In einem am Ende engen Spiel besiegte der HSV den TBV Lemgo in der Color-Line-Arena mit 32:31 und bleibt an der Tabellenspitze.

Hamburg. Die Stimmung war großartig, die Leistung der HSV-Handballer bis auf die letzten zehn Minuten auch. Dank eines am Ende noch hochgradig gefährdeten 32:31-(17:10)-Erfolges über den TBV Lemgo bauten die Hamburger mit ihrem 22. Saisonsieg, dem zwölften zu Hause, ihre Tabellenführung auf 45:5 Punkte aus. „Das war bis zur 50. Minute unser bestes Bundesligaspiel in der Rückrunde. Danach können wir von Glück sagen, dass wir dieses Spiel noch gewonnen haben. Dieser Leistungsabfall im Angesicht des klaren Sieges ist mir unerklärlich“, meinte HSV-Trainer Martin Schwalb.

Mit 13.171 Zuschauern war die Color-Line-Arena beim Handball zum dritten Mal in dieser Saison ausverkauft. Mit einem Schnitt von 10.289 Besuchern haben die Hamburger damit auch die Tabellenführung in der Publikumsgunst inne vor dem THW Kiel (10.250). Unter den Zuschauern war auch die Mannschaft des FC Schalke 04, die am Sonntag um 15.30 Uhr (live bei www.abendblatt.de) nebenan in der Nordbank-Arena gehen den HSV um Platz eins in der Fußball-Bundesliga kämpft. Die Spitzenposition bei den Fans werden die HSV-Handballer in dieser Saison in den restlichen vier Heimspielen nicht mehr abgeben. Das Treffen gegen Kiel am 22. Mai ist ausverkauft, für die übrigen drei Begegnungen sind bereits jeweils mehr als 10.000 Tickets verkauft.

Lemgo gilt in dieser Saison zu Recht als die unbeständigste Mannschaft in der Handball-Bundesliga. Weltklasse-Leistungen wie am vergangenen Sonntag beim 32:30-Sieg gegen den THW Kiel wechselten sich mit bösen Klatschen zu Hause wie in fremden Hallen ab. Statt um die Meisterschaft oder um die drei Champions-League-Plätze zu kämpfen, muss das Team von Trainer Volker Mudrow deshalb sogar um einen Europapokalplatz bangen. Im DHB-Pokal verlor Lemgo in der dritten Runde beim Zweitligaklub VfL Bad Schwartau, dem Kooperationspartner des HSV. Viel zur Unruhe hatte Nationalmannschaftskapitän Michael „Mimi“ Kraus (26) beigetragen, dem in Lemgo wiederholt Disziplinlosigkeit vorgeworfen wurde. Spielmacher Kraus will trotz Vertrages bis 2012 Lemgo im Sommer verlassen. Hamburg scheint sein bevorzugtes Ziel. Auch an diesem Sonnabend gab es wieder Gespräche mit Andreas Rudolph. „Wir haben wie immer nur Freundlichkeiten ausgetauscht“, sagte der HSV-Handball-Präsident - mit einem Lächeln. Kraus’ Auftritt auf dem Spielfeld wird die Begehrlichkeiten des HSV nicht zwangsläufig gesteigert haben.

In Hamburg präsentierten die Lemgoer nämlich lange Zeit ihr zweites, schwaches Gesicht und bestätigten 50 Minuten lang die Befürchtungen des Kieler Trainers Alfred Gislason. Der hatte vor der Begegnung gesagt: „Hoffentlich werden sie sich nicht wieder auf den Rücken legen und die Beine hochstrecken.“ Ganz so schlimm sah es zwar nicht aus, hilflos dagegen des Öfteren schon. Gegen die aggressive und hochkonzentrierte Deckung des HSV fehlten dem Tabellensechsten die spielerischen Mittel, und auch der Angriffswucht des Hamburger Rückraums hatten sie auf der anderen Seite wenig entgegenzusetzen. Vom schnellen 4:0 (8. Minute) zog der HSV über 10:4 (20.) zum Halbzeitstand von 17:10 davon. Überragend in der ersten Halbzeit: Marcin Lijewski. Der Pole warf fünf Mal aufs Tor und traf fünf Mal. Stark auch Neu-Nationalspieler Matthias Flohr, der sich immer wieder in Eins-zu-eins-Situationen durchsetzen konnte. Flohr gelang sein 250. Treffer für den HSV, dem Dänen Hans Lindberg sogar sein 900.

Den Start in die zweite Hälfte verschlief der HSV. Innerhalb von dreieinhalb Minuten verkürzte Lemgo auf 14:17, aber die Antwort der Hamburger ließ nur Sekunden auf sich warten. Domagoj Duvnjak, der 21 Jahre alte kroatische Spielmacher, nahm die Sache selbst in die Hand und stellte mit drei Treffern innerhalb von 110 Sekunden zum 20:14 erneut eine beruhigende Führung her. Damit schien der Widerstand der Lemgoer vorzeitig gebrochen. Zehn Minuten vor Schluss führte der HSV mit 29:20. Blazenko Lackovic hatte daran mit fünf Treffern großen Anteil.

Doch plötzlich nahm die Begegnung noch eine dramatische Wendung. Lemgo nutzte die zunehmenden Nachlässigkeiten der Hamburger nicht nur zur Ergebniskorrektur, sondern verkürzte zwei Minuten vor Schluss auf 28:30. 50 Sekunden vor dem Ende gelang dem schusssicheren Jens Bechtloff (acht Tore bei acht Würfen) sogar der Ausgleich zum 31:31. Dann griff Krzysztof Lijewski ein. Der Pole tankte sich durch die gegnerische Hälfte und warf fünf Sekunden vor Schluss den Siegtreffer zum 32:21. HSV-Torhüter Johannes Bitter hielt den Erfolg schließlich fest. Mit dem Abpfiff parierte er den Wurf von Rolf Hermann. Endlich durfte wirklich gejubelt werden.

Die Statistik

HSV Hamburg - TBV Lemgo 32:31 (17:10). -

Tore : Lackovic (6), Lindberg (6/3), M. Lijewski (5), Duvnjak (5), Vori (3), Flohr (3), K. Lijewski (2), Hens (2) für Hamburg - Bechtloff (8), Hermann (6), Kraus (6/4), Ilyes (4), Strobel (4), Kehrmann (2), Glandorf (1) für Lemgo. -

Zuschauer: 12.810 (ausverkauft)