Borussia Dortmund hat den Traum vom ersten Double der Vereinsgeschichte wahr gemacht und Rekord-Champion Bayern München beim 5:2 erneut gedemütigt.

Der deutsche Fußball-Meister Borussia Dortmund hat seine Rekord-Saison mit dem ersten Double in seiner 103-jährigen Vereinsgeschichte gekrönt. Die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp fügte Bayern München in einem hochklassigen DFB-Pokal-Endspiel in Berlin beim 5:2 (3:1) die höchste Final-Niederlage zu und gewann nach einem Dreierpack von Robert Lewandowski zum dritten Mal nach 1965 und 1989 den Cup. Die Bayern haben nach der völlig verpatzten Generalprobe am 19. Mai im Champions-League-Endspiel gegen den FC Chelsea ihre letzte Titelchance.

Das „Traumfinale“ zwischen Meister und Vize übertraf die hohen Erwartungen sogar noch - und begann mit einem Paukenschlag, als Shinji Kagawa den BVB in Führung brachte (3.). Arjen Robben glückte der zu diesem Zeitpunkt verdiente Ausgleich per Foulelfmeter (25.). Es war der erste Dortmunder Gegentreffer im Wettbewerb. Der frühere Münchner Mats Hummels (41., Foulelfmeter) und Lewandowski (45.+1) brachten Dortmund noch vor der Pause auf die Siegerstraße.

Lewandowski machte mit seinem sechsten Pokaltreffer alles klar (58.). Franck Ribery brachte den Bayern den Anschlusstreffer (75.), ehe Lewandowski nach einem Fehler von Nationaltorwart Manuel Neuer erneut zuschlug (81.) - und damit der BVB den „Pott“ nach Schalkes Erfolg 2011 verdient „im Pott“ behielt. Es war der fünfte Pflichtspielsieg des BVB gegen die Bayern in Folge. Um 22.13 Uhr überreichte Bundespräsident Joachim Gauck den Pokal an BVB-Kapitän Sebastian Kehl - und die schwarz-gelbe Glückseligkeit war perfekt.

Während sich die Borussia am Sonntagabend vor mehreren Hunderttausend Fans mit Pokal und Schale feiern lassen wird, müssen die Bayern nach der erst dritten Pleite bei der 18. Final-Teilnahme erstmals seit 1996 wieder zwei Spielzeiten in Serie ohne nationalen Titel verdauen. Den Münchner Frust soll der englische FA-Cup-Sieger Chelsea im „Finale dahoam“ zu spüren bekommen.

„Das war ein Pokalfinale, wie man es sich als Dortmunder nicht besser vorstellen kann. Eiskalt zugeschlagen, tolle Tore gemacht - das ist definitiv nicht in Worte zu fassen, was in uns abläuft“, sagte BVB-Trainer Jürgen Klopp nach seinem ersten Pokalfinale überglücklich.

Bayerns Trainer Jupp Heynckes war dagegen restlos bedient. „Wir dürfen uns nicht beklagen. Unser gesamtes Defensivverhalten war katastrophal. Wir haben uns das selbst zuzuschreiben. Man muss nüchtern feststellen, dass wir den Sieg nicht verdient haben“, sagte Heynckes, der weiter auf seinen ersten DFB-Pokal-Sieg als Trainer warten muss. Im Hinblick auf das Champions-League-Finale ist ihm allerdings nicht bange: „Wir haben noch ein ganz großes Ziel vor Augen. Ich denke, bis dahin haben sich alle von dem Schock erholt. Das wird ein ganz anderes Spiel.“ Bayerns Ehrenpräsident Franz Beckenbauer sprach derweil von einer „peinlichen Niederlage“: „So werden wir auch gegen Chelsea verlieren.“

Alle 75.708 Zuschauer im Olympiastadion - darunter neben dem Bundespräsidenten auch Bundeskanzlerin Angela Merkel - hatten noch nicht Platz genommen, als Bayerns Luiz Gustavo, der Thomas Müllers Platz in der Startelf einnahm, mit einem kapitalen Schnitzer Jakub Blaszszykowski ins Spiel brachte. „Kuba“ passte in die Mitte zu Kagawa, der Nationaltorhüter Manuel Neuer aus kurzer Distanz keine Chance ließ.

