Der Pegel des Herrenteichs sinkt um fast 90 Zentimeter. Bewohner dürfen in ihre Häuser zurückkehren. Kindergarten kann wieder öffnen.

Reinfeld. Entwarnung am Reinfelder Herrenteich: Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) haben den Wasserstand des 50 Hektar großen Sees mit ihren Pumpen um fast 90 Zentimeter gesenkt. Das provisorische Wehr zwischen dem Teich und der Mühlenau drohte unter dem großen Wasserdruck zu brechen (wir berichteten). Auslöser für den hohen Pegel war die Schneeschmelze der vergangenen Woche. Jetzt bestehe keine Gefahr mehr, so Bürgermeister Gerhard Horn. Die Besitzer der beiden Häuser, die vorsichtshalber evakuiert worden waren, dürfen wieder in ihr Zuhause zurück. Auch der Kindergarten an der Müllerwiese könne heute wieder öffnen.

Die THW-Teams waren aus fünf Bundesländern angerückt. Gestern Nachmittag bauten sie ihre Pumpen wieder ab. Die Sperrung rund um den Karpfenplatz konnte am späten Abend aufgehoben werden. Bürgermeister Horn sprach von einem "Happy End" nach einer dramatischen Woche. Mehr als 70 Helfer von THW, Feuerwehr, Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) und Deutschem Roten Kreuz (DRK) waren in den vergangenen Tagen nahezu rund um die Uhr im Einsatz, um die Stadt vor einer Flutwelle zu retten.

Die Spezialpumpen des THW beförderten bis zu 100.000 Liter in der Minute durch dicke Schläuche vom See in die Mühlenau hinter dem Wehr. Nach Berechnungen der Feuerwehr wurden so 410 Milliarden Liter Wasser bewegt. Michael Labonte, THW-Geschäftsführer der Geschäftsstelle Lübeck, sagt: "In hintereinander gestellte Colakisten wäre das eine Länge von knapp 11 000 Kilometern." Als alle elf Pumpen auf Hochtouren liefen, gelang es, den Wasserstand des Herrenteichs stündlich um einen Zentimeter zu senken. Der Pegel ging von kritischen 9,47 Meter auf 8,60 Meter am gestrigen Nachmittag zurück. Angst vor erneutem Hochwasser bei Tauwetter hat der Bürgermeister nicht. Er sagt: "Das wird keine Bedrohung mehr sein." Zur Sicherheit wird der Pegel der Heilsau, die im Norden in den Herrenteich fließt, aber weiterhin überwacht. Messstationen in Heilshoop, Zarpen und Heidekamp melden regelmäßig die neuesten Pegelstände.

Die Kosten für den Großeinsatz sind noch nicht abschätzbar. Michael Labonte vom THW Lübeck sagt: "Erst in ein paar Tagen werden wir alle Zahlen beisammen haben." Bezahlt werden müssten die Einsatzstunden der Maschinen, aber natürlich auch der Verdienstausfall der THW-Helfer, die wegen des Einsatzes nicht zu ihrer Arbeit gehen konnten. Hinzu kämen Versorgungskosten für die Helfer. Für die Verpflegung sorgten ganz spontan auch einige Reinfelder Firmen. Bäcker brachten Brötchen vorbei, ein Hotel stellte kostenlos Zimmer für die Einsatzkräfte zur Verfügung, und ein griechisches Restaurant spendierte Mittagessen.

Bürgermeister Gerhard Horn ist zufrieden mit dem Ablauf des Einsatzes. Er sagt: "Es wurden immer die richtigen Entscheidungen zur richtigen Zeit getroffen." Die Vorwürfe einiger Bürger, die Verwaltung hätte früher handeln müssen, weist er zurück. Auch Bürgervorsteher Hans-Peter Lippardt spricht von einem "angemessenen Vorgehen" der Verwaltung.

Schon in der kommenden Woche sollen die Arbeiten an dem neuen Wehr fortgesetzt werden. Der Bürgermeister rechnet damit, dass die Bauarbeiter in vier Wochen fertig sein könnten.