Am Planspiel des Kreisjugendrings nehmen erstmals Kinder mit Down-Syndrom und Rollstuhlfahrer teil. Das findet im Juni statt.

Hamberge. Der 1450-Seelen-Gemeinde Hamberge im Norden Stormarns steht ein großer Bevölkerungszuwachs bevor. Knapp 500 neue Einwohner wird Bürgermeister Paul-Friedrich Beeck (CDU) in einem Monat in seinem Dorf begrüßen können. Das entspricht einem Anstieg um 33 Prozent. Anlass dafür ist das Projekt Stormini, ein Planspiel, das der Kreisjugendring dieses Jahr bereits zum fünften Mal organisiert. Vom 24. bis 30. Juni werden rund 230 Kinder im Alter von neun bis 13 Jahren rund um die Grundschule und auf dem Sportgelände lernen, was eine Marktwirtschaft ist und wie ein Parlament und eine Stadtverwaltung funktionieren.

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Dieses Jahr will der Kreisjugendring einen Schwerpunkt auf das Thema Inklusion legen. Erstmals werden daher auch Mädchen und Jungen mit einem erhöhten Förderbedarf dabei sein. "Dazu zählen zum Beispiel Kinder, die im Rollstuhl sitzen oder die an einem Down-Syndrom leiden", sagt Kreisjugendring-Mitarbeiter Ansgar Büter-Menke, der die Koordination von Stormini übernommen hat. Bei den Vorbereitungen sei mit verschiedenen Einrichtungen zusammengearbeitet worden, zum Beispiel mit der Woldenhorn-Schule in Ahrensburg, einem Förderzentrum für geistig Behinderte. Auch mit der Erich-Kästner-Schule in Reinfeld, die sich um lernschwache, sprachbehinderte und verhaltensauffällige Schüler kümmert, wurde gesprochen.

20 Prozent der Plätze, genau 42, wurden an Mädchen und Jungen mit einem erhöhten Förderbedarf vergeben. Zu ihnen gehören auch Kinder aus sozial schwachen Familien, die dank einer finanziellen Unterstützung die Chance erhalten, bei dem Projekt mitzumachen. "Die Kinder sollen ganz normal an Stormini teilnehmen", sagt Büter-Menke. "Sie mischen sich unter die anderen Teilnehmer." Allerdings wird es eine spezielle Arbeitsbetreuung für die Kinder mit Behinderung geben. Auch wird die Zahl der Betreuer in den Gruppen mit einem behinderten Kind von zwei auf drei erhöht. "So wollen wir sicherstellen, dass immer jemand für die Kinder da ist", sagt Büter-Menke.

Um niemanden zu überfordern, sei das Programm entschleunigt worden. "Am Mittwoch ist ein Gruppennachmittag geplant, an dem die Kinder nicht arbeiten", sagt der Kreisjugendring-Mitarbeiter. Zudem werde ein betreutes Ruhezelt eingerichtet, in dem sich die Kinder bei Bedarf ausruhen können.

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Bei Stormini sollen die Kinder den Zusammenhang zwischen Arbeit, Geld und Freizeit kennenlernen. Jeden Vormittag müssen sich die Teilnehmer einen Job suchen. Dabei können sie zwischen 70 verschiedenen Arbeitsplätzen aus den Bereichen Handwerk, Dienstleistungen, Medien, Industrie, Wissenschaft und Soziales auswählen. Gesucht werden zum Beispiel Unicef-Botschafter, Suchtberater, Feuerwehrleute, Fernsehreporter und Kosmetiker.

Nach zwei Stunden Arbeiten am Vormittag und zwei Stunden am Nachmittag bekommen die Kinder ihr Gehalt. Die Kinderstadt-Währung heißt Stormis, sie wird in Form von Kaurischnecken ausgezahlt. Ihren Lohn können die Kinder anschließend für Freizeitaktivitäten ausgeben, wie zum Beispiel Tanzen, Kino, Fußball, Trampolinspringen oder Kanufahren.

Geschlafen wird in Zelten. Sie werden, entgegen der ursprünglichen Planungen, nun doch auf dem Sportplatz aufgestellt. Da das Gelände direkt neben der Autobahn 1 liegt, hatte Bürgermeister Paul-Friedrich Beeck zunächst wegen des Lärms Bedenken. "Wir hatten bereits einen Landwirt gefunden, der uns für das Zeltlager eine Wiese abseits des Sportgeländes zur Verfügung stellen wollte", sagt Beeck. Dank der Autobahnbaustelle zwischen Reinfeld und Lübeck sei das jetzt aber nicht mehr nötig. Beeck: "Wegen der Geschwindigkeitsbegrenzung auf 60 Kilometer pro Stunde ist es auf dem Sportplatz nun leise genug zum Schlafen."

Der Bürgermeister freut sich vor allem darüber, dass sich viele Hamberger bereit erklärt haben, Stormini ehrenamtlich zu unterstützen. Unter den mehr als 240 Helfern sind zum Beispiel Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr und des Sportvereins. "Ich halte das Projekt für eine ganz, ganz tolle Sache und bin sehr stolz darauf, dass wir es bei uns in Stormarn haben", sagt Kreispräsidentin Christa Zeuke. "Ich sehe jedes Mal sehr viele fröhliche Kinder und zahlreiche Ehrenamtler, die zwar geschafft, aber glücklich sind."

Die neunjährige Lykke ist eines der 230 Kinder, die dieses Jahr bei Stormini dabei sein werden. "Ich möchte einen Job bei der Sparkasse bekommen, weil ich gern etwas mit Mathe mache", sagt die Drittklässlerin der Grundschule Hamberge. Sie freut sich aber auch schon auf die vielen Freizeitangebote. "Am liebsten würde ich Handball spielen und ins Kino gehen."