In unserer Serie stellen wir Menschen aus Stormarn auf ihrer Lieblingsbank vor. Heute sind es Kirsten und Eckard Milke, die die Kunstmesse FORM-A ( R ) T organisieren.

Glinde. Kirsten und Eckard Milke sind Feuer und Flamme für Kunst und Kultur. Das Glinder Ehepaar organisiert seit 22 Jahren Kunstausstellungen mit dem Kunstverein Glinde. Darunter auch die überregional bekannte Ausstellung FORM-A ( R ) T im Glinder Bürgerhaus, die am 30. April wieder ihre Tore öffnet. Die Kunst ist beider Leben und die Kunst hat sie auch zusammen gebracht. Damals noch in Form der Schauspielerei. In der christlichen Laienspielgruppe der Versöhnungskirche in Hamburg-Eilbek lernten Kirsten und Eckard Milke sich kennen. Auf einer Tournee funkte es dann. "Ich war 17 Jahre und er 23 Jahre alt. Im Bayerischen Wald kamen wir uns näher", erinnert sie sich mit einem Lächeln.

Ihr neues Zuhause in Glinde fand das Paar durch das Hamburger Abendblatt. Im Immobilienteil wurde ein Endreihenhaus angeboten, dass beide 1981 bezogen. Fünf Jahre später kam ihre Tochter Viola zur Welt. Damals fing Kirsten Milke an zu malen. Um sich mit anderen über ihre geliebte Kunst auszutauschen, trat sie in den Glinder Kunstverein ein. "Hausarbeit und Kinderversorgung, das war mir zu wenig", sagt sie. Auch ihren Mann konnte Kirsten Milke mit ihrer Begeisterung anstecken. Er wurde wenig später ebenfalls Mitglied. Der 1976 gegründete Verein hatte damals gerade mit massivem Mitgliederschwund zu kämpfen. Von 50 Gründungsmitgliedern waren gerade einmal sechs übrig geblieben. Das kunstbegeisterte Ehepaar wollte das ändern. Kirsten Milke engagierte sich als Schriftführerin, Eckard Milke wurde 1988 zum Vorsitzenden gewählt - und hat dieses Amt bis heute behalten.

Mittlerweile hat der Verein wieder 26 Mitglieder und veranstaltet alle zwei Monate zusammen mit der Sönke-Nissen-Park Stiftung eine neue Ausstellung im Glinder Gutshaus. Die Idee kam 1993 von Volker Müller, dem damaligen Hausleiter des Gutshauses. "Wir haben angefangen mit Künstlern aus den eigenen Reihen, und das hat einen sagenhaften Dominoeffekt erzeugt", erzählt Kirsten Milke. Die Künstler waren begeistert. Heute kriegt der Kunstverein für die Ausstellungen im Guthaus Anfragen aus dem ganzen Bundesgebiet. "Wir sind dabei, das Jahr 2013 zu planen und 2014 zu buchen", sagt Eckard Milke.

Auch die Jahresausstellung des Kunstvereins im Bürgerhaus veränderte sich und wuchs immer weiter. Zunächst unter dem neuen Motto "Kunst aus Europa", in Anlehnung an die Europastadt Glinde und mit Künstlern aus den Partnerstädten Saint-Sébastien und Kaposvar. Heute ist die internationale Kunstausstellung FORM-A ( R ) T, wie sie seit 18 Jahren heißt, ein Höhepunkt der Glinder Kulturwochen. In diesem Jahr stellen vom 30. April bis 2. Mai 51 bildende Künstler im Marcellin-Verbe Haus aus. "Wir könnten das drei- oder vierfache zeigen, aber das kriegen wir mit einer niveauvollen Präsentation nicht unter", erklärt Kirsten Milke. Dass die Messe eine hochkarätige Kunstausstellung ist, hat sich in Künstlerkreisen längst herumgesprochen. "Wir erhalten Bewerbungen aus ganz Deutschland und Europa", sagt Eckard Milke.

