Die HSV-Handballer stehen kurz vor einem Transfercoup. Der Klub plant die Verpflichtung des bisherigen Nationalspielers Michael Kraus.

Hamburg. Zwar dementierte Präsident Andreas Rudolph gegenüber dem Abendblatt entsprechende Meldungen knapp: "Von uns hat er kein Angebot." Allerdings bestätigte Kraus' Berater Jochen Bergener dem Abendblatt, dass die Hamburger ebenso wie ihr Bundesligarivale Rhein-Neckar Löwen an dem Spielmacher interessiert seien.

Kraus (26) hatte erst im vergangenen August seinen Vertrag beim TBV Lemgo vorzeitig bis 2012 verlängert. Wenig später scheiterte der Klub jedoch in der Champions-League-Qualifikation kläglich, Trainer Markus Baur wurde noch vor dem eigentlichen Saisonbeginn entlassen. Und bereits im November dachte Kraus plötzlich laut über einen Weggang aus Ostwestfalen nach.

Diese Umzugspläne könnten nun schon bald konkret werden. In Lemgo pocht man auf den gültigen Vertrag. Doch letztlich könnten das auch die üblichen Warnungen sein, um allzu billige Annäherungsversuche von vornherein abzublocken. Denn eine vertraglich festgeschriebene Ablöse gibt es bei Kraus nicht. Ein hoher sechsstelliger Betrag dürfte in jedem Fall fällig werden.

Beim HSV freilich ist in der Rudolph-Ära noch kein Transfer an den Finanzen gescheitert. Eine Verpflichtung Kraus' könnte gleich zwei Bedürfnisse des Vereins befriedigen. Sportlich könnte der Rückraumspieler mittelfristig die Nachfolge von Kapitän Guillaume Gille (33) antreten, dessen Vertrag in Hamburg 2011 endet. Die Führungsqualitäten des französischen Olympiasiegers, Welt- und Europameisters hat Kraus zwar erst im Januar bei der EM wieder schmerzlich vermissen lassen. Als Individualist aber, im Spiel eins gegen eins, wird er in Fachkreisen sogar noch höher eingeschätzt.

Zum anderen würde die Verpflichtung des Nationalspielers auch der Popularität des Vereins weiter auf die Sprünge helfen. Kraus ist nicht nur einer der begehrtesten, sondern auch der beliebtesten Handballer Deutschlands. Schon 2007, als sein Stern beim WM-Heimsieg aufging, hatte sich der HSV um ihn bemüht. Damals zog Kraus den Wechsel von Göppingen ins beschauliche Lemgo vor. Offiziell stellten die Hamburger ihr Werben daraufhin ein. Doch nun macht man Kraus neue Avancen. Rudolph soll sich mit ihm zu Verhandlungen getroffen haben. Dem Vernehmen nach wäre der HSV für Kraus im Falle eines Wechsels die erste Option.