Der Vorstand des Ahrensburger Naturschutzvereins will nach internen Querelen und Anzeigen aufhören - aber erst 2013.

Ahrensburg. Der personelle Paukenschlag wird kommen, aber nicht umgehend erschallen. Der Vorstand des Ahrensburger Naturschutzvereins Jordsand will eine Schnellschussaktion unbedingt vermeiden. "In dieser Situation würde eine Ad-hoc-Lösung nichts bringen. Wir wollen eine tragfähige Entscheidung für die Zukunft", sagt Jürgen Wahl, stellvertretender Vorsitzender und kommissarischer Geschäftsführer.

Daher wird der in die Kritik geratene Vorstand nicht bereits auf der anstehenden Mitgliederversammlung am Sonnabend, 11. Februar, zurücktreten. Wahl: "Bis dahin ist die Zeit zu knapp." Den personellen Wechsel soll es dann auf einer späteren Mitgliederversammlung entweder noch in diesem oder im kommenden Jahr geben.

"Wir wollen das verantwortungsbewusst machen und mit den Gremien und Mitgliedern ernsthaft diskutieren", sagt Jürgen Wahl. "Die Entscheidung muss auf eine möglichst breite Basis gestellt werden", so Wahl weiter. Man werde darauf achten, dass einem neuen Vorstand des Vereins, der vor allem Seevögel schützt, fähige Personen angehörten, etwa ein Ornithologe.

In die Kritik von Mitgliedern war zuletzt vor allem Uwe Schneider geraten. Ihm wird Mobbing, Selbstherrlichkeit und sogar Veruntreuung von Vereinsgeld vorgeworfen (wir berichteten). "Für mich war die letzte Zeit wie ein Spießrutenlauf. Die Kritik kommt von einer Minderheit, die sich demokratischen Entscheidungen nicht unterwerfen will", sagt Uwe Schneider. Und sein Stellvertreter Jürgen Wahl fügt hinzu: "Die Mehrheit der Mitglieder ist mit der Arbeit von Herrn Schneider zufrieden. Bei der letzten Wahl wurde er von zwei Dritteln gewählt."

Auch einen anderen Vorwurf der Schneider-Kritiker will Wahl nicht gelten lassen: "In den Gremien wurde immer auf Transparenz gesetzt. Alle Akten sind hier im Haus der Natur für die Mitglieder einsehbar." Daher seien Vorwürfe von Seiten einiger Referenten unverständlich. "Sie sind sachlich nicht gerechtfertigt", sagt Wahl. Zudem fehle den Referenten der Überblick über die organisatorischen, buchhalterischen und wirtschaftlichen Verhältnisse des Vereins. Acht der derzeit 15 Referenten hatten den Vorsitzenden aufgefordert, seine Ämter ruhen zu lassen.

+++Mitglieder klagen Jordsand-Chef an+++

+++Es ist Zeit für Antworten+++

Ein großes Problem ist laut dem zweiten Vorsitzenden die Arbeit in den Schutzgebieten. Wahl: "Wir wollen die Betreuung intensivieren und besser gestalten." Die Arbeit in den 20 Schutzgebieten, die der Verein betreut, müsse noch ausgebaut werden. "Da stehen wir auch im Wettbewerb mit anderen Naturschutzverbänden", so Wahl. Ziel sei auch, dass jedes Gebiet einen Referenten habe.

Die Nachfolge für den freigestellten Geschäftsführer Thorsten Harder soll unverzüglich geregelt werden. "Mit drei Kandidaten, die sich zeitgleich mit Herrn Harder beworben hatten und in der engeren Wahl standen, werden wir Gespräche führen", kündigt der zweite Vorsitzende an. Zudem gebe es auch einige Initiativbewerbungen. Wahl: "Es können sich aber gerne weitere Bewerber bei uns melden." Er wünsche sich einen Kandidaten, der den Norden kennt. "Es wäre schön, wenn er aus Schleswig-Holstein oder Hamburg käme." Zu den Gründen der Freistellung Harders wolle man sich nicht weiter äußern, so Wahl.

Vakant ist auch der Posten eines Jugendwartes, der zugleich auch im Vorstand sitzt. Schneider: "Das Problem ist, dass wir derzeit keinen jungen Kandidaten über 18 Jahre haben." Aber man bemühe sich darum. Ein weiteres Problem sei die Außendarstellung des 1907 gegründeten Naturschutzvereins. "Die wollen wir verbessern." So werde man sich etwa bei Nachfragen von Behörden nach Stellungnahmen zu bestimmten Bauvorhaben in Zukunft konsequenter einbringen. "Dazu wurde ein neues System kreiert, eine Kooperation zwischen unserem Verein und den Verbänden BUND, Nabu und den Landesnaturschutzverbänden", erläutert Wahl. Die Aufgabe werde dadurch regional und thematisch aufgeteilt. Die zuständigen Behörden sollen nun von den beschlossenen Maßnahmen informiert werden.

"Wir als Partner des Vereins Jordsand sind besorgt über die Querelen und wünschen uns Klarheit in der Sache", sagt Klaus Janke, Leiter des Nationalparks Hamburgisches Wattenmeer. Von der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt der Hansestadt erhält der Verein Jordsand pro Jahr rund 40.000 Euro Fördergeld, unter anderem für die Vogelbeobachtung auf der Insel Neuwerk. Janke sei besorgt, weil sich Vereinsstreitigkeiten auf die Leistungsfähigkeit auswirkten. "Ich habe am vergangenen Freitag mit Vertretern des Vereins ein Gespräch geführt und mir von der Situation berichten lassen", sagt Janke. Über die Inhalte wolle er sich nicht öffentlich äußern. Janke: "Aber ich war froh über das Gespräch. Es war zwar schon länger geplant, aber passte wegen der aktuellen Lage gut."