Das DFB-Pokalfinale zwischen Bayern München und Borussia Dortmund wird ein Spiel auf Augenhöhe. Abendblatt.de verrät, worauf es ankommt.

Berlin. Borussia Dortmund gegen den FC Bayern München. Deutscher Meister gegen Rekordmeister. Das diesjährige DFB-Pokalfinale am Sonnabend (20 Uhr/ ZDF und im Liveticker auf abendblatt.de) im Berliner Olympia-Stadion elektrisiert die Fußball-Fans in Deutschland. Erst zum zweiten Mal nach 2005 trifft der Meister auf den Vizemeister. "Das ist die beste vorstellbare Konstellation“, schwärmte Jürgen Klopp.

Den ersten Titelkampf gewann der BVB. Mit eindrucksvollen 81 Punkten sicherte sich das Team von Trainer Jürgen Klopp zum zweiten Mal in Folge die deutsche Meisterschaft - gleichzeitig die beste der Bundesliga-Geschichte. Die Bayern mussten mit acht Punkten Rückstand auf den schwarz-gelben Rivalen ebenfalls mit ansehen, wie der BVB als bisher einziges Team während einer Spielzeit 28 Spiele in Folge ohne Niederlage bestritt.

Wer hat die Nase im DFB-Pokalfinale vorn? Worauf wird es ankommen? Abendblatt.de macht den Check:

Das spricht für Borussia Dortmund...

- Der BVB ist seit 28 Spielen in Folge ohne Niederlage und hat im gesamten Jahr 2012 noch keine Begegnung verloren.

- Die letzten vier Partien gegen den FC Bayern München gewann allesamt die Borussia aus Dortmund.

- Bayerns gefährliche Flügelzange mit Franck Ribéry und Arjen Robben kam in den vergangenen Spielen gegen die Gegenspieler Marcel Schmelzer und Lukasz Piszczek nicht zur Geltung.

- Es wäre der erste Double-Gewinn für Dortmund in der 103-jährigen Vereinsgeschichte. Klopp: "Wir haben maximale Lust dieses Ziel zu erreichen."

- Bayern spielt eine Woche später im Champions-League-Finale gegen den FC Chelsea und könnte abgelenkt sein.

- Hinter dem BVB liegt eine überragende Saison mit dem Meister-Titel. Der Druck für die Münchner ist groß, den ersten Titel der Saison einzufahren.

- Das euphorische Dortmunder Publikum macht stimmungsmäßig viele Auswärtsspiele zu Heimspielen und wird in Berlin mächtig Gas geben, um ihr Team nach vorne zu treiben.

Das spricht für Bayern München...

- Eine fünfte Niederlage in Folge gegen den BVB würde nicht dem Selbstverständnis des Rekordmeisters entsprechen. Die Bayern werden alles dafür tun, um den Schwarz-Gelben nicht auch noch den Pokal zu überlassen.

- Im Pokal trafen die beiden Teams bisher viermal aufeinander, dreimal gewann der FC Bayern. In der letzten Pokalbegegnung 2008 siegten die Münchner im Finale mit 2:1. Immer wenn Bayern die Borussia schlug, sprang auch der Titelgewinn heraus.

- Bayern gewann bereits acht Mal das Double aus Meisterschaft und Pokalsieg. Bei insgesamt 18 Finalteilnahmen holten sich die Münchner 15 Mal den Titel.

- Der Rekordmeister wird in Bestbesetzung antreten können. Der im vergangenen Spiel gegen den BVB nach langer Verletzung noch formschwache Bastian Schweinsteiger bringt den Bayern zusätzliche Qualität. Der Taktgeber im Mittelfeld wird eine Schlüsselrolle im Topspiel einnehmen.

- Eine mögliche Niederlage könnte die Konzentration auf das Champions-League-Finale stören. Mit einem Pokalsieg im Rücken würden die Bayern mit viel Selbstvertrauen gegen Chelsea antreten können.

- Der Titelhunger der Bayern ist nach zwei Jahren ohne Zählbarem riesig. Beim Rekordmeister zählen nur Titel, dem ist sich die Mannschaft bewusst. „Wir sind sehr, sehr heiß und haben die Chance, den ersten Titel diese Saison einzufahren. Das wollen wir unbedingt“, sagte Nationalstürmer Mario Gomez.

Darauf wird es im Topspiel ankommen...

