Ein neuer Nachwuchswettbewerb soll das Dressurderby mit mehr Leben füllen. Die Elite zieht es weiterhin nach München

Hamburg. Wenn Friederike Hahn in jungen Jahren vom Pferd steigen musste, flossen schon mal Tränen. Mittlerweile hat sich das gelegt. Daraus zu schließen, dass ihr nichts mehr an der Reiterei liegen würde, wäre allerdings falsch. Im Gegenteil: Die 20-Jährige aus Tangstedt im Kreis Stormarn gehört zu den besten deutschen Nachwuchsathletinnen in der Dressur, wurde im vergangenen Jahr mit der Mannschaft Zweite und im Einzel Fünfte bei den Europameisterschaften der jungen Reiter in den Niederlanden. In Klein Flottbek will sie heute mit ihrem 13-jährigen Oldenburger Hengst Richard Löwenherz die Qualifikation für das U-25-Finale am Sonnabend schaffen.

Die Einführung des Nachwuchswettbewerbs gehört neben der Integration einer Etappe des sogenannten Medien-Cups, einer Serie für acht bis zehn Jahre alte Pferde, zu den Maßnahmen, mit denen die Veranstalter das Dressurderby mit mehr Leben füllen wollen. "Unser Ziel ist die sukzessive Weiterentwicklung der Dressur", sagt Turnierchef Volker Wulff.

Das eigentliche Derby, dessen Qualifikation gestern Carola Koppelmann aus Warendorf mit Le Bo gewann, wurde in diesem Jahr erstmals international ausgeschrieben. Die Traditionsprüfung hat trotzdem weiter das Problem, dass es die Besten zum parallel laufenden Turnier in München zieht. Im Hamburger U-25-Wettbewerb kann man zumindest die künftige nationale Elite beobachten. Gerne würde auch Friederike Hahn irgendwann zu dieser gehören. Weil sie jedoch weiß, dass in der Dressur nur die Wenigsten von ihrem Sport leben können, beginnt sie im nächsten Semester in Hamburg ein Studium der Wirtschaftspsychologie.

"Ich will unbedingt weiterreiten, weiß aber noch nicht so ganz, wie das alles funktionieren wird", sagt die Tochter eines Wirtschaftsprüfers und Steuerberaters, deren Pferde in einem kleinen Privatstall auf dem heimischen Grundstück stehen. Von den Eltern bekam sie auch die Liebe zur Reiterei quasi in die Wiege gelegt. Schon als Baby habe sie das erste Mal mit auf dem Pferd gesessen, im Alter von drei Jahren galoppierte sie dann selbst erstmals mit einem Pony los.

Heute reist sie von Turnier zu Turnier. Große Veranstaltungen wie das Derby sind allerdings eher eine Seltenheit. "Dass wir da mitreiten dürfen, ist für uns junge Dressurreiter ein absolutes Highlight", sagt Hahn. "Trotz der vielen Zuschauer verspüre ich keinen Druck, so was macht einfach nur Spaß." Umso ärgerlicher wäre es, wenn aus der Teilnahme in Klein Flottbek kurzfristig nichts werden würde. Richard Löwenherz plagte in den vergangenen Tagen ein Bluterguss am Huf. "Das ist mein Lieblingspferd", meint die junge Reiterin. "Wenn der etwas hat, leide ich mit und würde nie etwas riskieren."

Stand gestern Abend standen die Chancen für einen Start aber sehr gut. Mit Tränen der Enttäuschung ist daher auch nicht zu rechnen.