Biathletin Magdalena Neuner holte Silber im Sprint und will heute bei der Verfolgung mehr. Das Männerteam muss sich noch finden.

Whistler. Vor der Jagd auf Gold gönnte sich Magdalena Neuner erst einmal eine Auszeit. Kraft tanken statt Training stand für die Silbermedaillengewinnerin auf dem Programm, doch heute ist es nicht nur im Whistler Olympic Park mit der Ruhe vorbei. In der Heimat spielt die Musikkapelle beim Verfolgungsrennen (19.30 Uhr) zu Ehren der 23-Jährigen, ganz Wallgau drückt ihr beim Faschingskehraus im "Haus des Gastes" die Daumen.

Im fernen Kanada setzt die Olympiadebütantin ganz fest auf einen Gold-Coup. "Irgendwie habe ich ein gutes Gefühl. Ich bin gut drauf. Ich weiß, was ich kann." Nach dem achten Podestplatz in Serie geht sie mit zwei Sekunden Rückstand auf die slowakische Sprint-Überraschungssiegerin Anastasia Kuzmina in die Loipe. Die deutschen Medaillenhoffnungen ruhen damit erneut einzig und allein auf den schmalen Schultern der sechsfachen Weltmeisterin.

"Druck mache ich mir überhaupt keinen. Das habe ich vor dem Sprint nicht gemacht, und das mache ich jetzt auch nicht", sagte Neuner gelassen. "Die Silbermedaille kann mir keiner mehr nehmen." Richtig zufrieden wird sie aber erst sein, wenn auch eine Goldmedaille um ihren Hals baumelt. Die Voraussetzungen dafür sind blendend, auch wenn Frauen-Bundestrainer Uwe Müssiggang warnt: "Was im Biathlon alles möglich ist, haben wir am Sonntag bei den Männern gesehen."

Dort gingen die Skijäger um den dreifachen Olympiasieger Michael Greis im Schneeregen ebenso baden wie am Tag zuvor die Teamkolleginnen von Neuner. Simone Hauswald (1:19 Minuten), Andrea Henkel (1:20) und Kati Wilhelm (1:32) müssen deshalb in der Verfolgung über zehn Kilometer auf Patzer der Konkurrenz hoffen und zugleich deutlich stärker auftrumpfen als beim Auftakt. Neuner traut ihnen das zu. "Ich denke, sie greifen noch an. Wir werden alle angreifen", versprach Neuner einen couragierten Auftritt der deutschen Skijägerinnen.

Besonders Wilhelm wirkte nach ihrem enttäuschenden 30. Platz im Sprint zerknirscht. "Das hatte ich mir natürlich anders vorgestellt", sagte die dreifache Olympiasiegerin, für die die Spiele in Whistler eigentlich der krönende Abschluss ihrer Karriere sein sollen. Dafür war die 33-Jährige extra schon einige Tage vor der Mannschaft nach Kanada gereist, doch im Sprint hatte das "Rotkäppchen" zum einen nicht das beste Material. Zum anderen leistete sie sich drei Fahrkarten am Schießstand - zu viel, um sich heute noch berechtigte Hoffnungen auf einen Podestplatz machen zu dürfen.

Dass sich Neuner diesen noch nehmen lässt, kann sich im Whistler Olympic Park niemand so recht vorstellen. Zu souverän tritt das neue Covergirl der deutschen Olympia-Mannschaft auf und abseits der Strecke auf. "Die Pause am Sonntag hat ihr gut getan", sagte Müssiggang. "Sie ist in richtig guter Verfassung."

Über den Leistungsstand der deutschen Skijäger gab das Sprintrennen am Sonntag hingegen keinen Aufschluss. Die Bedingungen waren derart chaotisch, dass Greis und Co. der Spitze weit hinterher liefen. Dabei ging unter, dass Christoph Stephan ein sehr gutes Rennen machte und mit nur einem Schießfehler bei normaler Witterung ganz vorne dabei gewesen wäre. "Christoph hat es sehr gut gemacht, mehr war bei den Bedingungen nicht möglich", attestierte Bundestrainer Frank Ullrich dem Oberhofer gute Form.

Doch auch der 24-Jährige weist bereits einen Rückstand von 1:43 Minuten auf Olympiasieger Vincent Jay (Frankreich) auf. Greis (1:48), Andreas Birnbacher (1:59) und Arnd Peiffer (2:21) hinken der Spitze ebenfalls hinterher - die Verfolgung (21.45 Uhr) dürfte damit lediglich dem Frustabbau dienen. "Es ist ärgerlich, dass das Wetter gleich beide Rennen kaputt gemacht hat", sagte Ullrich.