Die deutsche Meisterin und Europacupsiegerin im Kegeln ist eine der Kandidaten für die Sportlerwahl.

Hamburg. Sandra Wesemann ist Keglerin - eine sehr erfolgreiche sogar. Im vergangenen Jahr wurde die 24-Jährige nicht nur deutsche Meisterin mit der Mannschaft, sondern gewann im Einzel auch den wertvollsten Titel - den Europacup. Doch wie beginnt eine Kegelkarriere? "Ich war neun Jahre alt und es waren gerade Sommerferien", erzählt die Sportlerin. Um nicht der Langeweile zu verfallen, machte Sandra damals bei einem Kegel-Ferienangebot mit. Und trat gleich in einen Verein ein.

In der Jugendabteilung gab es dann Einheiten mit Trainern, die ihre Anläufe auf Video aufzeichneten. "Da kann man dann sofort sehen, was man falsch gemacht hat", erklärt Wesemann. "Bei den Erwachsenen hilft man sich gegenseitig, da gibt es keine Trainer mehr." Trainiert wird natürlich trotzdem. Ein bis zwei Mal die Woche geht es auf die Bahn. Dann werden der Anlauf verbessert, verschiedene Würfe ausprobiert.

Am Wochenende stehen Bundesligaspiele mit dem Verein Hamburger Kegler auf dem Plan. Mit einer Mannschaft von sechs Spielern und einem Ersatzspieler geht es zu Partien im ganzen Norden. "Man kommt viel rum", sagt sie. "Berlin, Bremen, Hamburg, Peine." Dass nur norddeutsche Teams teilnehmen, liegt an den unterschiedlichen Bahnen in Deutschland. Im norddeutschen Raum ist die Bohlebahn der übliche Spieluntergrund. Die Bahn besteht aus Holz oder Kunststoff. Ähnlich ist die Scherenbahn in Niedersachsen und Hessen. Hier ist nur das Ende der Bahn breiter. In Bayern und im Osten Deutschlands wird auf Asphaltbahnen oder sogenannten Classicbahnen gespielt. Bei denen muss der Untergrund vollkommen glatt und aus Asphalt oder Kunststoff sein.

Im Spiel macht jeder Kegler zweimal 120 Würfe. Anders als bei Geburtstagen oder Weihnachtsfeiern fallen dabei so gut wie keine Pudel. Einen Pudel wirft ein Kegler, der bei seinem Wurf keine Kegel umstößt. "Alle zwei oder drei Spieltage passiert mal einem Spieler ein Ausrutscher. Ich habe allerdings seit acht Jahren keinen mehr geworfen", berichtet Wesemann. Wenn alle Spieler ihre Würfe hinter sich haben, erhält die bessere Mannschaft einen Punkt. Als Bonus können auch noch die besten drei Spieler Punkte sammeln.

Wenn die junge Sportlerin nicht zu ihren Spielen durch Norddeutschland reist oder auf der Bahn trainiert, geht sie gerne laufen, um sich fit zu halten. Allerdings schränkt sie der Beruf als Filialleiterin eines Sportgeschäfts in Norderstedt zeitlich stark ein. "Trotzdem: So oft es geht, laufe ich", sagt sie.

Vom populären Konkurrenzsport Bowling hält Sandra Wesemann übrigens wenig - zumindest in ihrer von August bis Juni dauernden Saison. Nur in der Sommerpause wird sie dann doch mal "mit Freunden" schwach. Während der Saison aber ist Bowling tabu. Ambitionierte Kegler, sagt sie, bringe das aus dem Konzept, da man in ihrer Disziplin anders als beim Bowlen das Handgelenk möglichst gerade halten müsse.