Historie: So funktionierte die vorindustrielle Energiegewinnung für den Bergbau

Wenn man Touristen neugierig machen will, kann ein interessanter Name für Sehenswürdigkeiten nicht schaden. Das Oberharzer Wasserregal ist dafür ein gutes Beispiel. Allerdings ist das Wasserregal - im Gegensatz zur weit verbreiteten Meinung - gar keine Attraktion, sondern lediglich ein Nutzungsrecht. Im Mittelalter erlaubte der Kaiser Mönchen im Harz, Bergbau zu betreiben. Dazu gehörte auch die Genehmigung, das Wasser für diesen Zweck zu nutzen. Da es sich um königliches Recht (rex, regis = König, Herrscher) handelte, wird diese Erlaubnis als Regal bezeichnet.

Inzwischen ist - fälschlicherweise - auch das ausgeklügelte, vorindustrielle Energieversorgungssystem, das infolge dieses Nutzungsrechts gebaut wurde, unter dem Namen bekannt. Die Mönche und später die Bergleute im Oberharz legten vom 16. bis ins 19. Jahrhundert in einer technischen Meisterleistung 149 Teiche, etwa 500 Kilometer Gräben und 31 Kilometer Wasserläufe an, um die Bergwerke mit Wasserkraft zu versorgen. Es entstand die Oberharzer Wasserwirtschaft.

Das Wasser war für den Bergbau Fluch und Segen zugleich. Auf der einen Seite behinderte eindringendes Wasser immer wieder den Abbau in Minen. Auf der anderen Seite brauchte man die Wasserkraft, um die Pumpen und Räder anzutreiben. Mit dem Oberharzer Wassersystem aus Speicherseen, Gräben und Wasserläufen, die das Wasser zu den Bergwerken leiteten, wurden die Vorteile optimal genutzt.

Seit dem Jahr 1978 stehen die gut erhaltenen Anlagen unter Denkmalschutz. Besucher können das System auf gekennzeichneten Wasserwanderwegen von mehr als 100 Kilometer Länge erkunden. Alle Gräben sind mit kaum merklichem Gefälle gebaut, und parallel verlaufen Dämme, die früher für Kontrollgänge genutzt wurden. Diese bieten Besuchern nicht nur gute Möglichkeiten zum angenehmen Wandern, sondern auch einen herrlichen Fernblick über die Täler.