Der FCB brauchte in der turbulenten Anfangsphase fünf Minuten, bis er sich gefangen hatte. Dann scheiterte Mario Gomez nach Robbens Steilpass an Roman Weidenfeller (8.), traf den BVB-Torwart dabei aber so unglücklich, dass dieser bald gegen Mitchell Langerak ausgewechselt werden musste (34.). Weidenfeller wurde mit Atembeschwerden ins Krankenhaus gebracht, war aber pünktlich zur Siegerehrung wieder im Stadion.

Gomez und Weidenfeller spielten auch beim Bayern-Strafstoß Hauptrollen, als der Torhüter den Stürmer nach Pass von Bastian Schweinsteiger zu Fall brachte. Robben, der am 11. April beim 0:1 der Bayern in Dortmund vom Punkt gescheitert war, verwandelte diesmal sicher. Weil sich Münchens Verteidiger Jerome Boateng ein Foul an Marcel Schmelzer leistete, pfiff Schiedsrichter Peter Gagelmann (Bremen) eine Viertelstunde später erneut Strafstoß. Hummels hatte Glück, denn Neuer war an seinem Schuss noch dran. Die Bayern-Abwehr blieb aber schlecht organisiert, Lewandowski nutzte Kagawas feines Zuspiel zum 3:1. Nach Pass von Kevin Großkreutz schloss Lewandowski einen Konter zum 4:1 ab - die Entscheidung.

Die Borussen unterbanden das Münchner Kombinationsspiel mit aggressivem Pressing häufig erfolgreich und waren mit ihren schnellen Offensivattacken selbst gefährlich - begünstigt durch die defensiven Schwächen der Bayern, die in dieser Saison zuvor nie mehr als zwei Gegentreffer hatten hinnehmen müssen. Doch auch die Bayern hatten Gelegenheiten; die beste in der ersten Halbzeit, als Hummels einen Schuss Philipp Lahms kurz vor der Linie wegschlug (33.).

In der zweiten Halbzeit versuchten die Bayern verzweifelt, noch einmal heranzukommen. Das eröffnete der Borussia um den überragenden Kagawa, der vor einem Wechsel nach England steht, immer wieder Räume. Nach dem vierten Tor des BVB hatte der Rekordpokalsieger den Dortmundern aber kaum mehr etwas entgegenzusetzen. Gomez traf per Kopf nach Flanke des unauffälligen Franck Ribery nur die Latte (68.). Trainer Jupp Heynckes brachte kurz darauf Diego Contento, der für den in der Königsklasse gesperrten David Alaba Spielpraxis sammeln sollte.

Die Statistik

Dortmund: Weidenfeller (34. Langerak) - Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer - Gündogan, Kehl - Blaszczykowski (84. Perisic), Kagawa (81. Sven Bender), Großkreutz - Lewandowski. - Trainer: Klopp

München: Neuer - Lahm, Boateng, Badstuber, Alaba (69. Contento) - Schweinsteiger, Luiz Gustavo (46. Thomas Müller) - Robben, Toni Kroos, Ribery - Gomez. - Trainer: Heynckes

Schiedsrichter: Peter Gagelmann (Bremen)

Tore: 1:0 Kagawa (3.), 1:1 Robben (25., Foulelfmeter), 2:1 Hummels (41., Foulelfmeter), 3:1 Lewandowski (45.+1), 4:1 Lewandowski (58.), 4:2 Ribery (76.), 5:2 Lewandowski (81.)

Beste Spieler: Hummels, Kagawa, Lewandowski - Schweinsteiger

Zuschauer: 75.708 (ausverkauft)

Gelbe Karten: Weidenfeller (2), Hummels - Badstuber, Schweinsteiger, Gomez

Das Spiel im Liveticker zum Nachlesen

90.+2. Minute: Was für ein Jubel in Schwarz-Gelb. Die BVB-Spieler laufen direkt in die Fankurve und lassen sich von den Fans feiern. Auch Trainer Jürgen klopp rennt in die Kurve. Die Bayern schleichen bedröppelt vom Feld.

90.+2. Minute: Das war's! Dortmund besiegt die Bayern mit 5:2 und gewinnt den DFB-Pokal 2012.

90. Minute: Die Dortmunder Ersatzspieler feiern bereit an der Seitenlinie.

88. Minute: Nur noch Frust bei den Bayern. Gomez senst Schmelzer um - Gelb für den Stürmer.

86. Minute: Die Dortmunder Fans sind schon in Feierlaune. "Einer geht noch, einer geht noch rein" und "Zieht den Bayern die Lederhosen raus" hallt es durch das Berliner Olympiastadion.

