Hamburg. Wichtiger Sieg für die Mannschaft aus Altona, Die HSV-Frauen sorgen fast für einen Herzinfarkt, Bergedorf hofft, Boock fliegt.

Ecke, Elfer, drei Punkte. Noch lange nach Spielschluss musste Altonas Trainer Berkan Algan für Fotos herhalten und Umarmungen geben. Ganz Altona war aus dem Häuschen, wie der AFC im Stadtderby der Regionalliga Nord das Spiel gegen den FC St. Pauli II gedreht und drei Punkte einkassiert hatte. Die zweite Mannschaft St. Paulis begann stark, ging verdient dank Cemal Sezer in Führung – doch plötzlich spielte nur noch Altona 93. „Ich weiß nicht, was in meinem Team passiert ist“, war St. Paulis Trainer Joachim Philipkowski ratlos. „Das war unser schlechtestes Saisonspiel.“ So glich Altonas Ersen Asani noch im ersten Durchgang mit einer direkt verwandelten Ecke aus, ehe Marco Schultz kurz vor dem Ende einen Handelfmeter zum 2:1 verwandelte. „Wir waren sehr dominant in der zweiten Halbzeit, das hat mir sehr gut gefallen“, freute sich Altonas Trainer Berkan Algan.

Starker Trainer, starke Sprüche. Ein Faible für herrlich direkte Zitate hat Manuel Alpers, Trainer des HSV-Frauenteams entwickelt. Über die erste Niederlage in seiner Amtszeit nach über einem Jahr am vergangenen Spieltag gegen Henstedt-Ulzburg (1:4) urteilte er aufgrund der guten Leistung wie folgt: „Ich bin überhaupt nicht wehmütig. Mit diesem Spiel sind wir endgültig in der spielerischen Elite angekommen.“

Am gestrigen Sonntag bot sein gerade frisch in die Regionalliga Nord aufgestiegenes Team in der zweiten Runde des DFB-Pokals dem hohen Favoriten FSV Gütersloh Paroli. Erst im Elfmeterschießen unterlagen die HSV-Frauen dem Zweitligisten mit 6:7. Alpers dazu: „Gütersloh hat durch unsere starke Leistung einen halben Herzinfarkt gekriegt, weil sie Angst hatten, sie könnten als Verlierer vom Platz gehen.“ Die Zukunftsaussichten beurteilt er rosig: „Bei dem, was mein Team leistet und bei dem, was durch unsere Jugendarbeit nachkommt, sage ich: Gelegenheiten wie heute kommen wieder. Und dann nutzen wir sie.“ Ebenfalls in der zweiten DFB-Pokalrunde schied der Nord-Regionalligist Walddörfer SV durch ein 1:4 gegen Zweitligist Werder Bremen aus.

Die Sander Tannen sollen leben. Mit grünen Bändern an den Armen liefen die Spieler des Ost-Bezirksligisten ASV Bergedorf 85 vor 250 Zuschauern im Derby gegen den SC Vier- und Marschlande auf. „Das haben wir gemacht, weil Grün die Farbe der Hoffnung ist“, sagte Manager Jörg Franke. Der Hintergrund: Die Bezirksämter Mitte und Bergedorf planten den Rückbau der Kapazität des Stadions Sander Tannen von 4000 auf 200 Zuschauer, da die Spielstätte marode ist. Der Verein protestierte. Schließlich sind die Sander Tannen eine Kultstätte in Hamburgs Osten. Am 28.8.1982 flog dort fast der FC Bayern aus dem DFB-Pokal (1:5 nach Verlängerung). Der Protest zeigte in dieser Woche Wirkung. Der für heute geplante Start der Bauarbeiten wurde verschoben, nun wollen alle Parteien in einen Dialog treten. Also änderte der ASV seinen Plan, spielte statt mit schwarzen (Trauerflor) mit grünen Bändern an den Armen. Franke: „Ich finde es sensationell, dass die Behörden so reagiert haben, nun mit uns reden möchten. So viele alte Sportstätten hat Hamburg sterben lassen. Wir hoffen, dass die Sander Tannen weiterleben dürfen.“


Zweimal Vorteil, dann Gelb-Rot. Einen kuriosen Platzverweis kassierte Vincent Boock beim 2:2 seines FC Teutonia 05 im Oberligaspiel gegen den SC Victoria. Boock foulte in der 60. Minute Julian Schmid, in der 61. Ian Claus. Schiedsrichter Florian Pötter entschied jeweils auf Vorteil für Victoria. Als der Ball im Aus war, zeigte Pötter Boock für beide Fouls die Gelb-Rote Karte als Summe beider Entscheidungen. Teutonias Trainer Sören Titze war fassungslos, fühlte sich auch in anderen Szenen benachteiligt – vor allem vor dem 2:2. Pötter gab einen Freistoß für Victoria wegen Meckerns durch Teutonias Spieler Dino Fazlic. Prompt fiel der Ausgleich. „Der Schiedsrichter wollte zeigen, wer der Boss ist. Das hat für mich mit Selbstdarstellung zu tun“, ärgerte sich Titze. Victorias Trainer Marius Ebbers: „Man kann alles so entscheiden, wie der Schiedsrichter es tat. Ich verstehe aber Teutonia, wenn sie das unglücklich fanden. Gelb für Boock wäre für mich okay gewesen.“ Und schmunzelnd: „Geil wäre es gewesen, wenn der Schiri zwei Karten gleichzeitig gezeigt hätte – so wie 2008 bei uns beim FC St. Pauli bei Florian Bruns beim Auswärtsspiel in Mainz.“

Thomas wieder da. Sein Oberliga-Comeback nach dreizehneinhalb Monaten feierte Dassendorfs Rechtsverteidiger Finn Thomas (32) beim 3:1 in Osdorf. Thomas hatte am 28. Juli 2018 beim Spiel gegen Wedel einen Innenband- und Kreuzbandriss sowie einen Riss des rechten und linken Meniskus erlitten. In der 87. Minute wechselte ihn Trainer Jean-Pierre Richter gegen Osdorf ein. Richter: „Ein besonderer Moment! Ich habe gehofft, dass Finn bald durch die Tür gehen kann. Nun ist er durchgegangen.“