Das Hamburger Abendblatt stellt zehn Wochenmärkte in Stormarn auf den Prüfstand. Ist die Auswahl groß genug? Wie ist die Atmosphäre? Auch der Dehoga-Kreisvorsitzende Axel Strehl bewertet mit.

Ich liebe Wiederholungstäter", gesteht Klaus-Dieter Pantzek. Der Käseverkäufer meint damit keine Straffälligen, sondern Kunden, die seinen Stand auf dem Oldesloer Wochenmarkt nicht zum ersten Mal aufsuchen. So, wie augenscheinlich der silberhaarige Herr, der als Erster in der Reihe vor Pantzeks Verkaufswagen steht. Mit neun Metern Länge ist er einer der größten in Norddeutschland. Und entsprechend vielfältig ist das Angebot seiner "Käsekiste".

"Ich hätte gern was Herzhaftes", sagt eine Kundin. Das ist natürlich kein Problem für Pantzek, bietet er doch rund 400 Käsesorten an. "Dann gehen wir mal nach Bayern", schlägt der Händler vor, macht zwei Schritte zur Seite, greift einen Laib aus der Vitrine, schneidet ein Stück ab und lässt es die Kundin kosten. Der Käse trifft ihren Geschmack, sie kauft ein paar Scheiben.

Eine große Auswahl bietet nicht nur Pantzek, sondern der gesamte Wochenmarkt in der Kreisstadt. Und das, obwohl er relativ klein ist, nur den Marktplatz und den südlichen Teil des Beer-Yaacov-Wegs umfasst. "Wir sehen zu, dass wenigstens zwei Händler von jeder Partie hier sind", sagt Thomas Wilken.

Der 48-Jährige, dessen Hof im Nordosten von Oldesloe liegt, verkauft nicht nur Kartoffeln, Tomaten, Gurken und anderes Gemüse sowie Honig und Marmelade, er gehört auch zum Vorstand der Marktgemeinschaft. Seit acht Jahren betreibt dieser Zusammenschluss von Händlern die Verkaufsfläche und nicht mehr die Stadt. "Bad Oldesloe klagte damals über die Kosten des Marktes", sagt Wilken. "Da haben wir gesagt: Das können wir besser."

Dank der Fußgängerzone ist die Laufkundschaft groß

Einsparungen haben sich vor allem ergeben, weil die neue Führungsspitze ehrenamtlich tätig ist. So muss beispielsweise kein Marktmeister mehr von der Stadt bezahlt werden. Für eine Aufwandsentschädigung erledigt diese Arbeit nun Hans-Wilhelm Nagel. Morgens um 5 Uhr weist er Händlern, die nicht ständig auf dem Oldesloer Markt sind, ihre Plätze zu und kassiert von ihnen die Gebühren: drei Euro je Meter, ohne Strom. Außerdem führt er - wenn notwendig - Gespräche mit der Verwaltung und dem Vorstand der Marktgemeinschaft. Hauptsächlich verkauft der 56-Jährige mit bis zu vier Mitarbeitern Obst und Gemüse aus eigenem Anbau im Alten Land.

Vielfalt heißt aber nicht nur, dass neben Pantzeks Käsekiste auch Jürgen Wulff Molkereiprodukte anbietet oder dass beispielsweise zwei Geflügelhöfe und zwei Schlachter sowie mehrere Blumenhändler und Obsthändler ständig da sind. Vielfalt heißt auch, dass es Stände gibt, die nicht auf jedem Wochenmarkt zu finden sind.

So reist beispielsweise Wolfgang Storm mit seinen "Naturwaren" aus Timmendorfer Strand an. Im Sortiment hat er allerlei Arten von Bürsten, zudem Rasierpinsel, Holzteller, Holzlöffel und Kämme. "Das ist hier ein guter Platz", sagt der 65-Jährige, der auch auf Wochenmärkten in Lübeck und Kiel steht. Storm ist vor allem auf Laufkundschaft angewiesen. Und die gibt es dank der Lage reichlich.

Denn der Marktplatz gehört zur Fußgängerzone und schließt direkt an die Hindenburgstraße an, in der nun wieder mehr und mehr Geschäfte für Leben und Passanten sorgen. Und das nicht nur am Sonnabend. Auch mittwochs strömen unablässig Menschen durch das Zentrum der Kreisstadt Überdies schätzt Storm den "guten Zusammenhalt unter den Händlern".

Außergewöhnlich ist auch ein kleiner Stand an der Ecke zur Hagenstraße. An einem weißen runden Kaffeetisch steht dort Sabine Tiedtke und wirbt um Spenden für den Bau des Hospizes "Lebensweg", in dem Sterbenskranke individuell begleitet werden sollen. "Es ist toll, dass wir hier eine Plattform haben", sagt Tiedtke, und betont dabei das Wort "wir". "Denn das Hospiz soll ja auch ein Haus für alle sein."

Der Verein muss nichts für den Stand bezahlen. Die Marktgemeinschaft hat Tiedtke eingeladen, ihn dort aufzustellen. Dabei blickt sie auch noch auf den Gänselieselbrunnen am nördlichen Rand des Platzes, der neben den historischen Bauten zur heimeligen Atmosphäre des Wochenmarkts beiträgt.

Seit 1949 sind die Händler mehrmals in der Stadt umgezogen

Gegenüber, an der Kreuzung von Hagenstraße und Beer-Yaacov-Weg, verkauft derweil Kirsten Soltau Blaubeeren. "Aber nur bis Ende August", sagt die Händlerin aus dem lauenburgischen Basedow. Von Anfang Mai bis Ende Juni hatte sie Spargel angeboten, und zwar auch jeweils mittwochs und sonnabends. Im Jahr ist Soltau somit nur für etwa 14 Wochen in Bad Oldesloe - eben dann, wenn ihre Waren Saison haben.

Ihr gegenüber freut sich Jens Peter Schmidt, dass sein Blumenstand auch an der Hagenstraße liegt, weil diese von Autos befahren werden kann. "Kunden können hier kurz anhalten und schwere Gewächse direkt ins Auto laden", sagt der 51-Jährige. Wenn mit dem Umbau des ehemaligen Amtsgerichts zum Kultur- und Bildungszentrum begonnen wird, muss er aber wohl genauso wie die anderen Händler im Beer-Yaacov-Weg umziehen. Laut Bürgermeister Tassilo von Bary soll der Wochenmarkt dann in die nur für Fußgänger zugängliche Hindenburgstraße ausgeweitet werden. So bliebe seine Fläche weiter zusammenhängend - ein Wunsch, den Marktmeister Nagel im Namen der Händler vorbringt.

Umzüge des Oldesloer Wochenmarkts sind aber nichts Neues. "1949 war er bereits vom Marktplatz vor dem Rathaus an die Kurparkallee gezogen", erinnert sich Dorothea Lauschke. Die 75-Jährige verkauft am Familienstand seit 1954 Fischwaren. Später sei der Wochenmarkt dann in den Bürgerpark umgezogen. 1989 sei dann die Wende gekommen - zurück zum Marktplatz im historischen Kern.

Kurz vor 13 Uhr strömen immer noch viele Kunden über den Wochenmarkt, obwohl er nun schließt. Marktmeister Hans-Wilhelm Nagel steht und läuft nun schon bald acht Stunden über die holprigen Steine vor dem Rathaus. "Um diese Uhrzeit bin ich pflastermüde", sagt der Marktmeister, und ist froh, gleich seinen Stand abbauen zu können.