Oh là là! Der 63-jährige Franzose Jean Todt ist neuer Präsident des Automobilweltverbandes FIA und löst den Briten Max Mosley ab.

Paris. Der Franzose Jean Todt ist neuer Präsident des Automobil-Weltverbandes FIA. Die Generalversammlung der FIA wählte den 63 Jahre alten früheren Ferrari-Sportchef zum Nachfolger des Briten Max Mosley, der nach 16 Jahren an der Spitze des Verbandes nicht mehr angetreten war.

Todt, der bei Ferrari Michael Schumacher zu fünf WM-Titeln geführt hatte, setzte sich am Freitag in Paris bei der Wahl deutlich gegen den früheren Rallye-Weltmeister Ari Vatanen aus Finnland durch. Auf Todt entfielen 135 Stimmen. Für Vatanen, zu dessen Führungsmannschaft auch ADAC-Sportpräsident Hermann Tomczyk aus Rosenheim als 1. Vize-Präsident Sport und ADAC-Präsident Peter Meyer aus Mülheim an der Ruhr als einer von sieben Vize-Präsidenten Mobilität gehört hätten, stimmten nur 49 Delegierte. Dazu gab es 12 Enthaltungen oder ungültige Stimmen.

„Die Arbeit meines Teams wird auf Konsens, nicht auf Konfrontation basieren“, hatte Todt vor der Abstimmung versprochen: „Wir wollen die Formel 1 so weiterentwickeln, dass alle Beteiligten profitieren, die Teams und die Fans.“

Einer der ersten Gratulanten des neuen FIA-Chefs war dessen Freund Schumacher, der sich zuletzt auch öffentlich für seinen früheren Chef satrk gemacht hatte. Der Kerpener war extra selbst nach Paris gekommen und hatte sich an Todts Seite gezeigt.

„Es ist positiv, sehr positiv“, erklärte er unmittelbar nach der Entscheidung. Auf seiner Homepage schrieb Schumacher zudem: „Der richtige Mann hat gewonnen. Natürlich freue ich mich sehr für ihn, denn sowohl als Freund als auch als Motorsportler war ich ja schon von Anfang an davon überzeugt, dass er der kompetentere Mann dafür ist. Vor allem glaube ich, dass er mit seinem team-betonten Führungsstil einen frischen Wind bringen wird, der der FIA gut tun wird.“

Glückwünsche kamen auch von Todts früherem Chef Luca di Montezemolo. Der Ferrari-Präsident erklärte in einem Statement als Chef der Teamvereinigung FOTA: „Ich habe immer seine Fähigkeiten, Hingabe und Engagement geschätzt. Ich bin sicher, dass unter seiner Führung der Verband modernisiert und ein Klima für offene Dialoge und konstruktive Zusammenarbeit mit den Teams und der FOTA geschaffen wird.“ Mercedes-Spotchef Norbert Haug freut sich „auf eine konstruktive Zusammenarbeit, bei der vor allem weitere Kostensenkungen in der Formel 1 und weitere kostenlose Mehrwerte für das Formel 1-Publikum im Mittelpunkt stehen sollen.“

ADAC-Präsident Meyer gratulierte Todt, nahm ihn aber auch gleich in die Pflicht. „Für die Zukunft erwartet der ADAC im Interesse der Mobilität eine konstruktive Zusammenarbeit mit der neuen FIA-Spitze. Der Club wird die weitere Entwicklung der FIA intensiv beobachten und darauf achten, ob der neu gewählte Präsident seine Versprechungen einhält“, erklärte er.

Todt war nach seiner Zeit als Rallye-Beifahrer und dem Gewinn der Konstrukteurs-WM 1981 an den Kommandostand gewechselt und richtig durchgestartet. Vier Titel in der Rallye-WM, vier Triumphe bei der Dakar-Rallye und zwei Siege bei den 24 Stunden von Le Mans waren allerdings nur die Ouvertüre für sein eigentliches Lebenswerk: Die Wiederbelebung von Ferrari.

1993 übernahm „Napoleon“, wie Todt oft genannt wird, die Sportabteilung der Scuderia und schuf das Dream Team um Michael Schumacher und den Technischen Direktor Ross Brawn. Schumacher wurde fünfmal in Folge Weltmeister, insgesamt holte Ferrari unter Todt 13 WM-Titel und 98 GP-Siege. Der Franzose stieg sogar bis zum Generaldirektor des Sportwagenbauers auf und wurde rechte Hand von Montezemolo. Jetzt hat er mit dem FIA-Vorsitz den Höhepunkt seiner Karriere erreicht.

Im Streit zwischen der FIA und der Teamvereinigung FOTA um die Zukunft der Formel 1 hatte Mosley Ende Juni das Handtuch geworfen, um die drohende Spaltung der Königsklasse zu verhindern. Der Brite hatte gegen den Willen der Teams unter anderem eine Budget-Obergrenze von 45 Millionen Euro durchdrücken wollen, war aber an der Einigkeit der Hersteller gescheitert. Erst seine Ankündigung, sich nicht noch einmal zur Wahl zu stellen, machte den Weg für eine Einigung frei.

Das neue FIA-Kabinett unter Jean Todt

Präsident: Jean Todt (Frankreich)

Stellvertretender Präsident Mobilität: Brian Gibbons (Neuseeland)

Stellvertretender Präsident Sport: Graham Stoker (Großbritannien)

Senatspräsident: Nicholas Craw (USA)

Senatsmitglieder: Hernan Gallegos Banderas (Ecuador), Tunku Mudzaffar bin Tunku Mustapha (Malaysia), Rudolf Graf von der Schulenburg (Deutschland), Carlos Slim Domit (Mexiko), Jainchang Yan (China) Vizepräsidenten für Mobilität: Carlos Barbosa (Portugal), Victor Dumot (Paraguay), Ignacio Gonzalez Fausto (Mexiko), Gus Lagman (Philippinen), Franco Lucchesi (Italien), Jorge Rosales (Argentinien) Danijel Starman (Slowenien) Vizepräsidenten für Sport: José Abed (Mexiko), Michel Boeri (Monaco) Morrie Chandler (Neuseeland), Enrico Gelpi (Italien), Carlos Gracia (Spanien), Mohamed ben Sulayem (Vereinigte Arabische Emirate), Surinder Thatthi (Kenia)