Pünktlich zum Einzug am Sonntagnachmittag hatte es aufgehört zu regnen. Bei der Arbeitsagentur gibt es verschiedenste Jobs - zum Beispiel den des Reporters.

Der Himmel über Stormini hatte ein Einsehen mit den 230 Mädchen und Jungen, die rund um die Grundschule Alte Alster in Bargfeld-Stegen ihr Quartier bezogen. Eine Woche lang werden die Neun- bis 13-Jährigen ohne Eltern, aber mit rund 200 ehrenamtlichen Helfern das Leben in einer Gemeinde nachempfinden - mit 89 verschiedenen Berufen, Bürgermeister, Finanzamt, Bank, Post und vielem mehr.

Jonah aus Bargfeld-Stegen ist einer von ihnen. Der Neunjährige macht zum ersten Mal beim Planspiel Stormini mit, das vom Kreis Stormarn und dem Kreisjugendring 2007 ins Leben gerufen wurde und jährlich in den Sommerferien in einer Stormarner Gemeinde stattfindet. "Ich freue mich am meisten aufs Arbeiten", sagt Jonah, "ich will unbedingt in die Motorradwerkstatt." Doch zunächst muss er den Einbürgerungsprozess durchlaufen. Nachdem Jonah seine Krankenversicherungskarte abgegeben, einen Button mit seinem Vornamen, Stormini-Armband und Ausweis entgegengenommen hat, heißt es: Süßigkeiten abliefern. Petra Böger füllt bereits die siebte Kiste mit Bonbons, als Jonah an der Reihe ist. "Im Laufe der Woche werden die Süßigkeiten im Kindercafé verkauft", sagt die Bargteheiderin, die zum dritten Mal als ehrenamtliche Helferin dabei ist.

Jonah bekommt noch Kappe, Beutel und Trinkflasche mit dem Stormini-Logo, dann muss er seine Eltern verabschieden. Der Abschied fällt ihm leicht. "Ich war ja auch schon allein auf Klassenfahrt", sagt er und geht mit seinem Betreuer Richtung Schlafzelt. Die "Kakteen" sind bis Sonnabendmittag nun seine Ersatzfamilie. Das Kakteen-Zelt ist eines von 22 Zelten auf dem rund 20 000 Quadratmeter großen Gelände. Große Fahnen über dem Eingang zeigen mit Sonne, Mond, Palme oder Rotkäppchen, wo welche Gruppe beheimatet ist.

Bei den "Chicas" schräg gegenüber sind erst vier von elf Mädchen eingezogen. Die meisten von ihnen haben schon in den vergangenen Jahren mitgemacht, nur Meret ist zum ersten Mal dabei. "Ich habe von Freunden gehört, wie toll Stormini ist", sagt die 13-Jährige aus Großhansdorf. "Ich erwarte in dieser Woche viel Spaß und dass wir was lernen. Ich will viel ausprobieren."

Gelegenheit dazu wird sie ab heute haben. Dann nämlich können sich die Stormini-Teilnehmer erstmals bei der Agentur für Arbeit melden. Wer einen Job ergattert, tritt um 10 Uhr seinen Dienst an. Von 12 bis 14 Uhr ist Mittagspause, danach geht es bis 16 Uhr weiter - zum Beispiel als Architekt, Bildhauer, Fernsehreporter, Kfz-Mechaniker, Pferdewirt oder Textildesigner.

Um 10 Uhr eröffnet der SPD-Bundestagsabgeordnete Franz Thönnes heute das Parlament der Kinderstadt. Dann können sich die jungen Bürger auch als Nachwuchspolitiker üben und eine Bürgermeisterkandidatur in Erwägung ziehen. Am Sonntagabend hatten sie bereits ersten Kontakt zur Politik. Die Kreistagspräsidentin Christa Zeuke und Gero Storjohann, CDU-Bundestagsabgeordneter, sowie die Schirmherren Andreas Gerckens, Bürgermeister von Bargfeld-Stegen, und Kreishandwerksmeister Rolf Prosch eröffneten offiziell Stormini.

"Mehr als 100 Bargfelder helfen mit", sagt Gerckens, der sich extra für Stormini Urlaub genommen hat. Er ist stolz auf sein Dorf, das 2900 Einwohner zählt. "Es ist schön zu sehen, dass es funktioniert." Mit Schauspieler und Musiker Christian von Richthofen stimmten Helfer und Kinder am Sonntag gemeinsam die Stormini-Hymne an: "Die schönste Stadt heißt Stormini, wir singen alle Stormini, hier geht die Party ab..." Damit ist das Motto für diese Woche schon vorgegeben.