Die Vorsitzenden des Naturschutzvereins Jordsand Uwe Schneider, 72 und Jürgen Wahl, 74 wehren sich und fordern Offenheit ihrer Gegner.

Ahrensburg. Streit im Vorstand, Strafanzeigen, die Freistellung des Geschäftsführers Thorsten Harder und ein anonymes Schreiben auf Vereinspapier - der Naturschutzverein Jordsand mit Sitz in Ahrensburg befindet sich in schwerer See. Mitglieder kritisieren die Vereinsführung und haben den Rücktritt des Vorsitzenden Uwe Schneider gefordert. Jüngst hat der Vorstand den personellen Umbruch beschlossen. Erst wird ein neuer Geschäftsführer gesucht, dann soll es einen neuen Vorstand geben. Über die Querelen und den Neubeginn hat die Stormarn-Ausgabe mit den Vorsitzenden Uwe Schneider und Jürgen Wahl gesprochen.

Hamburger Abendblatt: Steckt der Verein Jordsand in einer Krise?

Uwe Schneider : Der Verein selbst steckt nicht in der Krise. Es gibt personelle Probleme, aber was die Erfüllung der Aufgaben des Vereins angeht, gibt es keine Krise.

Was wünschen Sie sich für die Zusammenarbeit der aktiven Mitglieder?

Schneider : Ich hoffe auf Offenheit. Einige Kritiker sollten keine anonymen Pressemitteilungen verfassen und dann ihrerseits Transparenz einfordern. Sie schaden dem Verein. Auch im zwischenmenschlichen Bereich ist da ein enormer Schaden entstanden. Die Diskussionskultur leidet, unsere jungen Mitarbeiter in den Schutzgebieten sind geschockt.

Haben Sie selbst Fehler gemacht?

Schneider : Jeder Mensch macht Fehler. Ein Verein ist zwar demokratisch organisiert, aber jede Demokratie hat Grenzen. Bei einem Kurswechsel kann ein Kapitän nicht immer auf alle Meinungen eingehen, sonst setzt er das Schiff auf einen Felsen. Vielleicht war mein rauer Ton ab und an nicht hilfreich.

Wie haben Sie die letzte Zeit persönlich empfunden?

Schneider : Für mich war es ein Spießrutenlauf. So gibt es ja immer noch Leute, die behaupten, ich hätte diese anonyme Pressemitteilung selbst geschrieben. Meine Familie hat auch gelitten. Allerdings habe ich in der Zeit auch eine große Unterstützung erfahren. Es gab Anrufe von Unterstützern sogar vom Bodensee. Die Kritiker gehören dagegen einer Minderheit an, die sich den demokratischen Entscheidungen der Vereinsführung nicht unterwerfen will.

Gibt es eine Spaltung des Vorstands in zwei Lager?

Jürgen Wahl : Es gibt ein, zwei Personen, die nach außen so tun. Offensichtlich ist es aber nicht so, dass es einen Graben im Vorstand gibt. Natürlich ist man nicht immer einer Meinung. Wir sind im Vorstand doch alle Individualisten, die sich sicher sind, etwas Gutes für den Verein zu tun. Auch ich setze meine Ansicht nicht immer durch, vertrete aber trotzdem den Beschluss nach außen.

Offenbar gibt es die Querelen schon länger. Wie bewerten Sie den Streit?

Schneider : Das ist künstlich hochgespielt worden. Ich setze doch nur Vorstandsentscheidungen um. Einer muss sie doch umsetzen, und dann wird mir das als eigenmächtiges Handeln vorgeworfen. Ende der 60er-Jahre hatten wir schon mal Streit um den Vorsitzenden. Später fuhren wir eine Zeit lang in ganz ruhigem Fahrwasser.

Wahl : An der sachlichen Arbeit des Vereins kann keiner Kritik äußern. Wir müssen die Tradition des Vereins bewahren. Ansonsten hätte ich meine Mitarbeit schon lange beendet. Aber wir dürfen in dieser Phase unseren Verein und dessen Ziele nicht gefährden.

Was sagen Sie zu den Vorwürfen der Veruntreuung?

Schneider : Mich enttäuscht vor allem, dass derjenige, der mich angezeigt hat, nicht vorher im Vorstand mit uns darüber geredet hat. Bei den einzelnen Punkten handelt es sich um Vorstandsbeschlüsse. Teilweise geht es um Zuschussanträge, die Herr Harder später genauso gestellt hat wie ich.

Wahl : Der Vorwurf, der Kauf eines Grundstückes von der Port Olpenitz GmbH bei Kappeln würde dem Verein finanziell schaden, ist völlig unbegründet. Das Geld ist direkt vom Kreis Schleswig-Flensburg an das Unternehmen geflossen. Auch der Kaufvertrag wurde vom Kreis ausgearbeitet, der auch sämtliche Kosten getragen hat. Zudem war der Kauf durch einen Vorstandsbeschluss gedeckt. Zwei Vorstandsmitglieder haben den Vertrag unterschrieben, drei waren bei der Vertragsunterzeichnung dabei.

Auf einer Gremiensitzung im November 2011 haben Referenten, der Beirat und der Vorstand Sie einstimmig aufgefordert, Ihre Ämter ruhen zu lassen, Herr Schneider. Warum haben Sie abgelehnt?

Schneider : Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, was mir genau vorgeworfen wird und wer mich angezeigt hat. Es wäre völlig falsch gewesen, mit einem Ruhenlassen der Ämter oder einem Rücktritt auf diese Behauptungen zu reagieren. Das hätte nach außen wie ein Schuldeingeständnis gewirkt. Seitdem die Vorwürfe konkret sind, ist auch die Forderung nach meinem Abtritt verstummt. Außerdem war es ungerecht, mein Ausscheiden mit der Personalie Thorsten Harder zu verknüpfen.

Wann stellen Sie einen neuen Geschäftsführer vor?

Wahl : Ich rechne damit, das wir in kurzer Zeit einen geeigneten Kandidaten gefunden haben. Gleich nach der Mitgliederversammlung am 11. Februar wollen wir Vorstellungsgespräche mit drei Bewerbern führen, die sich bereits 2010 beworben hatten und in der engeren Wahl waren. Sollten wir zu keinem Ergebnis kommen, werden wir Anzeigen in Fachmagazinen und über das Internet schalten. Ich hoffe aber, dass wir Ende April zu einer Entscheidung kommen. Schön wäre es, wenn wir schon zur neuen Saison, also Mitte April, einen Geschäftsführer präsentieren könnten.