Reinfeld. In Reinfeld wächst die Angst vor einer Flutwelle. Tauwetter hat den Wasserpegel des 50 Hektar großen Herrenteichs der Kleinstadt im nördlichen Teil des Kreises Stormarn rasant ansteigen lassen. "Das Hochwasser ist jedoch nicht das Problem", sagt Bürgermeister Gerhard Horn. Kritisch ist die Situation an der Mühlenau, einem Fluss, der Herrenteich und Trave verbindet. Dort droht eine Spundwand zu brechen. Diese Wand ist ein Provisorium, da dort derzeit das eigentliche Wehr gebaut wird. Wegen des Tauwetters drücken ungeheure Wassermassen gegen das provisorische Wehr, schießen mittlerweile auch schon darüber hinaus.

Ein Ingenieur der zuständigen Baufirma hatte bereits am Wochenende davor gewarnt, dass das Wehr brechen könne. Zwischenzeitlich hatten Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) mit Sandsäcken versucht, die Spundwand zu stabilisieren. Doch das Wasser, das über das Provisorium hinwegschießt, spülte die riesigen Sandsäcke einfach weg. Daraufhin ließ die Stadt eine Kindertagesstätte an der Mühlenau evakuieren und informierte die Reinfelder im Tal der Mühlenau über die drohende Flutwelle.

Erste Anwohner haben ihre Häuser verlassen. "Ich habe sämtliche persönlichen Gegenstände wie Fotoalben aus dem Keller geräumt", sagt Kerstin Hartwig. Ihre Nachbarin habe bereits die Koffer gepackt und sei zu Bekannten gezogen. "Doch wir bleiben", sagt die 46-Jährige. Für den Fall eines Wehrbruchs hat Kerstin Hartwig Sandsäcke an ihrem Haus gestapelt. Ihr Mann Lorenz hat Fenster und Türen des Keller-geschosses mit Holzbrettern zugenagelt.

Großeinsatz gestern Abend: Aus sechs norddeutschen Städten rückten Helfer des THW aus. Nach Angaben der Reinfelder Feuerwehr pumpten die Einsatzkräfte Wasser aus dem Herrenteich ab, um den Druck auf die Spundwand zu verringern.