Die Finanzierung der Kinderstadt ist noch nicht gesichert. Das Landesamt äußert Bedenken. Doch Ministerpräsident Albig hat Hilfe zugesagt.

Kiel/Hamberge. Kinder lernen, wie Politik funktioniert: Das ist das Prinzip der Kinderstadt Stormini. Die einwöchige Veranstaltung für Neun- bis 14-Jährige fand im Juni in Hamberge statt. 230 Teilnehmer wählten sich einen Bürgermeister und verwalteten sich selbst. Doch nun ist aus dem Planspiel für Kinder ein Funktionstest für die Leistungsfähigkeit der neuen Landesregierung geworden. Mittlerweile sind das von Robert Habeck (Grüne) geleitete Umweltministerium und die dem Ministerpräsidenten Torsten Albig (SPD) unterstellte Staatskanzlei mit dem Fall beschäftigt. Es geht ums Geld.

+++ Torsten Albig besucht Stormini +++

Der Kreis Stormarn, Veranstalter der Kinderstadt, hatte bereits im Juni vergangenen Jahres einen Förderantrag für das Projekt gestellt. 67 100 Euro für die Veranstaltungen in diesem und im kommenden Jahr sollten von der EU kommen. Zuständig für die Bewilligung ist das Landesamt für ländliche Räume, das wiederum dem Landesumweltministerium unterstellt ist. Zunächst schien es keine Probleme zu geben. Schließlich war die Kinderstadt auch schon in den Jahren 2010 und 2011 bezuschusst worden.

Doch dann, rund ein Jahr nach Antragstellung, äußerte das Landesamt mündlich Bedenken. Denn der Auftrag zur Organisation der Kinderstadt war nach einer beschränkten Ausschreibung vergeben worden. Vier mögliche Träger waren angeschrieben worden, am Ende hatte der Kreisjugendring den Auftrag bekommen - wie schon in den Jahren 2010 und 2011. Wilhelm Hegermann, der Leiter des Stormarner Jugendamtes, beschreibt die Bedenken des Landesamtes so: "Die Kritik setzt für 2012 da ein, dass in der beschränkten Ausschreibung die gleichen vier Träger angesprochen wurden wie in der Förderperiode vorher und man hätte wissen müssen, dass der Kreisjugendring zum Zuge kommt."

Hätte der Auftrag also europaweit ausgeschrieben werden müssen, um die Förderkriterien zu erfüllen? Oder gibt es ein anderes Problem, das einer Bewilligung des Geldes entgegensteht? Im Umweltministerium ist derzeit niemand bereit, über diese Probleme zu sprechen - oder gar über die Problemlösung. Nicola Kabel, die Pressesprecherin des neuen Umweltministers Robert Habeck, sagt: "Die Sache befindet sich derzeit in der Abstimmung zwischen dem Ministerium und der Staatskanzlei. So lange das Ergebnis nicht vorliegt, werden wir uns dazu nicht äußern."

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Uwe Sommer, der Geschäftsführer es Kreisjugendrings, sagt: "Es ist schon ein Skandal, dass das Landesamt in einem Jahres nicht in der Lage ist, einen abschließenden Bescheid zu dem Förderantrag des Kreises zu formulieren. Alle lassen einen im Dunkeln." Der Kreisjugendring sei "in einer absolut blöden Situation. Keiner weiß, wie es mit Stormini weitergeht". Sommer weiter: "Das ist doch eine Posse."

Die Kinderstadt will im kommenden Jahr in der Stadt Ahrensburg ihre Zelte aufschlagen. Es wäre die sechste Veranstaltung dieser Art. Rund 90 000 Euro kostet das Planspiel. 25 000 Euro kommen vom Kreis Stormarn, 20 000 Euro zahlen die Teilnehmer, 6000 Euro kommen von der Sparkassen-Stiftung, 5000 Euro von der Bürgerstiftung Stormarn.

Der Rest müsste von der EU kommen. Dazu müsste der Förderantrag bewilligt werden. Und dazu müsste Ministerpräsident Torsten Albig eine Lösung für ein Problem finden, dass das Umweltministerium nicht einmal beschreiben will. Albig hatte im Juni die Kinderstadt besucht. "Es ist ganz toll, was ihr hier macht", hat er dabei gesagt. Auf der Internetseite von Stormini schrieben die Kinder damals: "Torsten Albig hat versprochen, sich für Stormini in seinem großen Parlament stark zu machen, da die Finanzierung für die nächsten Jahre nicht gesichert ist!"

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Sollte das Geld doch noch kommen, sollten die Stormini-Bewohner ihr Planspiel auf jeden Fall um den Aspekt "Finanzierung aus EU-Mitteln unter besonderer Berücksichtigung der Arbeit des Landesamtes für ländliche Räume" erweitern.