Der 22 Jahre alte Hamburger verpasst Olympia-Qualifikation für die Königsstaffel

Berlin. Am Morgen hatte sich Britta Steffen diebisch über ihren Staffel-Coup gefreut, am Abend strahlte sie mit ihrem Freund Paul Biedermann um die Wette. Der Weltrekordler löste bei den deutschen Meisterschaften in Berlin über 200 Meter Freistil in starken 1:46,70 Minuten sein Ticket für die Olympischen Spiele in London und kraulte auf Platz sieben der Weltrangliste. "Ich bin sehr erleichtert, denn ich wollte mich unbedingt qualifizieren", sagte der WM-Dritte aus Halle.

Der Hamburger Markus Deibler wurde in diesem Finale in 1:49:12 Minuten Siebter und verpasste seine Nominierung für die 4 x 200-Meter-Staffel. Am Sonnabend schwimmt er seine Hauptstrecke 200 Meter Lagen. Die ARD überträgt die Meisterschaften von 18 Uhr an, am Sonntag von 14.45 Uhr an. Auch für Bruder Steffen Deibler stehen erst am Wochenende über 100 Meter Schmetterling und 100 Meter Freistil die entscheidenden Rennen an. "Markus braucht oft einen Wettkampf, um seinen Rhythmus zu finden. Deshalb würde ich sein Ergebnis nicht überbewerten. Für die 200 Meter Lagen sollte er jetzt gerüstet sein", sagte Hamburgs Stützpunkttrainerin Petra Wolfram.

Doppel-Olympiasiegerin Steffen war zum Auftakt der Titelkämpfe als Startschwimmerin der Vereinsstaffel des SG Neukölln in 53,65 Sekunden ihr schnellstes 100-Meter-Rennen seit ihrem Weltrekord und WM-Triumph 2009 in Rom geschwommen. "Ich bin jetzt die Viertschnellste in der Welt, falls ihr das noch nicht gemerkt habt", verkündete sie stolz. Damit hatte die Berlinerin schon vor ihrem ersten Einzelstart am Sonnabend nicht nur von der Zeit her ihr erklärtes Ziel ("unter 54 Sekunden") erreicht, sondern auch mental eine Menge Ballast abgeworfen. "Ich bin erleichtert. Man sieht's an meiner Laune. Ich bin ganz gelöst", sagte Steffen, die in den Tagen zuvor noch sehr verkrampft gewirkt hatte.

Steffen muss das Ticket zu ihren vierten Olympischen Spielen allerdings noch buchen, obwohl sie deutlich unter der Norm (54,46) blieb. Nur die Einzelrennen zählen. Da ist Silke Lippok schon weiter. Die Abiturientin aus Pforzheim, die bereits im Vorlauf in 1:57,61 Minuten unter der geforderten Zeit geblieben war, siegte im Finale über 200 Meter Freistil in 1:57,93 und sicherte sich ihren dritten DM-Titel in Folge und kann für Olympia planen.

"Ich bin total zufrieden, auch wenn ich mich nicht mehr verbessert habe. Heute Morgen bin ich schon volles Rohr gegangen", sagte die 18-Jährige, die erst am Dienstag ihre letzte Abi-Prüfung ausgerechnet im Schwimmen absolviert hatte. Die Doppelbelastung sei "schon ziemlich krass" gewesen, erzählte sie, "ich war nachts ewig lang wach, weil ich lernen musste. Jetzt ist es zu Ende, da bin ich schon erleichtert."