Der 25 Jahre alte Schlussmann von Bayer Leverkusen wird auch beim Testspiel gegen Argentinien an diesem Mittwoch im Tor stehen.

München. Die Torwartfrage ist geklärt: René Adler ist von sofort an auch ganz offiziell Deutschlands Ballfänger Nummer eins. Schon vor dem heißen Test am Mittwoch gegen Argentinien hat Joachim Löw den Leverkusener Torhüter zum ersten WM-Gewinner gekürt – das Auswahlverfahren um die weiteren Südafrika-Tickets aber wird der Bundestrainer weiter verschärfen. „René ist die Nummer 1. Er hat es in der Hand, ob er bei der WM spielt“, verkündete Löws Assistent Andreas Köpke am Montag die erwartete Beförderung von Adler zum aktuell wichtigsten Keeper der Nation.

Bei den Feldspielern ist bei insgesamt 25 eingeladenen Akteuren das Gerangel um einen Startplatz gegen das Team von Diego Maradona ungleich größer. „Es geht für viele Spieler um die Plätze im Kader und um die Stammplätze“, skizzierte Bayern-Profi Philipp Lahm den Charakter des aktuellen Klassikers gegen die Argentinier. „Ich erwarte aus der Partie wichtige Erkenntnisse“, erklärte Bundestrainer Löw vor dem Spiel gegen die Weltklasse-Auswahl seines Kollegen Maradona, die in München unweit des berühmten Hofbräuhauses Quartier bezog. Löw will auch einige Nachrücker wie den Hamburger Jérome Boateng oder die Neulinge Thomas Müller (FC Bayern) und Toni Kroos (Leverkusen) auf WM-Tauglichkeit prüfen.

Der Münchner Bastian Schweinsteiger könnte wie bei den Bayern ins defensive Mittelfeld rücken, wo Löw noch intensiv nach dem geeigneten Nebenmann von Kapitän Michael Ballack fahndet. „Alle freuen sich auf das Spiel, alle wollen spielen“, sagte Löws Co-Trainer Köpke. Schon nach nur acht Länderspielen rückt der 25 Jahre alte Adler in eine Reihe mit deutschen Torwart-Größen wie Toni Turek, Sepp Maier, Toni Schumacher, Oliver Kahn und Jens Lehmann. „Das ist eine große Herausforderung gerade in einem Land, in dem es in der Vergangenheit so große Torhüter gab“, kommentierte die neue Stammkraft seine Rolle. Die neue Herausforderung verdankt er vor allem zwei überragenden Spielen in der WM-Qualifikation gegen Russland im Oktober 2008 (2:1) und im Oktober 2009 (1:0), für die eigentlich Robert Enke vorgesehen war.

Der Hannoveraner, der sich nach schweren psychischen Problemen im November vergangenen Jahres das Leben nahm, hatte beide Partien wegen Gesundheitsproblemen absagen müssen. Beim freiwilligen Training im Kraftraum des Münchner Teamhotels „The Charles“ traf Adler am Montag erstmals als offizielle Nummer 1 mit seinem in der Rangordnung nun unterlegenen Kontrahenten Manuel Neuer zusammen. „Da gibt es keine Probleme zwischen uns“, berichtete der in Leipzig geborene Adler. Löw und Köpke hatten zuerst Neuer von seiner Ersatzrolle unterrichtet, dann Adler die freudige Botschaft überbracht. „Er hat Verständnis gezeigt, logischerweise ist es auch so, dass er nicht erfreut ist“, beschrieb Bundestorwart-Coach Köpke die Reaktion des 23 Jahre alten Schalkers Neuer.

Tim Wiese, der sich gegenwärtig wegen einer Muskelverletzung im Krankenstand befindet, erfuhr von der Rollenverteilung für die deutschen WM-Torhüter nicht direkt von Löw oder Köpke. Der Bremer ist jedoch von der sportlichen Leitung für die Südafrika-Mission, die für den dreimaligen Weltmeister Deutschland am 13. Juni in Durban gegen Australien beginnt, ebenfalls fest eingeplant. „Wir haben großes Vertrauen in die drei Torhüter. Sie verkörpern unsere Vorstellungen vom Torwart-Spiel. Deshalb gibt es keine Überlegungen, noch andere Torhüter ins Gespräch zu bringen“, erklärte Köpke, der selbst bei der misslungenen WM 1998in Frankreich die deutsche Nummer 1 war. Adler wird in der Münchner WM-Arena, für die es am Montag noch rund 3000 Tickets gab, gegen die „Gauchos“ natürlich unter besonderer Beobachtung stehen, auch wenn er selbst erklärte: „In der Wahrnehmung wird sich nicht viel ändern.“ Für seine Mitspieler war Adlers Beförderung offenbar ohnehin ohne größere Bedeutung. „Ich hab's gar nicht mitbekommen“, erklärte Lahm und schloss emotionslos an: „Wichtig ist, dass der Torwart, der im Tor steht, Leistungen bringt.“

Denn mit einem guten Resultat gegen den zweimaligen Weltmeister Argentinien soll eine positive WM-Stimmung gesichert werden. Was im anderen Fall passieren kann, hatte Lahm fast genau vor vier Jahren schon miterlebt. Nach dem blamablen 1:4 am 1. März 2006 in Florenz gegen Italien gerieten der damalige Bundestrainer Jürgen Klinsmann und sein Team in heftige Turbulenzen. „Wir wollen uns ersparen, dass Unruhe reinkommt und Diskussionen um jede einzelne Person“, erklärte der 26 Jahre alte Münchner jetzt.