83 Tage nach seinem letzten Einsatz in der Bundesliga pfeift Michael Kempter wieder ein Fußballspiel. Er leitet eine Drittligapartie.

Frankfurt/Main. Am 27. Januar diesen Jahres stand er das letzte Mal auf dem Rasen eines Bundesligaplatzes. Beim 1:0 von Schalke 04 gegen den 1. FC Nürnberg bot er eine tadellose Leistung. 83 Tage danach gibt Schiedsrichter Michael Kempter am Sonnabend sein Comeback. Schiedsrichter Michael Kempter kehrt erstmals seit Bekanntwerden der Affäre Amerell auf den Platz zurück. Der 27-Jährige gibt nach zweimonatiger Pause am Samstag in der Drittliga-Partie SV Sandhausen gegen Holstein Kiel sein Comeback. Dies gab der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Freitag bekannt.

„Das ist für uns absolute Normalität, denn es gibt derzeit keine Vorwürfe, die gegen eine Ansetzung von Michael Kempter sprechen“, sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger vor dem Außerordentlichen Bundestag am (heutigen) Freitag dem „kicker“. Als Konsequenz aus den Vorgängen soll bei der Versammlung in Frankfurt über ein Reformpapier zur Neuordnung des Schiedsrichterwesens abgestimmt werden.

Kempter hatte seit seinen Anschuldigungen wegen sexueller Belästigung gegen den ehemaligen Schiedsrichter-Beobachter Manfred Amerell kein Spiel mehr gepfiffen. Seinen bislang letzten Einsatz hatte Kempter am 6. Februar in der Zweitliga-Begegnung 1. FC Union Berlin – FC Augsburg (0:0). Nachdem der Sauldorfer am Mittwoch einen Leistungstest in Frankfurt erfolgreich bestanden hatte, erhielt er vom DFB-Schiedsrichterausschuss Grünes Licht für seine Rückkehr.

Ob Kempter in dieser Saison noch einmal in der Bundesliga zum Einsatz kommen wird, blieb offen. Sein letztes Erstliga-Spiel hatte der Bankangestellte vor dem Bekanntwerden der Affäre beim 1:0 von Schalke 04 gegen den 1. FC Nürnberg am 17. Januar geleitet.

Zum Auftakt des Bundestages verteidigte Zwanziger erneut sein Vorgehen in der Aufarbeitung der Affäre Amerell. „Als ich von den Vorwürfen erfahren habe, war ich erschrocken und verunsichert. Aber wir haben die Sache sachlich aufgearbeitet und uns nicht rechtsstaatswidrig verhalten“, sagte Zwanziger in seiner Eröffnungsrede. Amerell sei von ihm und von DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach angehört worden.

Zudem betonte Zwanziger: „Ich bin nicht der Feind von Manfred Amerell. Es geht einzig darum, ob er sein Mandat als Schiedsrichter- Beobachter sachlich und pflichtgemäß ausgeführt hat. Alles andere liegt nicht beim DFB. Das muss man zivilrechtlich ausmachen.“ Er widersprach auch den Vorwürfen, der DFB habe Akten an Dritte herausgegeben. „Wir konnten es aber auch nicht an ihn (Amerell) tun, weil er sich durch seinen Rücktritt aus dem Verband verabschiedet hatte“, erklärte Zwanziger vor den Delegierten.

In der Vorwoche hatte der DFB-Kontrollausschuss das Ermittlungsverfahren gegen Kempter eingestellt. Anlass des Verfahrens war eine E-Mail des FIFA-Referees an Amerell, in der er sich negativ über den FC Bayern München geäußert hatte. Der deutsche Rekordmeister hatte bereits nach einem Treffen mit Kempter dessen Entschuldigung akzeptiert. Dem 63 Jahre alten Amerell wurde mittlerweile per Einstweiliger Verfügung unter Androhung eines Ordnungsgeldes in Höhe von jeweils 250000 Euro verboten, private E-Mails oder SMS von Kempter an ihn „zu veröffentlichen und/oder zu verbreiten“.