Nach der misslungen Generalprobe gegen Italien vor der WM 2006 will die deutsche Mannschaft dieses Jahr für bessere Vorzeichen sorgen.

Sun City. Für das erste Testspiel der deutschen Fußballnationalmannschaft im Jahre 2010 vor der WM in Südafrika hat sich das Team um Bundestrainer Joachim Löw einen echten Brocken aussgesucht. Mit Argentinien kommt der am kommenden Mittwoch in die Allianz Arena nach München. Am Freitag wird Löw seinen Kader für den harten WM-Test gegen Lionel Messi und Co. bekanntgeben, der schon größere Aufschlüsse über das Weltmeisterschaftsaufgebot des DFB verspricht. Die Neulinge Toni Kroos (Leverkusen) und Thomas Müller (Bayern München) werden in den nächsten Tagen ihre Mobiltelefone auf Empfang schalten. „Vielleicht können wir schon ein Stück WM-Stimmung entfachen“, sagte Löw zum Match am kommenden Mittwoch in München.

Unter besonderem Druck nach den mit viel Getöse geplatzten Vertragsgesprächen und der zwischenzeitlichen Eiszeit mit der DFB- Spitze sieht sich der Bundestrainer vor dem Argentinien-Test aber nicht. „Wichtig in dem Sinne, ein Zeichen zu setzen, weil es Theater gab, ist das Spiel nicht. Aber es geht gegen Argentinien, gegen eine der besten Mannschaften der Welt“, sagte Löw - und erinnerte an die misslungene WM-Generalprobe unter seinem Vorgänger Jürgen Klinsmann im März 2006 beim 1:4 gegen Italien. Damals hatte die Pleite von Florenz ein mittleres Erdbeben rund um die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ausgelöst und Klinsmann kurz vor dem Championat im eigenen Land fast noch den Job gekostet.

“Unabhängig vom Ergebnis ist es wichtig, Erkenntnisse aus so einem Spiel zu ziehen. Wir haben mit Italien schlechte Erfahrungen gemacht, aber die richtigen Schlüsse daraus gezogen“, erinnerte sich Löw, damals Klinsmanns wichtigster Helfer. So will Löw nun auch als Chef die Partie gegen den zweimaligen Weltmeister Argentinien nicht überbewerten, betrachtet die Aufgabe aber dennoch als „Maßstab“ in Richtung Südafrika. Ablenkungen will er nicht zulassen. Auch die pikante Angelegenheit um die Schiedsrichter Manfred Amerell und Michael Kempter, die einen Tag nach dem Argentinien-Spiel in München sogar das Landgericht beschäftigen wird, ist für Löw kein Thema. „Für das habe ich im Moment nicht den Kopf.“

Mit den Erkenntnissen des Workshops in Sun City, einer Art südafrikanisches Las Vegas, will Löw sein Personal vor dem ersten Länderspiel im WM-Jahr nicht belasten. In der Glücksspieler-Stadt hatte der Bundestrainer bei seinem 24-stündigen Kurzaufenthalt viel von „Regeln, Ball, Regularien für die Mannschaft und für die Trainer“ erfahren. „Uns ist die ganze Technologie, die ganze Entwicklung erklärt worden und was den Ball von dem aus 2006 unterscheidet“, berichtete Löw von Details der Weiterbildung. „Wir bekommen da sehr viele Zahlen, aber es ist schwierig einzuordnen, wie gravierend die Veränderungen sind.“ Erst in der unmittelbaren WM-Vorbereitung im Mai zunächst auf Sizilien und dann in Südtirol will der 50-Jährige auch das Team damit näher konfrontieren.

Vom Fußball-Weltverband FIFA erhielten alle 32 Delegationen, von denen nur 19 mit ihren Nationaltrainern angereist waren, auch eine DVD mit strittigen Schiedsrichter-Entscheidungen und Regelfragen an die Hand. „Die müssen wir mit der Mannschaft durchgehen. Was sind die Anforderungen an die Schiedsrichter und wie werden sie vorgehen?“, erklärte Löw. Doch allem theoretischen Perfektionismus zum Trotz weiß auch der Coach, dass gerade nach dem Theater um seine gescheiterte Vertragsverlängerung die Leistungen von Kapitän Michael Ballack & Co. in Südafrika ganz allein über Wohl und Wehe entscheiden werden.