HAMBURG. Der Radsport hat den letzten Rest an Glaubwürdigkeit verspielt. Auch Sportler, Trainer und Funktionäre anderer Sportarten diskutieren mehr denn je über Sinn und Unsinn der dopingverseuchten Rennen. "Die Tour sehe ich nicht mehr am TV. Das ist nur noch eine Farce und der reine Zirkus" meint beispielsweise der frühere Handball-Nationalspieler Stefan Kretzschmar.

Auch Günter Ploß, Präsident des Hamburger Sportbundes, kann das größte Radrennen der Welt nicht mehr ernst nehmen: "Vielleicht sollte man das Rote Trikot für den besten Blutdoper einführen." Tour-Abbruch, Absage der Deutschland-Tour und der Weltmeisterschaften in Stuttgart - harte Konsequenzen werden in Erwägung gezogen. Peter Danckert, Vorsitzender des Sportausschusses im Deutschen Bundestag: "Wenn ich es entscheiden müsste, würde ich die Tour abbrechen."

Es gibt aber auch gemäßigte Stimmen. So wie Huub Stevens, Coach der HSV-Fußballer. "Warum sollte die Tour beendet werden?", fragt der Niederländer. "Ich glaube, dass vermehrte Dopingmeldungen zeigen, dass die schummelnden Fahrer gefunden werden." Sein Amtskollege bei den Handballern, Martin Schwalb, spricht sich wie Freezers-Boss Boris Capla und Olympiastützpunktleiterin Ingrid Unkelbach ebenfalls gegen einen Abbruch aus: "Der Sport muss größer sein als die kriminellen Elemente", meint Schwalb. "Es war klar, dass man Leute die Unrechtes tun, nicht von jetzt auf gleich ändern kann", sagt Capla.

Verzweifelt nach Lösungen suchen Veranstalter und Sponsoren anderer Radrennen. "Wir brauchen jetzt einen radikalen Neuanfang", sagt Vattenfall-Kommunikationschef Peter Poppe. "Bezogen auf die Cyclassics in Hamburg heißt das, dass wir alles tun werden, um verdächtige Fahrer und Teams nicht an den Start gehen zu lassen. Falls notwendig, müssen wir die Cyclassics wieder von einem ProTour-Rennen zu einem Einladungsrennen machen, sodass wir bestimmen und nicht der Weltverband, wer bei uns startet."