbfinal-Hinspiel der Königsklasse geht es morgen (20.45 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de) in der Festung Bernabéu gegen den spanischen Top-Klub Real Madrid. Mit einer Darbietung wie im Hinspiel hätten die Bayern eine große Chance, den Weg ins Finale zu bestreiten.

In einem Positionsvergleich hat abendblatt.de die beiden Teams vor dem Hinspiel verglichen. Was muss der FC Bayern nun tun, um auch in Madrid zu bestehen? Der abendblatt.de -Check vor dem Rückspiel:

Real Madrid steht für begnadeten Offensivfußball: In der spanischen Liga schossen die Galaktischen bisher 109 Tore und stellten damit einen neuen Torrekord auf. Das ist vor allem Torgarant Cristiano Ronaldo zu verdanken, der schon 42 mal den Ball im gegnerischen Tor versenkte.

Wettbewerbsübergreifend erzielte Real im Durchschnitt 3,8 Tore in seinen Heimspielen in dieser Saison. Das sind fast vier Treffer pro Spiel. Bestätigt sich diese fulminante Quote auch am Mittwoch, benötigen die Bayern bereits drei Tore, um ins Finale einzuziehen. Deshalb wird der Schlüssel zum Sieg eine gute Defensivleistung sein. Ronaldo und Co. müssen im Kollektiv aufgehalten werden. Auf Rechtsverteidiger Philipp Lahm wird eine Schlüsselrolle zukommen. Ronaldo hat im Clasico gegen Barcelona bewiesen, wie schnell er sich lösen und ein Tor erzielen kann. Ein zweites Spiel in Folge den begnadeten Offensivspieler aus dem Spiel zu nehmen, wird für Lahm zu einer Herkulesaufgabe werden.

Da alle vier Verteidiger (Lahm, Jerome Boateng, Holger Badstuber, David Alaba) gelbvorbelastet sind, gilt es clever, aber konsequent zu verteidigen. Boatengs Missverständnis mit Neuer im Hinspiel, hätte schwerwiegende Folgen haben können. Ein weiterer Aussetzer könnte sein Team um das Finale bringen.

Die Abwehrarbeit der Bayern muss bereits in der Offensive beginnen. Denn Xabi Alonso holt sich die Bälle oftmals in der eigenen Hälfte, um sie dann zu verteilen. Der deutsche Rekordmeister muss die Madrilenen schon bei der Ballannahme stören, um die Pässe auf Özil, Ronaldo, Di Mária und Benzema zu unterbinden.

Trotzdem werden die Bayern Torchancen von Madrid nicht komplett verhindern können. Deshalb wird die Tagesform von Torwart Manuel Neuer entscheidend sein, um das „Finale dahoam“ zu erreichen. Gegen die heimstarken Königlichen wird die eine oder andere Glanzparade von Nöten sein.

Aufgrund des guten, aber auch gefährlichen Hinspiel-Ergebnisses (2:1), sind die Bayern gezwungen auch selber Torgefahr auszustrahlen. Auf der einen Seite ist es nicht das Spiel der Bayern, sich hinten reinzustellen und zu mauern, auf der anderen Seite wäre es wichtig einen Auswärtstreffer zu erzielen, denn ein 1:0 würde Real bereits reichen. Trainer Jupp Heynckes kündigte deshalb an „auf Sieg spielen“ zu wollen.

+++ Vamos! Bayern München darf weiter vom Finale träumen +++

Real wird zügig versuchen, auf den 1:0-Treffer zu drängen. Dadurch werden sich automatisch Räume für die Bayern ergeben, die durch schnelle Konter effizient ausgespielt werden müssen. Mit Franck Ribéry und Arjen Robben hat der deutsche Rekordmeister zwei der besten Konterspieler Europas in seinen Reihen. Ihre gefürchteten Tempo-Dribblings sind von immenser Bedeutung für einen bayerischen Erfolg. Die Tandem Lahm/Robben und Alaba/Ribery müssen sich sowohl defensiv als auch offensiv unterstützen.

