Veranstalter und Verband streiten um die Ausrichtung des Hamburg Marathons. Renndirektor Götz will weiter auf den Breitensport setzen.

Hamburg. Unzufrieden? Er? "Ich bin einfach nur müde, Leute", sagt Wolfram Götz und lacht etwas bemüht. Es ist der Morgen nach dem 25. Hamburg Marathon, und der Renndirektor hat wieder einmal erklären müssen, warum es trotz geringen Budgets eine erfolgreiche Jubiläumsveranstaltung war. Neben ihm im Hotel Intercontinental sitzt Matthias Neumann, sein Chef von der Veranstaltungsagentur Act, und strahlt. Alle "Erfolgsfaktoren" seien erreicht worden. Der Zehntellauf für Schüler sei "ein fantastisches Ereignis" gewesen, mit dem Wetter habe man Glück gehabt, 850 000 Zuschauer seien das Maximum, die Sponsoren zufrieden und die Siegerzeiten, nun ja, okay? "Nö", widerspricht Götz, "aber das Optimum, was zu erzielen war."

Es wird nicht das einzige Mal bleiben, dass sich Veranstalter und Organisator an diesem Morgen in die Parade fahren. Als Götz erklären will, warum ein Halbmarathon oder ein Staffellauf nicht ins Konzept passen, fällt ihm Neumann ins Wort: "Doch, wir müssen und werden darüber nachdenken. Der Marathon muss sich weiterentwickeln."

Dass um die Zukunft von Hamburgs größter Sportveranstaltung ein Streit entbrannt ist, ist längst nicht mehr zu übersehen. Es geht dabei um die Frage, welche Ausrichtung der Marathon künftig hat. Für dessen "Kern" hält Neumann das große Feld der Hobbyläufer. Zwar werde man sich bemühen, künftig wieder mehr Geld für die Verpflichtung von Spitzenathleten zu akquirieren. "Aber wir bekennen uns in erster Linie zum Breitensport."

Ein Kurs, den der Hamburger Leichtathletik-Verband als Lizenzgeber nicht mitgehen will. "Topathleten und die dafür nötigen Rahmenbedingungen sind für die Außendarstellung der Veranstaltung und die Motivation der ambitionierten Hobbyläufer zwingend erforderlich", sagt Präsident Wolfgang Müller-Kallweit. Aus Verärgerung hat er einen für morgen anberaumten Gesprächstermin mit Act abgesagt.

Vor drei Jahren hatte der Verband die Austragungsrechte bis 2012 an den einstigen Vermarkter übertragen. Die Agentur Upsolut, sie veranstaltet Cyclassics und Triathlon, hatte seinerzeit ein höheres Gebot abgegeben. Doch der Verband warf Upsolut vor, das Verfahren zu manipulieren. Zudem setzte sich die Befürchtung durch, dass der Marathon zum Stiefkind werden könnte. Umso größer ist nun die Verstimmung darüber, dass Neumann Upsolut gleichsam durch die Hintertür Zutritt zum Marathon verschaffen will. Geplant sei "eine gemeinsame Vermarktungsplattform" für alle drei Ausdauer-Events.

Kritiker vermuten, dass Act seit der Erkrankung von Mitgründer Frank Mackerodt der Marathon über den Kopf gewachsen sein könnte. Der frühere Spitzenvolleyballer, der noch Monate ausfällt, gilt als Verfechter des Leistungsgedankens. Neumann strich Götz' Athletenetat weiter zusammen. Selbst für eine Einladung der früheren Hamburg-Sieger war kein Geld mehr da.

Auch bei den Organisationskosten wurde gespart. Der Umzug der Messe in den Schuppen 52, von den Veranstaltern als "Sprung über die Elbe gefeiert", wurde von vielen Läufern als Zumutung kritisiert. Neumann kündigte an, die Entscheidung zu überprüfen.