Die deutschen Schwimmer haben auch am vierten Tag der Schwimm-EM im ungarischen Debrecen für Furore gesorgt. Gold für Jenny Mensing.

Debrecen. Die müde Jenny Mensing schwamm mit dem 250. deutschen EM-Gold zum größten Erfolg ihrer Karriere, der starke Marco Koch fischte mit Silber seine erste internationale Langbahn-Medaille aus dem Pool, nur am Ende ging die 4x200-Freistilstaffel der Frauen als Vierte leer aus. Die deutschen Schwimmer haben auch am vierten Tag der Europameisterschaften im ungarischen Debrecen für Furore gesorgt, wenngleich ihnen die Lokalmatadoren mit neun Medaillen, darunter vier goldene, die Show stahlen.

Die deutsche Rekordhalterin Mensing ging nach Silber über 200 m Rücken mit der viertbesten Zeit ins Finale, schlug am Ende in 1:00,08 Minuten aber vor der Italienerin Arianna Barbieri als Erste an. „Das ist das Größte, was ich bisher erreicht habe. Ich habe ein bisschen gebraucht, um das zu realisieren. Gehofft haben wir, dass eine Medaille rausspringt“, sagte die Polizistin aus Wiesbaden, die erst nach der Nationalhymne richtig strahlte und sich auf besondere Weise belohnen will: „Ich werde jetzt schlafen gehen.“

Eine Viertelstunde zuvor hatte der frühere Kurzbahn-Europameister Koch über 200 m Brust in 2:09,26 Minuten hinter dem ungarischen Weltmeister und Titelverteidiger Daniel Gyurta Silber gewonnen. „Die eine oder andere Wende war nicht optimal. Aber die Zeit ist saugut. Ich freue mich“, sagte der Schützling des gefeuerten Bundestrainers Dirk Lange. Auf die Frage, wann er den überragenden Gyurta einmal schlagen könne, gab der 22-Jährige eine Kampfansage ab: „Ich hoffe bei Olympia, ich fahre ja nicht zum Spaß dahin.“ Der WM-Dritte Christian vom Lehn (Wuppertal) erreichte in 2:10,61 Platz vier.

Am Ende des Tages schwamm die lange Freistilstaffel der Frauen in der Besetzung Silke Lippok (Pforzheim), Theresa Michalak (Halle/Saale), Alexandra Wenk (München) und Daniela Schreiber (Halle/Saale) beim Sieg der Italienerinnen in 8:00,55 Minuten auf Platz vier.

Kurzbahn-Europameisterin Michalak hatte aber 45 Minuten zuvor Grund zur Freude, als sie beim Sieg der Ungarin Katinka Hosszu als Vierte über 200 m Lagen in 2:12,26 Minuten die Olympia-Norm unterbot. „Ich habe überall Gänsehaut, weil ich mich so sehr freue“, sagte die 20-Jährige. Wenk, die als Halbfinal-Neunte kurzfristig ins Finale nachgerückt war, wurde in 2:14,95 Siebte, verfehlte aber die geforderte Zeit.

Auch Marco di Carli konnte seine vorletzte Chance auf das Einzelticket für London nicht nutzen. In 48,96 Sekunden blieb er über der Norm (48,49), schürte aber als Dritter Medaillenhoffnungen. „Ich dachte, dass es ein bisschen schneller geht. Ich habe durch die Krankheit viel Substanz verloren. Jetzt heißt es ausruhen und morgen nochmal angreifen. Noch ist nicht alles vorbei“, sagte der Frankfurter, der bei den deutschen Meisterschaften in Berlin durch Magenprobleme geschwächt war. Da der 26-Jährige aber im Vorlauf in 48,81 die beste Zeit aller Deutschen in diesem Jahr geschwommen war, hat er einen Platz in der Olympiastaffel so gut wie sicher. Steffen Deibler (Hamburg) schied als Halbfinal-Elfter (49,54) aus.

Sein Bruder Markus reiste vorzeitig ab. Der Kurzbahn-Vizeweltmeister leidet an einem Infekt, der bereits über 200 m Lagen mitverantwortlich für sein Vorlauf-Aus war. Über 100 m Freistil schied der deutsche Meister Christoph Fildebrandt (Wuppertal/49,92) als 21. aus.

Neben di Carli hat auch Sarah Poewe (Wuppertal) am Freitag Medaillenchancen. Die Europameisterin über die 100 m Brust zog auf der doppelten Strecke in 2:28,72 als Fünfte ins Finale ein. Caroline Ruhnau (Essen) schied als Zehnte aus. Für ihre Vereinskollegin Sina Sutter ist der Olympia-Traum geplatzt. Über 100 m Schmetterling verfehlte die 21-Jährige in 59,52 als Halbfinalneunte die Normzeit um mehr als eine Sekunde.

In den Finals ohne deutsche Beteiligung dominierten die Lokalmatadoren. Über 800 m Freistil gewann die WM-Fünfte Boglarka Kapas Gold, Eva Risztov Bronze. Über 200 m Schmetterling triumphierte der ungarische Olympia-Zweite Laszlo Cseh, der schon über 200 m Lagen den Titel geholt hatte. Über 50 m Rücken sorgte Jonatan Kopelex für das erste israelische EM-Gold. Hinter ihm wurden gleich drei Bronzemedaillen vergeben.