Streitigkeiten innerhalb eines Vereins sind wohl so alt wie das Vereinswesen selbst. Daher sind sie per se zunächst nicht ungewöhnlich. Auch wenn in der Regel Gleichgesinnte mit viel persönlichem Engagement im Dienste einer häufig guten Sache unterwegs sind, gibt es doch in nahezu jedem Kegel- oder Tennisklub immer wieder Differenzen: unterschiedliche Ansichten über die Verwendung der Mitgliedsbeiträge, Lagerbildung, Eifersüchteleien und persönliche Animositäten. So weit, so schlecht - aber eben nicht ungewöhnlich.

Die Vorgänge im Verein Jordsand indes sind von anderer Qualität. Sie gehen über das übliche Maß an internen Querelen weit hinaus. Neben dem strafrechtlichen Vorwurf der Veruntreuung von Vereinsgeld - hier gilt freilich immer noch die Unschuldsvermutung - ist es von besonderer Bedeutung, dass Jordsand als gemeinnütziger Verein öffentliche Zuschüsse kassiert. Vor allem aber, dass er vom Engagement vieler Menschen profitiert. Und die müssen wissen, worauf sie sich einlasen.

Denn: Wenn die Staatsanwaltschaft Wohn- und Geschäftsräume durchsucht; wenn sich Mitglieder, Freunde und Ehemalige zusammentun und in einem eigens eingerichteten Forum im Internet diskutieren - aus Sorge um den Verein, in dem sie sich mit Engagement, Leidenschaft und Herzblut engagieren; wenn junge Menschen, die als Freiwillige mit viel Idealismus ein Ökologisches Jahr im Dienste des Naturschutzes absolvieren, sich hinsetzen und seitenlange Erlebnisberichte mit deftiger Kritik am Vorsitzenden verfassen - spätestens dann, wenn all diese Dinge zusammenkommen, ist es an der Zeit, Antworten einzufordern.

Uwe Schneider hat, so viel ist auch von seinen Kritikern unbestritten, sehr viel für den Verein geleistet und damit sehr viel für die gute Sache erreicht - wenn man so will, ein Lebenswerk. Die momentanen Vorgänge bergen die große Gefahr, dass dieses Lebenswerk zerstört wird. Auch im eigenen Interesse, vor allem aber im Interesse des Vereins, müssen Uwe Schneider und mit ihm der gesamte Vorstand sich der dringend nötigen Diskussion stellen. Sollte sich mit dem derzeitigen Personal keine tragfähige Lösung finden lassen, kann es nur eine Konsequenz geben: Der Weg für einen Neuanfang muss freigemacht werden.