Iren und Briten dominieren den Auftakt des 81. Deutschen Derbys. Denis Lynch gewinnt das Championat und die 35.000 Euro Siegprämie.

Hamburg. Dass Hamburg traditionell ein Herz für britische oder irische Lebensart hat, gehört zum guten Ton in der Hansestadt - besonders in den Elbvororten. Dass der Auftakt der Reitertage in Klein Flottbek indes zu einem "Festival von den Inseln" geriet, war dann doch überraschend. Immer, wenn es darauf ankam, schallte eine der beiden Nationalhymnen durch den Derbypark.

Den größten Coup landete Denis Lynch am Himmelfahrtstag als Sieger im Mercedes-Benz-Championat. Der im Münsterland wohnende Ire führte seinen zwölfjährigen Wallach Nabab's Son souverän zum Erfolg. Zur Belohnung durfte er umsatteln - auf ein Vielfaches an Pferdestärken. Als Prämie für seinen Triumph erhielt der 2008 bei den Olympischen Sommerspielen wegen Dopings ausgeschlossene Lynch den Schlüssel für einen weißen Mercedes GLK. Mit diesem gut 50 000 Euro teuren Gefährt drehte er eine Ehrenrunde in der Arena. Im 81. Deutschen Derby übermorgen will Lynch mit Ypsilon D'oucier angreifen. "Ich zähle nicht zu den Favoriten, mein Ziel jedoch ist ein Platz unter den ersten fünf." Zweiter hinter Lynch wurde der Brite Nick Skelton.

Ob am Sonntag kurz nach 16 Uhr wieder die britische Nationalhymne gespielt wird? So wie am Mittwoch, als Ben Maher das Auftaktspringen gewann? Auch das Ergebnis der ersten Derbyqualifikation gestern schließt diese Klänge keineswegs aus. Dort setzte sich überraschend der Brite Guy Williams im Sattel des 14-jährigen Skip Two Ramiro im Stechen gegen neun Rivalen durch. Alle hatten die Prüfung fehlerfrei absolviert. Aber als Einziger von ihnen blieb Williams unter 100 Sekunden, sicherte sich so das Preisgeld in Höhe von 2500 Euro und trägt nun die Ehre und Bürde des Mitfavoriten für das Deutsche Derby. "Skip Two Ramiro ist ein sehr erfahrenes Pferd, das mit Vorliebe über Naturhindernisse geht", sagte der Sieger. Drei zweite Plätze sowie zweimal Rang drei im englischen Derby in Hickstead unterstreichen diese Aussage.

Auf Platz zwei kam der aktuelle Weltcupsieger Marcus Ehning aus Borken auf dem Hengst Jewel's Carat. Dritter wurde unerwartet der erst 22 Jahre alte Felix Ewald mit Abke als Bester der Mecklenburger Garde, der nicht nur Klein Flottbeks Sportchef Paul Schockemöhle für Sonntag die größten Chancen einräumt. Ewald reitet seit Dezember 2009 auf der Anlage des früheren Derbysiegers Holger Wulschner in Groß Viegeln in Mecklenburg. "Felix hat großes Talent und ein gutes Pferd", lobte Wulschner. Er selbst machte mit dem Schimmel Cassius zwar acht Fehlerpunkte, gilt aber dennoch als sicherer Derbystarter mit guten Aussichten.

Vorjahressieger Thomas Kleis (gleich mit zwei Pferden) zählte ebenso wie die Mecklenburger Kollegen Heiko Schmidt und André Thieme zu jenen, die in der ersten Qualifikation fehlerlos abschnitten. Thieme, der im Derby 2007 und 2008 auf die Ehrenparade ging, führt den Routinier Nacorde ins Feld. Der 15-Jährige weiß also, wie man Pulvermanns Grab, den Großen Wall und andere Tücken des Derbyparcours als Champion überwindet. "Wir sind ganz bewusst vorsichtig geritten", sagte Thieme. Was besonders für den 1,52 Meter hohen Buschoxer galt, im Vorjahr die entscheidende Fehlerquelle.

"Die Besucher haben famosen Sport gesehen", bilanzierte Turnierchef Volker Wulff nach gelungenem Auftakt. Trotz mäßigen Wetters kamen zu Himmelfahrt 13 500 Besucher in den Derbypark. Sie sorgten für eine gute Stimmung, die Lust auf mehr machte. Am heutigen Freitag steht die zweite Qualifikation auf dem Programm. Ob dann wieder Hymnen von der Insel erklingen?