Der Red-Bull-Pilot ist derzeit eher auf dem Weg zum Pannen- als zum Weltmeister. Auch Schumacher fährt seinen Ansprüchen hinterher.

Melbourne. Technik-Trauma bedroht Titel-Traum: Mitfavorit Sebastian Vettel hat nach der zweiten Pleite hintereinander im WM- Rennen vorerst den Anschluss verloren. Lässt ihn seine anfällige „Knacks-Kiste“ weiterhin im Stich, wird der Red-Bull-Pilot eher Pannen-Meister als Weltmeister. Dementsprechend drastisch („Scheiße“ oder „Das geht mir auf die Eier“) drückte der sonst so smarte Vettel seinen Frust über den in Melbourne wegen eines Defektes erneut verpassten Formel-1-Sieg aus. Für den Großen Preis von Malaysia am Sonntag wünscht er sich ganz bescheiden: „Ich hoffe, ich sehe die Zielflagge.“

Rekord-Champion Michael Schumacher rettete als Zehnter zwar noch einen Zähler, aber auf dem Weg zum erhofften achten WM-Wunder hilft ihm das nicht wirklich weiter. „Bei Schumi ist der Lack ab“, höhnte aus Italien der „Corriere della Sera“. Das positive Fazit des Kerpeners nach dem Großen Preis von Australien wirkte eher wie Zweckoptimismus. Schumacher bescheinigte dem Silberpfeil zwar mehr Speed als beim Saisonstart, wies aber auch auf „Grenzen“ hin. Faktisch ist Mercedes Grand Prix in Melbourne auf Rang vier zurückgefallen.

Eindeutig schnellstes Auto bleibt der Red Bull. Bekommt der Rennstall des österreichischen Energy-Drink-Milliardärs Dietrich Mateschitz die technischen Probleme in den Griff, dürfte die Konkurrenz derzeit chancenlos sein. „Wir müssen bei der Zuverlässigkeit absolut top werden“, forderte Vettel.

ALLE STRECKEN , ALLE TEAMS: DIE FORMEL-1-SAISON 2010

In Bahrain brachte eine kaputte Zündkerze den souverän führenden Vettel um den Sieg; in Melbourne löste sich nach ersten Analysen eine Radmutter am linken Vorderrad. „Wir wissen noch nicht, ob es ein Problem der Radmutter oder der Felge war. Bei 6000 Testkilometern ist nichts derartiges passiert. Vielleicht wurde das Rad beim Boxenstopp ein bisschen schräg aufgesetzt“, zitierte das Fachblatt „auto, motor und sport“ Teamchef Christian Horner. Vettel konnte wieder nicht reagieren und schoss erneut klar auf Siegkurs liegend chancenlos ins Kiesbett. „Verhext! Vettel vom Defekt-Teufel verfolgt“, jammerte die österreichische „Kronen-Zeitung“.

Konnte der 22 Jahre alte Heppenheimer in Sachir als Vierter wenigstens noch etwas Schadensbegrenzung betreiben, setzte es dieses Mal einen schmerzhaften „Nuller“. Der für den Antrieb zuständige Renault-Chefingenieur Fabrice Lom, der in Bahrain den Kopf hinhalten musste, sagte zum „traurigen Ergebnis“ sarkastisch: „Das einzig Gute war, dass wir keinerlei Motorenprobleme hatten.“

Statt mit dem Maximum von 50 Punkten tritt Vettel auf dem Sepang International Circuit mit nur zwölf Zählern an. Das Ferrari-Duo Fernando Alonso (37) und Felipe Massa (33) sowie Melbourne-Sieger Jenson Button (31) haben bereits einen beruhigenden Vorsprung. Der Vize-Weltmeister muss am Sonntag (Start: 10.00 Uhr MESZ/RTL und Sky) unbedingt gewinnen und auf Ausrutscher des Führungstrios hoffen, um nicht vorzeitig aussichtslos zurückzufallen.

Gleich am Montag flog der Pechvogel nach Malaysia, um sich ans schwüle Klima zu gewöhnen. Bis Donnerstag kann er relaxen, trainieren und sich auf den dritten Saisonlauf vorbereiten, dann stehen die ersten PR-Termine an.

Schumacher und das Silberpfeil-Lager erwartet im Land des neuen Mercedes-Hauptsponsors (Petronas) dagegen ein echter PR-Marathon. Bis zum ersten Training am Freitag drängen sich Fotoshootings, Formel-1- Demonstrationen und Pressekonferenzen mit asiatischen Medien.

Wie im Albert Park (4) ist der 91-malige Grand-Prix-Gewinner auch auf dem 5,543 Kilometer langen Retortenkurs 70 Kilometer vor Kuala Lumpur mit drei Siegen der erfolgreichste Starter. „Ich gehe mit einem guten Gefühl in das Rennen und freue mich auf den Wettkampf“, sagte der 41 Jahre alte Routinier. Nachdem er beim zweiten Einsatz nach drei Jahren Pause seinen Rhythmus in Melbourne schon besser gefunden hat, will er in Malaysia das Tempo weiter steigern.