Die Wettmafia soll alles von Berlin aus gesteuert haben. Das Ausmaß der betrügerischen Wetteinsätze ist noch nicht klar.

Berlin. Der neue Wettskandal im Fußball erschüttert Deutschland: Bei den Drahtziehern soll es sich nach Informationen der "Berliner Morgenpost" um eine fünfköpfige Gruppe aus Berlin handeln. Zu dieser gehörten neben dem einschlägig bekannten und inzwischen in Untersuchungshaft sitzenden Ante S. vier weitere Berliner südosteuropäischer und türkischer Herkunft. Bild.de veröffentlichte jetzt eine Liste mit Spielen, die unter Betrugs-Verdacht stehen.

Die Drahtzieher sollen eng mit einer weiteren Gruppe zusammengearbeitet haben, die für die Umsetzung der Betrügereien zuständig gewesen sei - insbesondere für die Bestechungen von Spielern, Trainern und Schiedsrichtern. Eine Bestätigung seitens der Behörden gab es unter Verweis auf das laufende Verfahren nicht. Ein Berliner türkischer Herkunft kümmerte sich vornehmlich um Manipulationen von Spielen in seiner Heimat. Aus der Wettszene der Hauptstadt heiße es, der Mann habe an mindestens einem halben Dutzend versuchten und gelungenen Manipulationen von Spielen der zweiten und dritten türkischen Fußballliga mitgewirkt. In einem Fall soll ein Spiel der ersten Liga zwischen einem Istanbuler Klub und einem Verein aus Ankara betroffen gewesen sein.

Bei einem Drittligaspiel in der Türkei sollen 30.000 Euro an den Trainer und mehrere Spieler einer Mannschaft geflossen sein. Im Gegenzug sollten sie dafür sorgen, dass der Gegner in der ersten Halbzeit des Spiels drei Treffer erzielt, worauf die Berliner Bande um Ante S. bei zwei Wettanbietern insgesamt 60.000 Euro setzte. Die bestochenen Spieler sorgten demnach unter anderem mit einem Eigentor und einem wohl absichtlich verursachten Foulelfmeter dafür, dass das gewünschte Ergebnis zustande kam. Die Wettmafia kassierte dadurch angeblich einen Gewinn von 48.000 Euro.

"Wir gehen davon aus, dass Manipulationen und Manipulationsversuche in dieser Form auch in vielen anderen Ligen von den Verdächtigen durchgeführt wurden", zitiert die Zeitung einen Ermittler. Zum Ausmaß der betrügerischen Wetteinsätze sagte er: "Wir stehen noch ganz am Anfang, und es würde mich nicht wundern, wenn am Ende schwindelerregende Summen herauskommen."