Nach dem Prozess verzeichnet die Oldesloer Asklepios-Klinik ein großes Minus bei Entbindungen. Zudem kündigen alle Hebammen.

Bad Oldesloe. Der Geburtshilfestation der Asklepios-Klinik in Bad Oldesloe droht das Aus. Nach dem inzwischen eingestellten Prozess wegen fahrlässiger Tötung gegen den kommissarischen Chefarzt der Abteilung sowie eine ehemalige Assistenzärztin sind die Geburtenzahlen in dem Krankenhaus deutlich gesunken. Für die kommenden Monate ist ein weiterer Rückgang absehbar. "Frauen, die sich ursprünglich bei uns angemeldet hatten, haben sich eine andere Klinik gesucht und uns abgesagt", sagt Achim Rogge, Geschäftsführer des Krankenhauses.

Auch zu den Informationsabenden kommen immer weniger werdende Eltern. "Früher saßen dort immer circa acht Teilnehmer, jetzt kommt nur noch die Hälfte", sagt Rogge. Die Klinik stehe dieser Entwicklung völlig machtlos gegenüber. "Ich möchte die Geburtshilfe und Gynäkologie nicht aktiv schließen. Aber ich kann die Station nicht leer stehen lassen. Es ist einfach die Macht des Faktischen", sagt Rogge. Der Geschäftsführer fährt heute nach Kiel ins Gesundheitsministerium, um darüber zu reden, ob die Geburtenstation noch zu retten ist.

Im März 2009 hatte Rogge die Leitung der Klinik übernommen. "Damals lag das Krankenhaus wirtschaftlich am Boden", sagt er. Insbesondere in die Geburtshilfestation habe er viel Geld investiert. Ende 2009 wurde die Abteilung für 120 000 Euro umgebaut. 2010 kamen dort 450 Kinder zu Welt. "Mit dieser Zahl hatten wir auch für das vergangene Jahr gerechnet", sagt Nina Bernard, Pressesprecherin der Oldesloer Klinik. Am Ende waren es nur 370 Entbindungen - ein Minus von fast 20 Prozent.

Für Nina Bernhard ist vor allem der Prozess vor dem Amtsgericht in Ahrensburg für diese Entwicklung verantwortlich. Achim Rogge spricht in diesem Zusammenhang von "Richter-Schelte". Die beiden angeklagten Ärzte hatten im Januar 2008 eine 20-Jährige aus Tremsbüttel behandelt, die in der Oldesloer Klinik per Kaiserschnitt einen Sohn zur Welt gebracht hatte. Wenige Tage nach der Geburt starb die junge Mutter, weil offenbar niemand bemerkt hatte, dass sie viel Blut verloren hatte. Der Richter stellte das Verfahren gegen Geldauflagen ein. Zur Begründung hieß es, dass eine Schwere der Schuld nicht zu erkennen sei.

+++ Mutter nach Entbindung gestorben - Ärzte sollen zahlen +++

Als "bemerkenswert" beschrieb der Richter jedoch, dass der tragische Todesfall intern nicht aufgearbeitet wurde. Dies sagten Klinik-Mitarbeiter aus, die als Zeugen geladen waren.

Achim Rogge widerspricht dieser Einschätzung: "Natürlich ist es schrecklich, was damals passiert ist. Und es ist auch nicht zu leugnen, dass es einen Diagnosefehler gab. Zwar ist nicht explizit dieser Fall besprochen worden, aber wir haben daraus gelernt und unsere Verfahrensanweisungen für alle Abteilungen verbessert."

Wie es jetzt mit der Geburtshilfestation in Oldesloe weitergeht, ist unklar. "Mein Chefarzt ist seit Abschluss des Gerichtsverfahrens krankgeschrieben. Eine Oberärztin, die ich neu eingestellt hatte, hat während des Prozesses gekündigt", sagt der Geschäftsführer. Auch die zehn Beleghebammen, die für die Asklepios-Klinik arbeiten, haben zum 1. Juli gekündigt. Laut Rogge ist die Unsicherheit über die Zukunft der Grund dafür.

Margret Salzmann, Vorsitzende des Hebammenverbands in Schleswig-Holstein, widerspricht: "Die Hebammen haben gekündigt, weil die Klinik sich nicht an den gestiegenen Beiträgen für die Haftpflichtversicherung beteiligen wollte." Ab dem Sommer steigt der Beitrag für die freiberuflichen Hebammen um rund 15 Prozent - von 3680 Euro auf rund 4242 Euro. "Das können wir finanziell nicht mehr tragen, viele geben ihren Beruf auf", sagt Salzmann.

Achim Rogge betont, dass er den Hebammen angeboten habe, die Hälfte der Zusatzkosten zu tragen. "Doch die Hebammen wollten, dass wir 100 Prozent der Erhöhung zahlen. Das ist nicht möglich", so der Geschäftsführer. Die Hebammen wollten bereits Ende vergangenen Jahres ihre Verträge sofort auflösen. "Dies konnte ich aber noch abwehren", sagt Rogge.

Bürgermeister Tassilo von Bary findet es schade, wenn es womöglich bald keine gebürtigen Oldesloer mehr gäbe: "Wenn im Ausweis Bad Oldesloe als Geburtsort eingetragen ist, fühlt man sich seiner Heimat verbundener."