Der junge Mercedes-Pilot meidet vor dem Grand Prix in Melbourne Spitzen gegen den Rekord-Weltmeister.

Melbourne. Das Gerangel um die Poleposition innerhalb des Teams zwischen Nico Rosberg (24) und Michael Schumacher (41) birgt fraglos Crashgefahr. Längst hat der 15 Jahre jüngere Blondschopf erkannt, dass jedes Stirnrunzeln als kleine Spitze gegen den Rekordweltmeister ausgelegt wird. Bei seinen Aussagen zum Reizthema Rivalität bremst Rosberg daher nun hart wie auf der Piste. "Bei jeder Antwort muss ich überlegen. Ich möchte nicht mehr sagen, wie ich denke", erklärte der sich sichtlich unwohl fühlende Mercedes-Pilot in Melbourne, wo am Sonntag das zweite Saisonrennen ansteht (8 Uhr, RTL und Sky).

Vor der Ankunft in Australien hatte er noch keck seinen Achtungserfolg beim Saisonauftakt in Bahrain gepriesen. "Ich bin glücklich. Wir haben ein tolles Duell, das sicherlich noch härter werden wird. Es ist wichtig, dass du den Teamkollegen schlägst. Er fährt schließlich das gleiche Auto", hatte Rosberg gesagt. Nun gibt er sich zurückhaltender-. "Ich habe Selbstbewusstsein, bin aber nicht Rosberg, das Großmaul", heißt es nun.

Training, Qualifikation, Rennen - in allen Kategorien hatte Rosberg seinen prominenten Teamkollegen als Fünfter beim Saisonauftakt geschlagen, nur was die schnellste Rennrunde angeht, verbuchte Schumacher ein Erfolgserlebnis. Rosberg hatte sich also nicht vom Störfeuer des Stallgefährten beeindrucken lassen. Schumacher beanspruchte bekanntlich nicht nur die Startnummer, sondern beim Saisonauftakt plötzlich auch die Garage Rosbergs. Nach Platz sechs musste Schumacher dann einsehen: "Ich bin kein Magier." Er müsse nun das Auto "erst einmal dahinarbeiten, dass es so um die Ecke geht, wie ich mir das vorstelle".

Die Frage ist, wie lange man bei Mercedes braucht, um das Auto und dessen Aerodynamik auf Schumachers Fahrstil umzubauen. Gestern landete Schumacher im freien Training immerhin schon auf Rang vier und so mit erstmals vor Rosberg (11.), aber Lewis Hamilton war im McLaren noch einmal sieben Zehntelsekunden schneller. Schumacher glänzte besonders, als in Melbourne leichter Regen einsetzte, auch am Renntag sind übrigens Schauer möglich. "Mit Michael haben wir ein paar Fortschritte erzielt, er war mit dem Auto ziemlich glücklich. Bei Nico haben wir bei ein paar Veränderungen vielleicht den falschen Weg eingeschlagen", wollte Teamchef Ross Brawn die Sache aber nicht überbewerten. Zumal Auftaktsieger Fernando Alonso (Ferrari) auf Rang 17 einkam, genau hinter Sebastian Vettel (Red Bull).

Wichtiger als die internen Duelle sind Brawn Fortschritte gegenüber der Konkurrenz. Nur sind größere Nachbesserungen am Auto eben erst in drei Wochen zu erwarten. Auch weil Mercedes-GP mit nur 450 Mitarbeitern operiert. "Da dauern manche Prozesse etwas länger", rechnet Brawn vor. Denn Ferrari schickt 900 Angestellte ins Manöver, bei Red Bull und McLaren gehen 500 Mitarbeiter ans Werk.

Insbesondere die schmaleren Reifen kommen Schumachers Fahrstil nicht sonderlich entgegen. Er bevorzugt ein übersteuerndes Auto, weil er beim Einfahren in die Kurven sein Auto abrupt einlenkt. Der Fahrstil ist ein Überbleibsel aus frühen Kartzeiten. Mit der um 2,5 Zentimeter verkleinerten Lauffläche der Vorderräder rutscht das Auto vorn nun aber leichter weg, Schumacher muss dann vom Gaspedal. Sein Kollege Rosberg hat mit diesem Fahrverhalten viel weniger Probleme, er peilt in Australien das Podium an. Schumacher dagegen sagt: "Es wird in den ersten Rennen sehr schwer für mich, unter die ersten Fünf zu fahren."

Für ein gutes Rennergebnis unverzichtbar ist ein guter Startplatz. Durch die neuen Regeln ist das Überholen im Rennen derzeit fast ausgeschlossen, wer beim Start nicht ganz vorne steht, kann kaum noch nach vorne fahren.

Schumacher selbst will es sich nicht anmerken lassen, dass es ihn ärgert, dass Rosberg in Bahrain das ganze Wochenende schneller war: "Nico ist ein guter und schneller Fahrer. Deshalb glaube ich nicht, dass ich mich für die Leistung in Bahrain schämen muss."