Neuner hatte im Ziel 12,3 Sekunden Vorsprung vor Anastazia Kuzmina aus der Slowakei. Bronze ging an die Französin Marie Laure Brunet.

Whistler. Magdalena Neuner ist endgültig der neue Stern am deutschen Biathlon-Himmel. Mit einer eindrucksvollen Laufleistung und einer fast perfekten Vorstellung am Schießstand stürmte die 23- Jährige am Dienstag zu Gold und erfüllte sich ihren Kindheitstraum vom Olympiasieg. „Das ist Wahnsinn!“, jubelte die Bayerin nach ihrem Coup. „Ich wusste nach dem letzten Schießen: Das schaffst du, und wenn du sterben musst.“

Drei Tage nach dem Gewinn der Silbermedaille im Sprint bestätigte Neuner ihre Topform und zeigte auch im Schießen Nerven wie Drahtseile. Lediglich im Stehend-Anschlag leistete sich die Wallgauerin zwei Fahrkarten, genauso wie ihre schärfste Konkurrentin Anastasiya Kuzmina aus der Slowakei. „Das ist fantastisch. Diese Nervenstärke, dieser Wille. Das ist das Holz, aus dem Olympiasieger geschnitzt sind. Das war eine grandiose Leistung. Hut ab!“, sagte DOSB-Präsident Thomas Bach.

Schon vor dem Rennen hatte die bayerische Frohnatur so locker gewirkt, als stünde ein Hobby-Rennen und nicht ein olympischer Wettkampf auf dem Programm. „Ich mache mir keinen Druck. Das habe ich vor dem Sprint nicht gemacht und das mache ich dieses Mal auch nicht“, sagte die sechsmalige Weltmeisterin.

Mit zwei Sekunden Rückstand auf die slowakische Überraschungs- Siegerin Kuzmina war Neuner in die sulzigen Loipe im Whistler Olympic Park gestartet. Doch bereits in der ersten Runde zog sie erstmals an ihrer Konkurrentin vorbei. Danach lieferten sich beiden einen packenden Schlagabtausch. Im ersten Liegend-Schießen blieben beide fast synchron ohne Fehler. Im zweiten Liegend-Anschlag erlaubte sich Kuzmina dann eine Fahrkarte, während Neuner erneut fehlerfrei blieb - der Weg zum Gold war frei.

Im Stehend-Anschlag blieb Neuner dann ebenfalls fast fehlerfrei. Im letzten Schießen sah die Deutsche schon wie die sichere Siegerin aus, ehe sie nach einem Patzer doch noch in die Strafrunde musste. Doch wie schon im gesamten Verlauf der Saison blieb Neuner in der Loipe eine Klasse für sich. 6,2 Sekunden Vorsprung hatte sie nach dem letzten Schießen – diesen Vorsprung ließ sie sich nicht mehr nehmen.

Bundestrainer Uwe Müssiggang lehnt bis zum Schluss zwar alle Glückwünsche ab, doch auch der deutsche Medaillen-Schmied hatte nach dem letzten Schießen bereits ein Lächeln im Gesicht. Zumal Kuzmina auf der Schlussrunde weiter verlor. Die übrigen deutschen Starterinnen hatten wie erwartet mit dem Ausgang des Rennens nichts mehr zu tun.

Neuner hat Deutschland zudem zur erfolgreichsten Nation in der Geschichte der Olympischen Winterspiele gemacht und Russland von Platz 1 des ewigen Medaillenspiegels verdrängt. Der Olympiasieg der Biathletin war die 121. Goldmedaille für Deutschland seit 1924. Insgesamt holten deutsche Athleten bei 21 olympischen Winterspielen bislang 121 Gold-, 120 Silber- und 95 Bronzemedaillen. Russland hat ebenfalls 121 Goldmedaillen - aber nur jeweils 87 Silber- und Bronzemedaillen. Auf Rang drei des ewigen Medaillenspiegels folgt Norwegen (98-102-86).