In unserer Serie treffen wir Menschen aus Stormarn auf ihrer Lieblingsbank. Heute ist es die Angestellte der Stadt, die im Hilfszentrum wohnt.

Bargteheide. Wenn es klingelt, muss alles ganz schnell gehen. Selbst dann, wenn es mitten in der Nacht ist und Elke Maschmann gerade selig geträumt hat. "Am Anfang hat mich das nervös gemacht. Aber man gewöhnt sich dran", sagt die Bargteheiderin. Sie lebt in einer ganz normalen Drei-Zimmer-Wohnung. Besonders ist jedoch die Lage: Elke Maschmann wohnt im Bargteheider Rettungszentrum, direkt über den Feuerwehrautos.

"Nachts liegt der Pieper neben dem Bett", sagt die 57-Jährige. Damit sie auf jeden Fall hört, wenn der Alarm von der Leitstelle kommt. Dann heißt es: sofort runter, Licht anmachen und die Garagentore öffnen. Jede Sekunde gilt. "Wenn die Feuerwehrleute kommen, muss alles vorbereitet sein, damit sie sofort in die Wagen springen und losfahren können", sagt Elke Maschmann.

Seit 1977 versieht sie diesen etwas anderen Dienst als Angestellte der Stadt. Sie kennt sich aus. Und sie kennt auch ihre Pappenheimer. "Manche wissen nicht genau, was los ist. Die haben nur kurz ihren Pieper gehört und sind blitzartig hergekommen. Denen sag' ich dann noch schnell, wo es eigentlich hingeht." Kaffee als Muntermacher stellt Elke Maschmann auch bereit. Und Kaltgetränke, um schon mal den Durst zu löschen. Dauert der Einsatz länger, kümmert sich Elke Maschmann auch um die Versorgungslage. Dann macht sie Würstchen heiß und bestellt Brötchen beim Bäcker.

Bei Großeinsätzen, an denen auch Nachbarwehren beteiligt sind, bekommt sie Unterstützung vom Roten Kreuz. "Die rücken am Einsatzort mit ihrem Versorgungsfahrzeug an. Mit einer Suppenküche an Bord", sagt Elke Maschmann, die jederzeit auf Ausnahmesituationen reagieren muss. Beim Feuer im Traberstieg, bei dem im März viele Menschen verletzt wurden, herrschte auch im Rettungszentrum Alarmstimmung. Im Kellerabgang eines Mehrfamilienhauses am Traberstieg war gegen 21 Uhr ein Feuer ausgebrochen. 100 Rettungskräfte der Wehren aus Bargteheide, Elmenhorst, Tremsbüttel und Delingsdorf sowie Sanitäter und Notärzte rückten aus. Maschmann: "Die Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen und konnten erst morgens wieder zurück. Die kamen dann zu uns. 20 bis 30 Leute hatten wir hier. Wir haben dafür gesorgt, dass sie etwas zu essen bekamen." Beruhigende Worte und das Gefühl, gut aufgehoben zu sein, gab es noch dazu.

Auch ihre eigene Versorgungslage muss die Bargteheiderin jederzeit genau im Blick haben. Angesichts ihrer Dienstzeiten gar nicht so einfach: Jedes zweite Wochenende ist sie dran: freitags bis montags, dreimal 24 Stunden. Dienst rund um die Uhr. "Ich darf natürlich auch schlafen gehen. Aber die Wohnung darf ich nicht verlassen. Also muss ich vorher schon alle Einkäufe erledigt haben", sagt die 57-Jährige. Notfalls schleppt die Familie das Nötige ran.

Der 24-Stunden-Rhythmus gilt auch für die Woche: einen Tag Bereitschaft, einen Tag frei. "Ich teile mir den Dienst mit einer Kollegin", sagt Elke Maschmann. Die Dienstwohnung auch? "Nein! Soweit geht das dann doch nicht. Die Kollegin wohnt im Erdgeschoss", wehrt die Bargteheiderin lachend ab. In ihrem früheren Leben war Elke Maschmann Bankkauffrau und lebte in Hamburg. Ihr Mann brachte sie nach Bargteheide. Und der war bei der Feuerwehr. Als das Rettungszentrum 1977 eröffnet wurde, war sie zur Stelle. Und das ist sie immer noch. Sogar dann, wenn sie keinen Dienst hat.

Als die Jugendfeuerwehr Besuch aus der polnischen Partnerstadt Zmigrod bekam, war Elke Maschmann im Dauereinsatz. 16 junge Polen schlugen ihr Lager im Rettungszentrum auf. Elke Maschmann kochte Kaffee, machte Frühstück und Abendbrot, schmierte Brötchen ohne Ende und stand noch um Mitternacht in der Küche. "Das hat Spaß gemacht", sagt die 57-Jährige, die immer ein bisschen hastig spricht. Vermutlich eine Berufskrankheit, Stunden, Tage, Wochen passiert nichts. Aber wenn es dann klingelt, muss alles ganz schnell gehen.