Nach Paul Biedermann, Britta Steffen, Daniela Schreiber und Jenny Mensing hat auch Sarah Poewe ihre zweite Medaille bei der Schwimm-EM geholt.

Debrecen. Brustschwimmerin Sarah Poewe durfte zum zweiten Mal auf das EM-Podest, Freistilsprinter Marco Di Carli verpasste erneut die Olympia-Norm. Zwei Tage nach ihrem Europameistertitel über 100 Meter kämpfte sich Poewe am Freitag in Debrecen auf ihrer Nebenstrecke 200 Meter zu Bronze. Leer ging dagegen Di Carli aus: Platz sechs statt einer Medaille - und mit 49,18 Sekunden lag er auch klar über der Richtzeit für die Olympischen Spiele von 48,49 Sekunden.

Riesengroß war die Freude bei Poewe. „Das ist ein superschönes Gefühl. Zwei Medaillen bei einer Langbahn-EM - das ist der Hammer“, staunte sie. Die gebürtige Südafrikanerin, die ihre vierten Olympischen Spiele in Angriff nimmt, suchte ihr Heil in der Flucht nach vorne. „Ich musste ja schnell angehen, ich bin ja Sprinter“, erklärte die strahlende Brustschwimmerin. Im „wahrscheinlich letzten 200-Meter-Rennen der Karriere“ Bronze zu holen sei „einfach großartig“. Siegerin wurde Sara Nordenstam (Norwegen) in 2:26,91 Minuten.

Niedergeschmettert kletterte Di Carli aus dem Becken. Weiter als in Vorlauf und Halbfinale war er von der Olympia-Fahrkarte entfernt - und auch weit von Sieger Filippo Magnini (Italien/48,77). „Absolut Scheiße. Die letzten 15 Meter bin ich brutal gestorben. Es tat einfach Hölle weh. Der Körper sagte mir: Marco, vergiss es. Der Geist hat noch gesagt: Komm, mach“, schilderte der Frankfurter in gewohnt drastischen Worten seinen vergeblichen Kampf. „Für mich ist es absolut niederschmetternd, meinen großen Traum nicht verwirklichen zu können, einen Einzelstart bei den Olympischen Spielen.“

Di Carli halfen all die Anfeuerungsrufe „Auf geht's Marco, auf geht's“ vom deutschen Team auf der Tribüne nichts. „Wir werden ihn aufbauen“, versicherte Paul Biedermann. Für ihn stand außer Frage, dass der Sprinter die Norm eigentlich drauf hat. Biedermann, Britta Steffen, Daniela Schreiber, Jenny Mensing und jetzt Poewe haben bislang jeweils zwei Medaillen geholt. Am Sonnabend können Biedermann, mit der Staffel, und Mensing über 50 Meter Rücken auf drei erhöhen.

„Wir haben gut trainiert, warum soll sich das nicht mal irgendwann auszahlen“, sagte Mensing. Mit 28,47 Sekunden und der drittschnellsten Zeit kam sie in den Endlauf. Kurzbahn-Europameisterin Silke Lippok glückte über 200 Meter Freistil in 1:59,07 Minuten die viertschnellste Halbfinal-Zeit. Über 200 Meter Rücken zog Yannick Lebherz als Halbfinal-Dritter in 1:58,23 in das Finale ein. Teamkollege Felix Wolf kam als Achter in 1:59,41 weiter.

Über 400 Meter musste Lokalmatador Gergo Kis dem deutschen Ass Biedermann noch den Vortritt lassen - über 800 Meter feierte der Ungar in 7:49,46 Minuten den Titel. Der Sieg über 100 Meter Schmetterling ging an Ingvild Snildal (Norwegen) in 58,04 Sekunden.

An diesem Sonnabend wollen nicht nur Lippok und Lebherz weitere Medaillen gewinnen, auch die Freistil-Staffel um Biedermann strebt über 4 x 200 Meter einen Beitrag zum Teamerfolg an. „Wir sind da sehr gut aufgestellt“, sagte Biedermann. „Wir rechnen uns da schon eine Medaille aus.“ Das gilt auch für Lippok. „Die Zeiten waren jetzt nicht so stark von der Konkurrenz. Ich denke, ich werde schon vorne mitschwimmen können“, sagte Lippok, die bei der EM 2010 mit drei Medaillen erstmals ins internationale Rampenlicht geschwommen war. Auf Gold abonniert ist die italienische Olympiasiegerin Federica Pellegrini, die im Halbfinale 1:57,81 hinlegte.