82. Minute: Dicker Patzer von Manuel Neuer. Der Münchner hast den Ball eigentlich schon in den Händen, bekommt ihn aber nicht unter Kontrolle. Kuba schnappt ihn sich und flankt auf Lewandowski, der aus kurzer Distanz einköpft.

82. Minute: Das ist die Entscheidung! Robert Lewandowski macht das 5:2!!!

81. Minute: Klopp wechselt erstmals aus: Sven Bender kommt für Shinji Kagawa. War das der letzte Auftritt des Japaners im BVB-Trikot? Kagawa wird in England heiß gehandelt.

78. Minute: Wieder Ribery aus 16 Metern, aber diesmal ist Langerak im Weg. Die Bayern wehren sich noch einmal.

75. Minute: Toooooooor! Der FC Bayern verkürzt! Franck Ribery vernascht die gesamte Dortmunder Hintermannschaft und vollendet aus 17 Metern mit links in die rechte untere Ecke.

71. Minute: Philipp Lahm versucht es gegen drei Mann aus der Distanz, aber das sah eher nach Verzweiflung aus. Der Ball rauscht in den Berliner Abendhimmel. Höhnischer Applaus der Dortmunder Fans.

68. Minute: Packende Szene! Erst scheitert Lewandowski aus spitzem Winkel an Neuer. Im Gegenzug flankt Ribery auf Gomez, der aus sechs Metern per Kopf nur die Latte trifft.

63. Minute: Ist das Spiel schon entschieden? Es sieht so aus. Die Bayern spielen köperlos, wirken resigniert. In Gedanken sind sie wohl schon im Finale der Champions League am kommenden Sonnabend...

58. Minute: Die Bayern werden vorgeführt... Dortmund kontert über Kagawa und Großkreutz, der den Ball durch die Beine von Lahm zu Lewandowski spielt. Der Stürmer steht völlig frei und lässt Neuer aus zehn Metern erneut keine Chance.

58. Minute: TOOOOOOOOOR! Jetzt wird es ganz bitter für die Bayern. Robert Lewandowski schießt das 4:1 für den BVB.

53. Minute: Freistoß für den BVB aus 20 Metern: Ilkay Gündogan schnappt sich den Ball und schnibbelt ihn nur ganz knapp am linken Balken der Bayern vorbei.

50. Minute: Fehler von Langerak! Der Ersatzkeeper des BVB kommt raus und will den Ball wegköpfen, trifft ihn aber nicht richtig. Gomez hat die Chance, aber Subotic grätscht radikal dazwischen.

49. Minute: Dortmund kommt besser aus der Pause und beginnt sogar zu zaubern. Lassen sich die Bayern das gefallen?

46. Minute: Bayerntrainer Jupp Heynckes hat reagiert: Thomas Müller ist jetzt für Luis Gustavo im Spiel.

46. Minute: Das Spiel geht weiter. Ein paar Sekunden später, weil die Dortmunder Anhänger in ihrem Fanblock ordentlich Rauchbomben zünden.

45.+5. Minute: Halbzeit in Berlin. Der BVB führt gegen den FCB mit 3:1. Das Olympiastadion ist ganz in der Hand von Schwarz-Gelb.

45.+1. Minute: TOR! TOR! TOR!!! Robert Lewandowski erzielt das 3:1 für Dortmund! Was ist denn das für ein Spiel? Bayern verliert den Ball, Kagawa schaltet schnell und spielt in den Lauf von Lewandowski, der sofort aus zehn Metern abzieht. Neuer ist wieder dran, aber der Ball hoppelt über die Linie.

44. Minute: Können die Bayern noch vor der Pause kontern? Das Spiel wird jetzt hitziger.

43. Minute: Das 2:1 geht klar auf die Kappe von Jerome Boateng. Der Verteidiger der Bayern geht gegen Kuba unnötig zu Boden und grätscht den Polen rüde um.

41. Minute: Hummels macht ihn! Dortmund geht erneut in Führung, 2:1!!! Der Verteidiger schiebt die Kugel in die rechte untere Ecke. Neuer ist noch dran, kann den Treffer aber nicht mehr verhindern.

40. Minute: Elfmeter für den BVB! Boateng holt Kuba von den Beinen...

35. Minute: Da ist der Wechsel: Mitch Langerak kommt für Roman Weidenfeller, der sich bei der Szene mit Gomez in der Anfangsphase verletzt hatte.

