Das Hamburger Abendblatt stellt zehn Wochenmärkte in Stormarn auf den Prüfstand. Ist die Auswahl groß genug? Wie ist die Atmosphäre? Auch der Dehoga-Kreisvorsitzende Axel Strehl bewertet mit.

Im Juni vergangenen Jahres ist der Markt in Oststeinbek umgezogen - weg von der Möllner Landstraße direkt in die zweite Reihe, zwischen Rathaus und Einkaufpassage. Gut getan hat der Umzug dem Markt nicht, glaubt man den Worten der Marktbeschicker und Kunden. Die einen vermissen das gewohnte Bild, andere die nötige Laufkundschaft. Aus ehemals acht Ständen, an denen Händler vor dem Rathaus ihre Waren verkauften, sind drei geworden.

Ist das überhaupt noch ein richtiger Wochenmarkt? Die Kunden, die kommen, schätzen ihn als beliebten Treffpunkt. Und die Händler, die geblieben sind, scheinen auch zufrieden. "Wir leben hier von unserer Stammkundschaft", sagt Maik Schleßelmann vom gleichnamigen Obsthof. "Die bringt ungefähr 95 Prozent des Umsatzes rein und sichert uns das Überleben." Er fügt hinzu, dass aber gerade auch Laufkundschaft wichtig für den gesamten Wochenmarkt sei. Nur dann könnten sich auch neue Händler etablieren.

Der gut gelaunte Obstbauer aus Osterjork im Alten Land ist gern auf dem Markt in Oststeinbek. Der gelernte Bankkaufmann mit dem freundlichen Lächeln hat hinter dem Verkaufsstand seine Berufung gefunden, und das ist ihm anzusehen. Er mag es, mit seinen Kunden einen Schnack zu halten. Und er ist stolz darauf, dass er seine Waren größtenteils selbst anbaut und nur wenig zukaufen muss. "Ich kaufe höchstens Südfrüchte dazu, alles andere kommt von uns oder von Nachbarn im Alten Land", sagt Schleßelmann, der mit seiner Frau den Obsthof betreibt und "seit Ewigkeiten" in Oststeinbek steht. Er verkauft nicht nur das Obst, das er frisch erntet, sondern auch selbst gemachte Marmeladen - natürlich aus Obst vom eigenen Hof. "Die hat alle meine Frau gemacht. Da steckt viel Liebe drin."

Händler staunen, wie schnell sie einen Standplatz bekommen

Mit genauso viel Liebe, aber ganz anderer Historie geht es am Stand nebenan zu. Arno und Petra Behncken aus Ochsenwerder haben ihren Platz auf dem Wochenmarkt erst seit Mai dieses Jahres. "Uns ist zu Ohren gekommen, dass auf dem Markt ein Gemüsestand fehlte - und schon waren wir da", sagt Arno Behncken. "Wir waren ganz schön verwundert, dass man hier so einfach einen Stand bekommt. Dafür muss man anderswo jahrelang warten." Behnckens meinen aber auch, dass der Markt ziemlich klein sei. "Drei Stände - das ist schon ganz schön mickrig." Eigentlich wären es ja sogar noch vier gewesen. Aber der Käsestand, dessen Betreiber ein letztmaliges Erscheinen angekündigt hat, fehlt. Für die Ochsenwerder tut das dem Ganzen aber keinen Abbruch, sie freuen sich über das freundschaftliche Verhältnis zu den anderen beiden Händlern.

Doch woran liegt es, dass der Markt wieder so klein geworden ist, immerhin hatten im Frühjahr 2012 noch acht Händler ihr Stände auf dem Platz. Einer, der es wissen muss, ist Marktmeister Sönke Reisener. "Wir hatten im vergangenen Jahr so viele Anfragen, dass wir den Markt auf den Platz ausgeweitet haben." Aber die neuen Händler hätten keinen Durchhaltewillen bewiesen und seien sehr schnell wieder abgesprungen. Deswegen stehe das verbliebene Trio jetzt wieder ganz am Rande des Platzes an der Straße. Die Händler hatten Reiseners Worten zufolge keine Geduld, sich eine Stammkundschaft aufzubauen.

Jetzt hofft die Gemeinde wieder auf Bewerbungen. "Im vergangenen Jahr haben wir eine Aktion gestartet", sagt Wencke Lamprecht, Sachbearbeiterin im Oststeinbeker Ordnungsamt. "Wir haben bei der Glinder Verwaltung angefragt, weil deren Markt eine lange Warteliste hat. Die Händler, die dort auf einen Stellplatz warten, haben wir abtelefoniert. Aber besonders groß war die Resonanz nicht." Zwei hätten sich in Oststeinbek probiert, seien aber auch schnell wieder gegangen. Jetzt hofft Reisener auf die Mundpropaganda unter den Händlern. Und es werde überlegt, dass die Gemeinde eine Anzeige schaltet.

Der Markt in Glinde ist nach Wencke Lamprechts Meinung auch einer der Gründe dafür, dass es in Oststeinbek nicht so richtig rund läuft. "Donnerstag ist nun mal kein typischer Markttag. Außerdem hat der Glinder Markt, der mittwochs und sonnabends ist, einen sehr guten Ruf und ein riesengroßes Angebot. Da kann unserer Markt noch nicht mithalten." Dem stimmt auch Reisener zu: "Markt in Oststeinbek ist nicht einfach. Aber je mehr Händler mitmachen, desto leichter wird es für alle"

Der Marktmeister, der seit dem 1. Februar 2011 mit der Platzvergabe und der Marktaufsicht betraut ist, hat sich mit seiner kommunikativen Art schon einen Namen bei den Beschickern und der Kundschaft gemacht. Anneliese Müller, die seit Jahren auf dem Markt einkauft, lässt Reisener über den Händler Behncken liebe Grüße ausrichten. "Ich habe vergangene Woche mein Portemonnaie zu Hause vergessen. Da hat er mir das Geld ausgelegt. Ein netter Mann", sagt sie, als sie mit ihrem kleinen Hund weitergeht.

Marktmeister schwört auf Humor und Begeisterungsfähigkeit

Auch bei den Händlern ist der Marktmeister gern gesehen. Und das liegt nicht nur an den vergleichsweise niedrigen Standmieten von 1,30 Euro pro Meter Standfläche ohne Strom, und auch mit Strom sind es nur 60 Cent mehr. Es ist die Art und Weise, wie Reisener auf die Menschen zugeht und immer einen Spruch auf Lager hat. Und man merkt es ihm an, dass ihm der Markt eine Herzensangelegenheit ist. "Es ist zwar wirklich schade, dass der Markt aktuell schon wieder kleiner geworden ist - die Käsekiste werden sicherlich einige Kunden vermissen", sagt er. Aber er ist zuversichtlich: "Mit Humor und Begeisterungsfähigkeit geht alles."

Recht hat er. Denn es sind die Menschen, die den Oststeinbeker Wochenmarkt so liebenswert machen, ob mit Käsekiste oder ohne. Es gibt zwar keinen Imbissstand, auch keinen Marktschreier, aber der Markt gibt als Ganzes ein schönes Bild ab. Das liegt nicht zuletzt an dem Maibaum, der sich seit 1985 vom 1. Mai bis zum 1. Oktober über dem Platz erhebt. Diese alte Tradition hat die Gemeinde wieder aufleben lassen, um das Zentrum zu verschönern. Auch der mit roten Pflastersteinen neu gestaltete Platz trägt seinen Teil dazu bei. "Wenn jetzt noch mehr Händler kommen", so Obstbauer Schleßelmann, "hat sich der Durchhaltewille gelohnt."