Ausgerechnet auf den Außen-Positionen hat Real defensiv seine Schwachstellen. Ronaldo hat offensiv alle Freiheiten und ist fast komplett von defensiven Aufgaben befreit. Auch Ángel Di María steht nicht für begnadete Defensiv-Arbeit. Als rechter Verteidiger ist Álvaro Arbeloa nur eine Notlösung, weil der eigentliche Rechtsverteidiger Sergio Ramos in der Innenverteidigung den verletzten Ricardo Carvalho ersetzen muss. Das größte Sicherheitsrisiko der Königlichen ist aber Fábio Coentrão. Der Portugiese lieferte im Hinspiel eine unterirdische Leistung ab. Vor dem 2:1-Siegtreffer in letzter Minute grätschte Coentrão ins Leere und ermöglichte Lahm genug Zeit und Raum zum Flanken. Seine defensiven Schwächen gilt es auch im Rückspiel auszunutzen, um Torchancen zu kreieren.

Gelingt es Lahm und Alaba ihre Vorderleute häufig zu hinterlaufen, wäre das Offensivspiel des FC Bayern noch unberechenbarer. Der deutsche Rekordmeister wird in der Offensive flexibel agieren müssen. Toni Kroos zählte im Hinspiel zu den besten Akteuren und wird auch in Madrid als Stratege und Ballverteiler gebraucht. Die offensive Dreier-Reihe um Robben, Ribéry und Kroos sollte mittels ständiger Positionswechsel die Defensive Reals immer wieder beschäftigen. Schafft es der FC Bayern sich zahlreiche Torchancen herauszuspielen, ist es vor allem die Aufgabe von Mario Gomez die sich ihm bietenden Möglichkeiten zu verwerten. Entscheidend wird auch sein, ob es dem Top-Torjäger der Bayern gelingt, die Bälle vorne zu halten. Die Bayern müssen Real Madrid vom eigenen Strafraum fernhalten.

Von großer Bedeutung für den FC Bayern wird es wohl auch sein, in der Hölle Bernabéu die Ruhe zu bewahren. Dominierten die Münchner im Hinspiel noch über weite Strecken die Partie, ist davon im Rückspiel nicht auszugehen. Die Madrider Fans werden alles geben, um ihr Team nach vorne zu peitschen und die Königlichen zum Sieg zu tragen. 80.000 lautstarke Anhänger Reals können es kaum erwarten die „Schwarze Bestie“, wie die Bayern in der spanischen Presse genannt werden, zu stürzen.

Von dieser atemberaubenden Kulisse dürfen sich die Bayern-Spieler nicht einschüchtern lassen. Die Konzentration muss 90 Minuten hochgehalten werden. Was passiert, wenn das für einen Moment nicht der Fall ist, bekamen die Münchner im Hinspiel zu spüren. Leichtfertig wurde der Ball von Bastian Schweinsteiger am gegnerischen Strafraum verloren und blitzartig stürmten die Offensiv-Kräfte der Madrilenen nach vorne, schafften eine Überzahl-Situation und kamen zum wichtigen Auswärtstor durch Mesut Özil.

Gerade Schweinsteiger brauchen die Bayern in Top-Form, wenn im Halbfinale der Champions League nicht schon Schluss sein soll. Das Verletzungspech warf den Führungsspieler der Bayern immer wieder zurück. Er hatte im Hinspiel mit seiner fehlenden Spielpraxis zu kämpfen und leistete sich viele Abspielfehler, wie auch vor dem 1:1. In Madrid muss der Nationalspieler zu alter Stärke zurückfinden, um seinem Team zu helfen.

Wie im Hinspiel wird es eine Partie auf Augenhöhe werden. Der kleinste Fehler kann spielentscheidend sein. Gelingt es den Bayern eine mannschaftliche Geschlossenheit an den Tag zu legen, haben sie beste Möglichkeiten auch im Estadio Santiago Bernabéu zu bestehen und ins Finale der Champions League einzuziehen.