Vor dem Viertelfinale der Europa League gegen Standard Lüttich am Donnerstag hängt beim HSV der Haussegen gewaltig schief.

Mönchengladbach. Die Stimmung im Keller, die Saisonziele in Gefahr und der Trainer im Mittelpunkt der Kritik: Vor dem Europa-League-Viertelfinale gegen Standard Lüttich hängt beim Hamburger SV der Haussegen schief. Die desolate Leistung bei der 0:1-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach brachte Clubchef Bernd Hoffmann am Sonntag auf die Palme. „Das war ein mutloser und enttäuschender Auftritt. Das war nicht nur zu wenig, sondern noch weniger. Auf Dauer wird das nicht ausreichen, um mindestens den sechsten Platz zu erreichen“, sagte der HSV-Boss nach dem dritten Spiel in Serie ohne Sieg.

Wie im Vorjahr droht den Hanseaten zum Saisonfinale ein Einbruch, zudem steht Trainer Bruno Labbadia Ärger mit seinem Star Ruud van Nistelrooy ins Haus. Wütend und enttäuscht stampfte der niederländische Torjäger in der 63. Minute vom Feld, seinen Trainer keines Blickes würdigend. Ausgerechnet vor den Augen von Bondscoach Bert van Marwijk musste „Van the Man“ vorzeitig vom Feld. „Er hat doch fast anderthalb Jahre nicht gespielt. Man hat gemerkt, dass ihm heute von der ersten Minute die Frische fehlte“, begründete Labbadia seine Maßnahme. Verwunderlich allerdings, dass dann in Paolo Guerrero ein Angreifer eingewechselt wurde, der fast sieben Monate keine Partie bestritten hatte.

Seine vor allem im ersten Abschnitt mut- und ideenlosen Profis hatten keine Erklärung für den peinlichen Auftritt im Borussia-Park. „Wir sind in einer schwierigen Phase, haben wenig Spiele gewonnen. Wir tun uns schwer im Spiel und brechen zu schnell ein“, sagte Piotr Trochowski. „Für mich ist unerklärlich, wieso wir die erste Halbzeit so haben an uns vorbeiziehen lassen“, meinte Mladen Petric, der noch einer der aktiveren HSV-Akteure war. Auch Hoffmann war ratlos: „Ein solcher Auftritt mit neun bis zehn Nationalspielern ist mir rätselhaft. Ich erwarte am Donnerstag gegen Lüttich einen komplett anderen Auftritt“, betonte der Clubchef, der sich nicht auf eine Trainerdiskussion einlassen wollte. „Der Trainer stand nicht auf dem Platz. Das war eine Mannschaftsleistung, und das war nichts.“

Labbadia, der bereits im Vorjahr mit Bayer Leverkusen in der Rückrunde eingebrochen war und nun auch in Hamburg in der Kritik steht, appellierte an seine erfahrenen Spieler. „Wir werden die Dinge sehr hart ansprechen und müssen die Führungsspieler in die Verantwortung nehmen. Auch ich nehme mich in die Pflicht“, sagte der mit einem Dreijahresvertrag ausgestattete Coach im NDR-Fernsehen. Die Gladbacher hingegen bejubelten vor fast ausverkauften Rängen mit nunmehr 34 Punkten den fast sicheren Klassenverbleib und ihren „Torjäger“ Roel Brouwers. Mit seinem siebten Saisontreffer erzielte der niederländische Abwehrspieler in der 43. Minute das 1:0-Siegtor. „Das war ein Wochenende für uns. Damit haben wir einen großen Schritt getan“, befand Borussias Sportdirektor Max Eberl angesichts eines Vorsprungs von zehn Punkten auf den Relegationsplatz. „Wenn wir uns das noch nehmen lassen, brauchen wir danach nicht mehr Fußball zu spielen“, sagte Mittelfeldspieler Thorben Marx.