BVB-Trainer Jürgen Klopp hat eine Taktik entwickelt, mit der es gelingt, Bayerns Flügelzange nahezu komplett auszuschalten. Das haben die letzten vier Spiele gegen die Bayern gezeigt. Arjen Robben und Franck Ribéry wurden in der Verteidigung immer wieder gedoppelt. Dortmunds Außenverteidiger Marcel Schmelzer und Łukasz Piszczek waren perfekt auf die Spielweise der beiden Superstars eingestellt.

Die Münchner werden deshalb flexibler in ihrem Spiel agieren müssen, wenn sie den BVB diesmal schlagen wollen. Die offensive Dreierreihe mit Robben, Thomas Müller und Ribéry muss bei eigenem Ballbesitz variieren, um die Dortmunder permanent vor neue Aufgaben zu stellen. Außerdem müssen David Alaba und Philipp Lahm Ribéry und Robben offensiv unterstützen. Gerade Alaba fiel zuletzt durch seine dynamischen Offensiv-Läufe auf, ohne dabei die Defensiv-Arbeit zu vernachlässigen. Der erst 19-jährige Österreicher ist in blendender Form und brachte sogar das Starensemble von Real Madrid zum Verzweifeln. Auch Philipp Lahm glänzt seit Jahren mit Konstanz. Der Kapitän des FC Bayern ist berüchtigt für seine präzisen Vorlagen. Das muss Lahm jetzt auch gegen den deutschen Meister unter Beweis stellen.

Mit Toni Kroos und Bastian Schweinsteiger werden diesmal zwei spielstarke „Sechser“ aus der Tiefe kommen. Gerade Schweinsteigers strategische Fähigkeiten sind gegen die kompakten Dortmunder gefragt. Im Mittelfeld konnten die Bayern bei den letzten vier Aufeinandertreffen kaum Dominanz ausstrahlen. Die Aufgabe von Schweinsteiger und Kroos wird es deshalb sein, das Zepter in die Hand zu nehmen und das Mittelfeld nicht erneut Kagawa und Co. zu überlassen.

Dortmund muss in der taktischen Ausrichtung nicht viel ändern. Die letzten Begegnungen gegen die Bayern haben gezeigt, dass Klopp seine Mannschaft perfekt auf die individuellen Stärken des Münchner Starensembles eingestellt hat. Beim BVB sind alle Spieler in die Verteidigung miteinbezogen. Nach der Balleroberung überzeugt die Borussia mit schnellem Umschaltspiel. Nach vier Niederlagen in Folge müssen sich die Bayern etwas einfallen lassen, um den seit 28 Spielen ungeschlagenen Meister zu stoppen. Um gegen die laufstarken Borussen Räume zu schaffen, muss der deutsche Rekordmeister kreativ agieren und sich nicht vor riskanten Pässen in die Tiefe scheuen.

Laut Bastian Schweinsteiger wird es im Finale auch auf den Schiedsrichter ankommen. Borussia Dortmund fiel in der vergangenen Begegnung gegen die Bayern durch eine Vielzahl an kleinen Fouls auf. Dem BVB gelang es dadurch immer wieder Bayerns Offensiv-Aktionen zu unterbrechen.Der Rekordmeister hatte Probleme den richtigen Rhythmus zu finden. Schweinsteiger appelliert daher an Schiedsrichter Marco Fritz genau auf taktische Foulspiele zu achten und dementsprechend durchzugreifen.

+++ BVB gegen Bayern: Finale der Branchenführer +++

Das Pokalfinale wird ein Spiel auf Augenhöhe werden, bei dem schon der kleinste Fehler spielentscheidend sein kann. Beide Mannschaften werden Wert auf eine kompakte Spielausrichtung legen, um dem Gegner nicht zu viel Raum zu lassen. Der Meister gewann zwar beide Partien in dieser Saison mit 1:0, die Spielverläufe waren jedoch immer ausgeglichen. In der Hinrunde verlor Boateng im Strafraum der Bayern die Orientierung und Mario Götze ging mit seinem Tor als Nutznießer hervor. Im Rückspiel sah es über lange Zeit nach einem leistungsgerechten Unentschieden aus, bis Lewandowski den Schuss von Großkreutz mit der Hacke abfälschte und für das Tor des Tages sorgte. Im Pokalendspiel ist Ähnliches zu erwarten. „Es treffen die beiden besten deutschen Mannschaften aufeinander, da entscheiden oft Kleinigkeiten“, bringt es Philipp Lahm auf den Punkt.