Täter zertrümmern in Ahrensburg Scheiben und ritzen Hakenkreuze in Mauersteine. Bürger und Politiker sind entsetzt. Nun ermittelt der Staatsschutz.

Ahrensburg. Fassungslos stehen Tahir Madanoglu, Abidin Dogmus und Sabri Sejdiu vor dem Haus und schauen auf die zerschlagenen Scheiben vor dem Gebäude am Woldenhorn. Der Türkisch-Islamische Kulturverein richtet sich dort gerade die Moschee "Ulu Camii" ein, die Männer des Vereins wollten am Morgen auf der Baustelle Türen einbauen und Wände tapezieren. Sämtliche Renovierungsarbeiten nehmen die Vereinsmitglieder selbst vor. Doch bei dem Anblick ist nicht an die Handwerksarbeiten zu denken. An der Moschee und der geplanten Begegnungsstätte des Vereins sind zwei Fensterscheiben eingeschlagen. Sejdiu entdeckt an der roten Backsteinwand des Hauses drei eingeritzte Hakenkreuze.

"Wir haben umgehend die Polizei verständigt", sagt das Vereinsmitglied. "Es waren Rechtsradikale, die unsere friedliche Arbeit verhindern wollen", so der 42-Jährige weiter. Der Vereinsvorsitzende Ibrahim Taskin sagt: "Das wird unsere Integrationsarbeit nicht aufhalten, wir lassen uns nicht entmutigen."

Am Morgen sichern zwei Polizisten aus Ahrensburg am Tatort eine Eisenstange, mit der die Scheiben offenbar eingeschlagen wurden. Sie stammt vermutlich von einer nahe gelegenen Baustelle und wurde von den Tätern zurückgelassen. Mittlerweile hat das Staatsschutzkommissariat der Bezirkskriminalinspektion Lübeck die Ermittlungen aufgenommen. Ein Zeichen, dass die Polizei von einem politisch motivierten Verbrechen ausgeht. Am Nachmittag macht sich ein Team der Lübecker Kripo ein Bild vom Tatort. Auch Ahrensburgs Polizeichef Norbert Patzker kommt.

"Eine Zeugin konnte angeben, dass sie in den frühen Morgenstunden Geräusche wahrgenommen habe", sagt Stefan Muhtz, Sprecher der Polizeidirektion Lübeck. Zu den laufenden Ermittlungen will er sich nicht äußern.

+++Staatsschutz ermittelt nach Anschlag auf Ahrensburger Moschee+++

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Noch am Vormittag ruft Bürgermeister Michael Sarach eine Krisenrunde zusammen. Stadtjugendpfleger Frank Ropers berichtet etwa zehn Minuten über den Anschlag, nachdem er sich an der Moschee umgeschaut hat. Ropers hat für die Stadt kürzlich einen Bericht zu Rechtsradikalen in Ahrensburg verfasst und ist daher im Thema. Mit am Tisch sitzen auch Bürgervorsteher Roland Wilde (CDU) und Stadtsprecher Andreas Zimmermann.

Dann macht sich Sarach selbst auf den Weg zur Moschee, um den Vereinsmitgliedern seine Hilfe zuzusichern. "Die Stadt Ahrensburg ist bestürzt und entsetzt über die Tat", sagt Sarach. "Wir nehmen das sehr ernst."

Am kommenden Montag werde sich der Polizeibeirat mit der Tat befassen. Anschließend dürfte der Anschlag auch Thema bei der Sitzung des Hauptausschusses sein. Völlig überrascht und geschockt zeigt sich Ahrensburgs Bürgervorsteher Roland Wilde. "Es ist außerordentlich bedauerlich, dass so etwas nun auch in Ahrensburg passiert ist", sagt er. "Wir werden jetzt in Ruhe nach Lösungen suchen und unser weiteres Vorgehen koordinieren", sagt Wilde. Auch der Landrat des Kreises Stormarn, Klaus Plöger, reagiert mit Empörung auf die Nachricht. Er sagt: "Ich bin entsetzt. Solche Taten zeigen, dass es offenbar rechtsradikale Tendenzen gibt, die in unserem demokratischen Staat nichts zu suchen haben. Gewalt ist kein Mittel der Politik. Egal, von welcher Seite sie kommt - sie muss bekämpft werden."

Ahrensburger Politiker äußern ebenfalls ihr Bedauern über die Tat. "Dieser Anschlag ist verwerflich", sagt Thomas Bellizzi (FDP). Von einer Straftat von Rechtsradikalen geht die Ahrensburger Grünen-Fraktion aus. In einer Pressemitteilung heißt es: "Die Tat zeigt leider, dass unser Einsatz seit nunmehr über einem Jahr gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit hier in Ahrensburg und Stormarn notwendig ist."