Die zwei größten Konkurrenten im Damen-Slalom kommen aus der gleichen Familie: Susanne und Maria Riesch rechnen sich Chancen aus.

Whistler. Weltmeisterin Maria Riesch will im Slalom heute (19 und 22.30 Uhr) ihre zweite Goldmedaille in Vancouver gewinnen, doch eine der größten Konkurrentinnen kommt aus der eigenen Familie. "Ich traue Susi einiges zu", sagt Riesch über ihre jüngere Schwester Susanne, "sie fährt konstant und verdammt schnell. Und sie kann hier sicher auf dem Podium landen."

Die 22-jährige Susanne Riesch galt schon vor Jahren als eines der größten Versprechen des deutschen Skisports. Doch erst jetzt in der Olympiasaison hat sie ihr großes Potenzial auch auf die Piste gebracht. "Ich möchte noch eine Medaille, alles andere wäre ja auch Tiefstapelei. Aber ich habe auch die Susi auf der Rechnung", sagt Maria Riesch. Und Susanne hat nicht schlecht Lust, der Schwester einen Strich durch die Goldrechnung zu machen.

"Ich glaube, dass die Maria sehr heiß ist auf den Slalom. Aber da können viele gewinnen - auch ich", sagt sie vor ihrem ersten und einzigen Rennen bei den Winterspielen in Whistler. Den goldenen Moment hat sie sich schon ausgemalt. "Ich habe mal geträumt, dass ich Olympiasiegerin werde", sagt sie, beeilt sich aber hinzuzufügen: "Na ja, so was träumt ja jeder mal."

Dennoch: Dass Susi ihrer drei Jahre älteren Schwester in den Olymp folgt, hält nicht nur Frauen-Cheftrainer Mathias Berthold für denkbar. "Bei Susi ist alles möglich", sagt er. Solche Prognosen begleiten Susanne Riesch schon, seit sie bei ihrem zweiten Weltcupslalom im November 2006 auf Platz fünf fuhr. Doch der jähe Absturz erfolgte fast noch schneller als der Aufstieg in die Weltspitze: In acht der folgenden neun Torläufe schied sie aus. "Der erste Erfolg kam zu früh, sie wäre fast daran zerbrochen", sagt Berthold im Rückblick.

Die ungleich erfolgreichere Maria sprach Susi in der schweren Zeit Mut zu. "Ich habe sie oft getröstet", sagt sie. Letztlich hat sich Susanne aber selbst helfen müssen - und tat es, das Vorbild in der eigenen Familie vor Augen. "Je erfolgreicher Maria war, desto engagierter habe ich gearbeitet", sagt sie. Heute soll es sich auszahlen.