Fußballer des SV Eichede steigen erstmals in die Regionalliga auf. 1800 Zuschauer sehen im Ernst-Wagener-Stadion 2:0-Sieg gegen Eintracht Norderstedt.

Steinburg. Spätestens seit sich die Verantwortlichen des SV Eichede im vergangenen November offiziell zu dem Ziel "Einzug in die Fußball-Regionalliga" bekannt hatten, fieberten alle im Verein nur noch der Aufstiegsrunde entgegen. Was sich seitdem in dem 800-Seelen-Dorf abspielte, glich einem siebenmonatigen Hollywood-Film. Mit grandiosen Höhepunkten, schmerzhaften Rückschlägen - und einem emotionalen Happy-End. Pompöse Streichmusik im Hintergrund war das einzige, was fehlte, als die Mannschaft nach dem entscheidenden 2:0 (2:0)-Erfolg gegen den FC Eintracht Norderstedt am Ziel ihrer Träume war. In den Augen mancher Spieler und Entscheidungsträger blitzte es aber auch ohne akustischen Druck auf die Tränendrüse verdächtig.

Anders als die gesamte Rückrunde, in der die Steinburger mit 41 von 48 möglichen Punkten den Meistertitel in der Schleswig-Holstein-Liga gewannen, dauerte die letzte Episode der Saison so lang wie ein üblicher Spielfilm. Doch aus den 90 Minuten gegen die Norderstedter war schnell die Luft raus. Mit ihren frühen Treffern sorgten Torge Maltzahn (2. Minute) und Benedict Kummerfeldt (15.) dafür, dass es im Ernst-Wagener-Stadion kein Drama, keinen Actionstreifen und keinen Thriller zu sehen gab - sondern eine riesige Party.

Rund 1800 Anhänger, davon 1404 zahlende, wurden Zeuge des historischen Erfolgs des SV Eichede - eine weitere Zahl für die Geschichtsbücher. Seit 1982, als sich der HSV vor 4000 Schaulustigen aus ganz Norddeutschland zu einem Freundschaftsspiel die Ehre gab, hatten nicht mehr so viele Fußballfans gleichzeitig die Gemeinde im Osten Stormarns besucht.

"In einem Spiel zwei Aufstiege perfekt zu machen - ein besseres Drehbuch kann kein Autor der Welt schreiben", sagte Vereinspräsident Olaf Gehrken. Denn mit dem Regionalligaaufstieg fuhr auch die Reservemannschaft ihren verdienten Lohn für Platz eins in der Verbandsliga Süd-Ost ein. Ein perfektes Ende der Amtszeit von Trainer Andreas Gahleitner, bei dem sich Freude und Wehmut sichtbar zu einem überwältigendem Gefühl vereinten.

Auch wenn Gehrken den Worten von Betreuer Manfred Klein beipflichtete, der Erfolg sei erst in 20 Jahren einzuordnen, so schien es doch allen Beteiligten bewusst, dass der Verein in dieser Saison Geschichte geschrieben hat. Längst haben die Rot-Weißen weit über die Grenzen Stormarns hinaus auf sich aufmerksam gemacht. In der überregionalen Presse wird der SVE als Schleswig-Holsteins Verein der Saison gehandelt - trotz des Aufstiegs von Holstein Kiel in die Dritte Liga.

Zwei Hauptgründe bekommt genannt, wer nach den Ursachen des größten Erfolgs der Vereinsgeschichte - und des größten Erfolgs einer Stormarner Fußballmannschaft in diesem Jahrtausend - fragt. Trainer Oliver Zapel, der in der Rückrunde auch bei Temperaturen von über 20 Grad seinen Glücksschal trug, sagte: "Wir haben mehr Kraft investiert als die Gegner. In der Vorbereitung und in den meisten Spielen." Der Coach setzte mit seinem "Bootcamp" vor der Saison neue Maßstäbe im Fitnessbereich des SVE. Kapitän Jan-Ole Rienhoff betonte einmal mehr den Zusammenhalt: "Der besonders in der Rückrunde überragende Teamgeist hat uns die Meisterschaft und den Aufstieg beschert."

Bevor sich Zapel nach der Pressekonferenz mit einem Weizenbier wieder unter die singende und tanzende Mannschaft mischte, richtete er einen Appell an seine Schützlinge: "Jetzt geht es um die Stammplätze. Wer in der Regionalliga spielen will, muss auch beim Feiern vorangehen." Der Trainer weiß, dass in einem guten Hollywoodfilm auch der Humor nicht fehlen darf.

SV Eichede: Berndt - Fischer, Krajinovic, Jan-Ole Rienhoff, Meyer - Buchholz - Kummerfeldt, M. Hinkelmann, Koops (78. Schubring), Kossowski (19. Schmidt) - Maltzahn.