Die Forderungen: bessere Pflege der Schulturnhallen und ein Masterplan für den Spitzensport.

Hamburg. Rund 375 000 Hamburger treiben Sport in einem der 800 Vereine der Stadt, mehr als 220 000 von ihnen sind wahlberechtigt. Die Parteien nehmen deshalb den Sport vor der Bürgerschaftswahl am 24. Februar ernst. Wie es um den Hamburger Sport bestellt ist, hat der Kölner Christoph Breuer, Professor für Sportökonomie, untersucht: Demnach sehen sich 14 Prozent der Vereine nach der Kürzung der staatlichen Zuwendungen in ihrer Existenz bedroht - das wären etwa 110 Klubs. Die Leistungssportler hatten zuletzt keinen Grund zum Klagen. In den vergangenen Jahren stellte ihnen die Stadt für 42,2 Millionen Euro neue Trainingsstätten hin, weitere Investitionen werden folgen.

Was der Sport von der Politik fordert, dazu befragte das Abendblatt Bernd Lange-Beck und Ingrid Unkelbach. Lange-Beck ist Geschäftsführer des innovativen Verbandes für Turnen und Freizeit (rund 140 000 Mitglieder) und damit einer der führenden Vertreter des Breiten- und Gesundheitssport. Unkelbach leitet den Olympiastützpunkt Hamburg/Schleswig-Holstein. Sie vertritt in der Stadt die Interessen des Spitzensports.

Das sagt Lange-Beck: "Die am meisten genutzten Sportstätten für den Vereinssport sind die Schulturnhallen. Hier sind große Defizite zu verzeichnen: Sauberkeit, Pflege und Zustand lassen oft zu wünschen übrig, die Sanitärräume entsprechen nicht Hamburger Standards, die Ausstattung orientiert sich an früheren Schulsportlehrplänen. Die eigenen Anlagen von Vereinen wie dem Altonaer Turnverband von 1845 oder von Sportspaß sehen anders aus: heller, wärmer, funktionsgerechter für Fitness und Gesundheitssport. Dazu kommt: Jeder, der sich in den letzten Jahrzehnten um eine Hallenzeit bemühte, hörte, dass leider alles ausgebucht sei. Nur durchsetzungsstarke Vereine konnten neue Nutzungszeiten akquirieren. Hier ist die Stadt dringend gefordert: Es bedarf eines transparenten Vergabesystems, das allen eine faire Chance gibt.

Das Programm 'integrierter Sportstättenbau' muss verstärkt aufgegriffen werden: An Orten, an denen Schulsporthallen entstehen, sollte der ortsansässige Verein die Möglichkeit haben, Bedarf für ein Vereinsheim, ein Gym oder einen Jugendraum anzumelden. Leistungsfähige Vereine konnten in der Vergangenheit eigene Anlagen errichten. Das ist schwieriger geworden, weil die Banken für Baudarlehen stärkere Sicherheiten wollen, als es die Vereine mit ihren Sportrahmenvertragsflächen der Stadt bieten können. Erbbaurecht oder lange Laufzeiten könnten hier Abhilfe schaffen."

Das sagt Unkelbach: "Die Stadt hat mit dem Sportpark Dulsberg die Infrastruktur für den Leistungssport entscheidend verbessert. Was jetzt am Olympiastützpunkt mit seinen gewachsenen Aufgabenfeldern fehlt, ist ein Managementplan der verschiedenen Betreiber, der die sportlichen wie die organisatorischen Anforderungen im Sinne des Spitzensports optimiert. Dazu gehört zusätzliches Fachpersonal, zum Beispiel ein Trainingswissenschaftler für die High-Tech-Videoanlage in der neuen Beachvolleyball-Halle.

Noch dringender braucht Hamburgs Spitzensport einen Masterplan. Welches sind die Ziele, wer koordiniert sie, wer finanziert sie, welche Institution verfolgt sie? Ein Beispiel: Im Sportpark Dulsberg ist seit Jahren ein weiteres Leistungszentrum für Handball geplant. Jetzt wird neben der Color-Line- die Volksbank-Arena gebaut - mit einer Trainingshalle für (Profi-)Handball. Hamburg braucht den Sportpark Volkpark, aber zugleich eine bessere Abstimmung von Bedarf und Angebot."