Querelen und Anschuldigungen im Ahrensburger Naturschutzverein weiten sich aus. Der Vorsitzende Uwe Schneider steht in der Kritik.

Ahrensburg. Derzeit bricht im Verein Jordsand auf, was schon lange unter der Oberfläche schwelte. Streitigkeiten, Enttäuschungen und gegenseitige Anschuldigungen haben offenbar einen tiefen Keil in die Vereinsführung getrieben. Jüngster Höhepunkt der Turbulenzen: Die Kriminalpolizei Lübeck hat den Vereinssitz, das Haus der Natur in Ahrensburg, durchsucht. Die Staatsanwaltschaft Lübeck hat dabei Beweismittel sicherstellen lassen. Es geht um den Vorwurf der Veruntreuung von Vereinsgeld gegen den Vereinsvorsitzenden Uwe Schneider (wir berichteten). "Die beschlagnahmten Unterlagen werden jetzt geprüft", sagt Oberstaatsanwalt Werner Spohr. Sie sollten die Frage klären, ob Geld satzungs- oder vorgabewidrig verwendet wurde (die genauen Vorwürfe lesen Sie auf Seite 14 der Hauptausgabe). Spohr: "Es geht nicht um den Vorwurf einer persönlichen Bereicherung, sondern nur darum, dass Vereinsmittel nicht satzungsgemäß verwendet worden sein sollen."

Uwe Schneider wollte sich gestern gegenüber der Stormarn-Ausgabe des Hamburger Abendblattes nicht äußern. Nach der Freistellung des Geschäftsführers Thorsten Harder sprechen nun jedoch andere Vereinsmitglieder offen die herrschenden Probleme an. Und sie werfen Schneider Fehler in der Führung des Vereins vor.

"Es ist eine total verfahrene Situation, in der der Verein steckt", sagt Bernd-Dieter Drost, Referent für das Schutzgebiet Hallig Habel. "Das große Problem ist für uns, dass der Vorstand auf die Belange der Mitglieder überhaupt nicht eingeht", klagt auch seine Frau Helene. Sie machen eine Person dafür verantwortlich: Uwe Schneider. Drost: "Der erste Vorsitzende ist nicht dazu in der Lage, kooperativ und professionell mit anderen zusammenzuarbeiten." Diesen Vorwurf hatte der 69-jährige Drost gemeinsam mit anderen Referenten bereits im vergangenen November schriftlich formuliert. In dem Brief an den Vorstand heißt es: "Wir stellen fest, dass der Erste Vorsitzende nicht in der Lage ist, die im Sinne des Vereins und der Vereinsarbeit erfolgreiche Arbeit des Geschäftsführers zu würdigen und sich von Teilen seiner bisher eigenen Aufgaben zu trennen." Drosts Kollege Frank Gutzke sagt: "Ein Leitwolf gibt nicht von alleine auf. Das ganze Problem ist, dass Uwe Schneider nicht loslassen kann." Gutzke betreut die Naturschutzgebiete auf Helgoland.

+++ Der Vorsitzende +++

+++ Es ist Zeit für Antworten +++

"Als Herr Harder kam, machte er mit seiner dynamischen Art deutlich, dass er nicht bloß der Kofferträger des Vorsitzenden sein wollte. Harder hat alle begeistert, bis auf Uwe Schneider", sagt sogar Jan Weber, seit November 2008 im Vorstand. "Die Transparenz hat Harder in den Verein gebracht."

Die Arbeit als Referent für den Verein Jordsand aufgegeben hat Walther Petersen-Andresen, nicht ohne den Vorstand über seine Gründe zu informieren. In einem vierseitigen Schreiben klagt über die Zusammenarbeit mit Uwe Schneider. Unter anderem heißt es: "Der Erste Vorsitzende handelt selbstherrlich auch gegen Vorstandsbeschlüsse."

Gerade die Arbeit der Referenten in den 20 Schutzgebieten des Vereins ist enorm wichtig. Sie vertreten den Verein dort nach außen, arbeiten mit anderen Verbänden und Behörden zusammen. Sie sprechen sich nicht nur gegen Schneider aus, sie loben zugleich die Leistungen von Thorsten Harder, der seit Juli 2010 die Geschäfte hauptamtlich leitete. "Erst Harder hat in die Arbeit von uns Referenten Transparenz hineingebracht. So haben wir erst durch ihn erfahren, dass es für die Hallig Habel pro Jahr 4000 Euro Betreuungsgeld gibt", sagt Bernd-Dieter Drost. Das Geld zahlt das Land Schleswig-Holstein als Zuschuss. "Davor hatten wir um jeden Euro mit Schneider feilschen müssen."

Neben den altgedienten Referenten haben immer wieder auch junge Menschen, die im Verein etwa ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) absolvierten, Probleme mit dem ehemaligen Marineoffizier Schneider. "Die Stimmung war generell angespannt. Unter uns jungen Leuten hatte Schneider einige Lieblinge und einige, die er nicht mochte", sagt ein heute 20-Jähriger, der seinen Zivildienst im Verein ableistete. "Ich kenne nur wenige Zivis oder FÖJler, die dem Verein treu geblieben sind." In Briefen, die der Redaktion vorliegen, beschwerten sich auch andere junge Freiwillige über die Zustände im Verein. Immer wieder wird darin auch über den rauen Umgangston geklagt.

In einem Internetforum mit dem Titel "Jordsand Aufrecht" machen sich Mitglieder bereits Gedanken, welche Möglichkeiten die Satzung bietet, den Vorstand loszuwerden - immer mit dem Ziel, den Verein zu retten.

Morgen treffen sich Referenten, Beirat und Vorstand zu einer internen Krisensitzung. Am 11. Februar ist Mitgliederversammlung.