Mit den Vorbereitungen für das große Jahresprojekt beginnen die Vereinsmitglieder schon ein Dreivierteljahr vor der Eröffnung. Anfang September veröffentlicht der Kunstverein den Bewerberaufruf. Wenn bis November die Bewerbungsmappen - meistens sind es an die dreihundert Mappen - eingehen, hat das Ehepaar eine Plastikkiste vor der Tür stehen. "In unseren Briefkasten würden die ganzen Einsendungen gar nicht passen", sagt Kirsten Milke. Danach beginnt die eigentliche Arbeit: Alle Bewerbungen müssen erfasst und vorsortiert werden, für die Auswahlkommission der Kunstmesse und den Katalog. Ein Kunststudium ist keine Bedingung für die Teilnahme. Wichtig ist den Veranstalter nicht der Weg zur Kunst, sondern das Ergebnis und die Einzigartigkeit. "Der Kunstverein möchte Qualität, ein hohes Niveau und eine große Vielfalt.", sagt Kirsten Milke. Stolz sind die beiden darauf, dass es gelingt, auch jüngere Künstler zu zeigen und Teilnehmer aus dem Ausland zu gewinnen. 14 sind es in diesem Jahr, darunter zwei Künstlerinnen, die aus Lettland anreisen. Schwerpunkt der Ausstellung ist die Malerei. Es sind auch Bildhauer vertreten, doch für ganz große Exponate fehlt im Bürgerhaus der Platz. "Letztes Jahr wollte uns ein polnischer Künstler einen Baustamm mit einer Kettensäge in eine Skulptur verwandeln, doch das ging leider nicht", sagt die Organisatorin bedauernd.

Rund 3000 Menschen besuchen jedes Jahr die Veranstaltung im Gutshaus, schätzt das Ehepaar. "Es kommen auch viele Galeristen", sagt Eckard Milke. Die Kunstmesse ist bei den Künstlern aber nicht nur wegen des interessierten und sachverständigen Publikums begehrt, sondern auch wegen der herzlichen Atmosphäre und der Möglichkeit, sich mit anderen Kunstfreunden auszutauschen. "Wir bewirten beim internen Get-Together am Sonnabend immer rund 100 Leute. Das ist einzigartig", schwärmt Kirsten Milke. Sie ist mit Leidenschaft dabei und die treibende Kraft der Ausstellung. "Ich begleite und kümmere mich zusammen mit dem Team des Kunstvereins um die Organisation", sagt ihr Mann und blickt voll Stolz auf seine Frau. An ihren hauptberuflichen Arbeitsstellen geht es dagegen eher trocken und sachlich zu. Sie ist Verwaltungsbeamtin in der Hamburger Finanzbehörde und hat dabei mit der Organisation von Arbeitsabläufen der Hamburger Verwaltung zu tun. Er arbeitet im Hamburger Forschungszentrum DESY als Projektcontroller in der Finanzabteilung. "Mein Deutschlehrer wollte, dass ich Journalistin werde, aber ich hatte mit 17 keine Traute", sagt Kirsten Milke. So folgte sie dem Beispiel ihrer Eltern, die auch im öffentlichen Dienst waren.

In der Freizeit pflegt Kirsten Milke ihre musischen Interessen, liest, malt und schreibt. Und singen tut sie auch - leidenschaftlich gern und gut, am liebsten den Blues. Ihrer Schreiblust lässt sie freien Lauf, wenn sie die Pressemitteilungen für die Ausstellungen schreibt oder eine Laudatio auf einen Künstler verfasst. Daneben macht die 58-Jährige auch dienstlich "in Kunst". Als Mitglied im Kunstkuratorium der Finanzbehörde betreut sie vier Mal im Jahr die Ausstellungsreihe "Kunst im Gange". Wenn die zwei entspannen wollen, fahren sie mit dem eigenen Wohnmobil durch Deutschland oder durch ihr Lieblingsurlaubsland Italien. "Man steigt ein und hat Urlaub", sagt Eckard Milke. Den nächsten Urlaub gibt es aber erst wieder im Juni - nach der nächsten FORM-A ( R ) T.