34. Minute: Die nächste Chance für Bayern: Lahm kommt aus elf Metern zum Abschluss, Hummels klärt für Weidenfeller, der aber auf dem Weg in die richtige Ecke war.

33. Minute: Beim BVB geht es wohl nicht mehr weiter für Roman Weidenfeller. Mitch Langerak zieht seine Trainingsjacke schon aus.

30. Minute: Gomez hat das 2:1 auf dem Fuß - und schießt weit drüber... Per Zufall kam das Leder über Robben und Subotic auf seinen rechten Fuß, doch die Schusstechnik ist mangelhaft. Das kann Gomez besser.

27. Minute: Das Spiel beginnt wieder bei Null. Und von den Spielanteilen geht das 1:1 in Ordnung.

25. Minute: TOOOOOOOOOR! Arjen Robben tritt wieder an und trifft zum 1:1!!! Der Mann hat Nerven. Vor wenigen Woche ist er noch an Weidenfeller gescheitert, diesmal verlädt er den Dortmunder und schiebt den Ball rechts unten in die Ecke.

24. Minute: Elfmeter für den FC Bayern München! Weidenfeller holt Gomez von den Beinen.

20. Minute: Die Bayern versuchen es über ihre Starke linke Seite mit Alaba und Ribery, doch gleich zweimal innerhalb weniger Minuten bleiben die beiden an BVB-Verteidiger Lukasz Piszczek hängen, der von den Dortmunder Fans mit Szenenapplaus gefeiert wird.

16. Minute: Die Bayern haben mehr Ballbesitz, kommen aber derzeit nicht in die Nähe des Dortmunder Tore. Der BVB steht kompakt und verschiebt klasse.

12. Minute: Dortmunds Ersatzkeeper Mitch Langerak macht sich bereits bereit, aber Weidenfeller kann erstmal weiterspielen.

8. Minute: Weidenfeller rettet gegen Gomez. Nach ienem Konter der Münchner spielt Robben schön aber ein bißchen zu steil in den Lauf des Bayern-Torjägers. Weidenfeller kommt raus und wirft sich in den Schuss von Gomez. Er erwischt den Ball, aber auch das Bein von Gomez. Der BVB-Keeper muss behandelt werden.

6. Minute: Dieses Tor hat die Bayern sichtbar aus dem Konzept gebracht. Jetzt könnte das hier eine richtig muntere Angelegenheit werden.

4. Minute: TOOOOOOOOOOOOOR! 1:0 für Borussia Dortmund durch Shinji Kagawa! Luiz Guistavo spielt gleich zwei Fehlpässe innerhalb weniger Sekunden. Kuba ist durch und spielt quer zu Kagawa, der aus elf Metern den Ball ins leere Tor schiebt. Was für ein Auftakt!

3. Minute: Erste Chance für die Bayern! Lahm spielt Doppelpass mit Schweinsteiger, geht zur Grundlinie und spielt dann zu Gomez, der den Ball nicht wichtig erwischt.

1. Minute: Der Ball in Berlin rollt!

Es ist angerichtet! Das Traumfinale im DFB-Pokal zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München steht an - und ganz Fußball-Deutschland blickt auf Berlin. Wenige Minuten vor dem Spiel stehen die Aufstellungen fest. Überraschungen sind ausgeblieben. Die Bayern spielen in der selben Formation wie zuletzt in den beiden Partien in der Champions League gegen Real Madrid. Das bedeutet, dass für Nationalspieler Thomas Müller erneut nur ein Platz auf der Bank bleibt. Luiz Gustavo, der im Finale der Königsklasse am kommenden Sonnabend gegen den FC Chelsea London, erhält den Vorzug. Beim BVB sitzt Youngster Mario Götze auf der Bank, nachdem er zuletzt lange pausiert hatte. Der Pole Jakub Blaszczykowski stürmt auf der rechten Seite der Dortmunder.

Die Aufstellungen

Borussia Dortmund: Roman Weidenfeller - Lukasz Piszczek, Neven Subotic, Mats Hummels, Marcel Schmelzer - Ilkay Gündogan, Sebastian Kehl - Jakub Blaszczykowski, Shinji Kagawa, Kevin Großkreutz - Robert Lewandowski

FC Bayern München: Manuel Neuer - Philipp Lahm, Jerome Boateng, Holger Badstuber, David Alaba - Bastian Schweinsteiger, Luiz Gustavo - Arjen Robben, Toni Kroos, Franck Ribéry - Mario Gomez

Mit Material von sid