Die Asklepios-Klinik Bad Oldesloe gibt auf. Schon ab März müssen Schwangere in anderen Krankenhäusern entbinden. Für viele eine Katastrophe.

Bad Oldesloe. In zwei Wochen ist es vorbei: Die Oldesloer Asklepios-Klinik schließt zum 1. März ihre Geburtsstation. Das ist das Ergebnis eines Treffens im Kieler Gesundheitsministerium. Achim Rogge, der Geschäftsführer der Klinik, hatte dort seinen Schließungsplan vorgetragen. Das Ministerium stimmte zu.

Pressesprecher Christian Kohl: "Wir hatten dabei zu prüfen, ob die gesundheitliche Versorgung auch nach der Schließung garantiert ist. Das ist der Fall." In einem 50-Kilometer-Radius um Bad Oldesloe gebe es sechs weitere Geburtskliniken. Mit Segeberg (20 Kilometer) und Lübeck (25 Kilometer) seien leistungsfähige Einrichtungen gut erreichbar.

Das Ende der Geburtshilfe in Bad Oldesloe hatte sich abgezeichnet, die rasche Abwicklung überrascht dennoch. Am vergangenen Montag hatte Klinik-Geschäftsführer Achim Rogge über zurückgehende Geburtenzahlen geklagt und die Situation mit den folgenden Worten beschrieben: "Ich kann die Station nicht leer stehen lassen. Es ist einfach die Macht des Faktischen." Dass er bereits zwei Tage später in Kiel die Schließung beantragen werde, sagte er nicht.

Doch nun geht alles ganz schnell. Asklepios trennt sich von einem Verlustbringer. In der Zwölf-Betten-Station arbeiten acht Kinderkrankenschwestern und sieben Mediziner. 2011 kamen in Bad Oldesloe nur noch 370 Kinder auf die Welt, im Jahr zuvor waren es noch 450. 2003, als Eckhard Borck, jahrzehntelang Chef der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, in den Ruhestand ging, erblickten rund 700 Neugeborene im Oldesloer Krankenhaus das Licht der Welt.

Geburtsstation Bad Oldesloe vor dem Aus

Ruf der Klinik ist massiv beschädigt

Diese Zeiten sind längst vorbei. Der allgemeine Geburtenrückgang ist sicher eine Ursache. Eine weitere Ursache dürfte in den Problemen liegen, die die Beleghebammen mit ihren Haftpflichtversicherern haben. Die hatten schon in den vergangenen Jahren die Prämien heraufgesetzt, zum Sommer sollen sie nun noch einmal um 15 Prozent steigen. Die Oldesloer Klinik arbeitet ausschließlich mit Beleghebammen. Sie forderten die Klinik auf, den 15-Prozent-Zuschlag zu bezahlen. Rogge lehnte ab, wollte nur die Hälfte übernehmen. Daraufhin hatten die Geburtshelferinnen gekündigt.

Das plötzliche Aus für die Station hat die Frauen dennoch schockiert. "Wir wissen nicht weiter", sagte die Hebamme Ina Streu gestern. "Wir können die Lage noch gar nicht einschätzen, wir warten noch auf genauere Informationen." Margret Salzmann, die Vorsitzende des Hebammenverbands Schleswig-Holstein, wird deutlicher: "Die Schließung ist eine Katastrophe. Die Arbeit auf der Station ist für die Hebammen ein Teil ihres Berufs und sichert einen Teil ihrer Einkünfte. Hier geht es um Existenzen."

Möglicherweise gibt es als Folge der Schließung nun an anderen Kliniken mehr Arbeit. Zum Beispiel im Reinbeker St. Adolf-Stift. 788 Geburten gab es dort im vergangenen Jahr. "Wir waren mal bei knapp 1000 im Jahr", sagt der Klinikchef Lothar Obst. "Wir haben noch Kapazitäten." Das Krankenhaus hat drei Kreißsäle und sieben Vollzeit-Hebammenstellen. Die Hebammen arbeiten nicht selbstständig, sondern sind beim Krankenhaus angestellt. Probleme mit der hohen Prämie für ihre Versicherung haben sie deshalb nicht. Als Beschäftigte des Krankenhauses sind sie über dessen Haftpflicht mitversichert. Obst sagt: "Wenn wir nach dem Aus für die Geburtshilfe in Bad Oldesloe dauerhaft mehr Geburten haben sollten, müssten wir natürlich auch zusätzliche Hebammen einstellen."

Die Krankenhäuser in Lübeck und Bad Segeberg sind vom Kieler Gesundheitsministerium bereits darüber informiert worden, dass die Oldesloer Geburtsstation schließt. "Diese Nachricht hat uns sehr überrascht", sagte Robert Quentin, der Pressesprecher der Segeberger Kliniken. "Asklepios ist ein großer Krankenhauskonzern. Die sehr kurzfristige Schließung zeigt, dass die Situation in Bad Oldesloe sehr ernst sein muss." In Segeberg sind im vergangenen Jahr 511 Geburten vorgenommen worden. Die Klinik arbeitet mit freien Hebammen zusammen, hat aber laut Quentin deren Haftpflichtprämien in voller Höhe übernommen.

Die Asklepios-Klinik schickte gestern erst kurz vor Redaktionsschluss eine Stellungnahme. Der rückläufige Trend bei Geburten habe sich nicht stoppen lassen, die Schließung sei unumgänglich gewesen. Und weiter: "Aktuell gibt es einen Aufnahmestopp für Geburten." Die frei werdenden Räume sollen von der Urologie und von der Altersmedizin genutzt werden.