Gegen Fremdenfeindlichkeit demonstrierten Parteien und Bürger, nachdem vor zwei Wochen ein Anschlag auf eine Moschee verübt worden war.

Ahrensburg. "Ahrensburg ist bunt": Dieses Motto prangte beim Aktionstag gegen Intoleranz, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt weithin sichtbar auf dem Rondeel in der Innenstadt - verbunden mit dem Zusatz "Solidarität mit Ulu Camii". Anlass für die Kundgebung war der Anschlag auf die im Bau befindliche Moschee Ulu Camii. Unbekannte hatten in der Nacht zu Freitag vor zwei Wochen an dem an der Straße Woldenhorn gelegenen Flachdachbau Scheiben eingeschlagen und Hakenkreuze in die Wand geritzt. Die Polizei geht von einer politisch motivierten Tat aus. Der Staatsschutz ermittelt, eine heiße Spur gibt es aber noch nicht.

Im Laufe des Vormittags folgten Hunderte Bürger dem Aufruf von Ahrensburger Parteien und Organisationen, ein Zeichen für eine tolerante Stadt zu setzen. Bürgervorsteher Roland Wilde (CDU) eröffnete die Veranstaltung um 10 Uhr. Er sagte, dass alle Parteien in der Stadtverordnetenversammlung hinter dem Aktionstag stehen. "Wir sind generell gegen jede Intoleranz, egal woher sie kommt, ob von oben oder unten, links oder rechts", sagte er.

Unter den Unterstützern war auch Hans Peter Weiß vom Netzwerk Migration und Integration. "Wir wollen ein Zeichen setzen für ein friedliches Zusammenleben der Bürger aller Kulturen und Religionen", sagte er. Mit einigen Mitstreitern sammelte er auch Spenden ein. "Sie sollen dem Moscheeverein helfen, die Schäden zu beseitigen und seine Räume zukünftig gegen solche Taten zu sichern." Demnächst wird zu diesem Zweck auch ein Spendenkonto eingerichtet.

Mitglieder des Türkisch-Islamischen Kulturvereins, dem Träger der Moschee, beteiligten sich ebenfalls an der Kundgebung. Unter ihnen waren Imam Abidin Dogmus und der Vereinsvorsitzende Ibrahim Taskin. "Ich bin begeistert über die Solidarität, die mit uns gezeigt wird", sagte Taskin, "wir sind schließlich Ahrensburger. Ich lebe seit 30 Jahren hier, kenne jede Ecke." Taskin hätte sich gewünscht, dass die Moschee nicht durch den Anschlag, sondern durch ihre feierliche Eröffnung so bekannt geworden wäre. Dazu hofft der Verein noch vor dem muslimischen Fastenmonat Ramadan im Sommer einladen zu können.

Immer wieder suchten Bürger und Lokalpolitiker das Gespräch mit Taskin, erkundigten sich nach den Bauarbeiten an der Moschee. So auch Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach. "Die Veranstaltung ist ein bemerkenswertes Signal. Sie zeigt, dass das Thema Zusammenleben wichtig genommen wird", sagte Sarach.

Während der Bürgermeister mit der Resonanz auf den Aktionstag zufrieden war, äußerte sich Winfried Kümpel-Jurgenowski von den Grünen kritischer. Auch er hatte Passanten angesprochen, um Spenden zu sammeln und Broschüren mit einem Solidaritätsaufruf zu verteilen. "Von einigen musste ich mir schon zynische Kommentare anhören", erzählte er. "Ich hätte gedacht, dass die Reaktionen einhellig positiv sind." Offenbar sei Aufklärungsarbeit immer noch nötig.

Svenja Ebinger war sogar "traurig". Sie hatte gehofft, dass sich mehr Bürger an der Kundgebung beteiligen. Die Ahrensburgerin war mit ihrem Mann Thomas und Tochter Sophie, 18, zum Rondeel gekommen. "Sobald Minderheiten in irgendeiner Form verfolgt werden, sollte man sofort ein Zeichen setzen." Dies meint auch Tochter Sophie. Sie engagierte sich schon in einem Projekt der Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule, das an Juden erinnerte, die von den Nazis verfolgt wurden. So war sie daran beteiligt, dass in der Ahrensburger Rathausstraße vor dem Café Rondeel ein sogenannter Stolperstein mit den Namen von Verfolgten verlegt wurde, die dort einmal wohnten.

Zu den Passanten, die sich von den Veranstaltern des Aktionstages ansprechen ließen, mit ihnen diskutierten und eine Spende gaben, gehörte Thies Wrobel. Er arbeitet in einem international tätigen Betrieb, schult dort ausländische Kollegen und ist selber mit einer Türkin verheiratet. "Ich habe von dem Anschlag gehört und ja, ich schäme mich", sagte er.