Wilhelm Voß aus Hoopte verkauft auf dem Wochenmarkt in Lüneburg 50 Kilogramm der grünen Schoten am Tag – einem der ältesten Kulturgemüse.

Lüneburg. 1,2 Kilogramm haben die Deutschen im vergangenen Jahr von einem der ältesten Kulturgemüse gegessen: der Erbse. Von China über den Nahen Osten kam die Hülsenfrucht nach Europa und wurde dort wahrscheinlich im 16. Jahrhundert zum ersten Mal angebaut. In vierter Generation baut Wilhelm Voß die Rankpflanze auf 500 Quadratmetern in Hoopte an der Elbe an.

Von März bis Juli sät er seine Erbsen von Hand im Freiland aus. In diesem Jahr konnte er jedoch wegen der Kälte erst im April mit der Saat beginnen. Die Erbsen kauft Wilhelm Voß vom Saathändler, um möglichst reine Züchtungen und damit kräftige Pflanzen zu erhalten. "Bis zu 1,20 Meter können die Pflanzen hoch werden. Sie müssen regelmäßig an einem Draht hochgebunden werden, das erleichtert die Pflege", sagt er. Die Erbsenpflanzen seien genügsam, etwas Kalkstickstoff helfe gegen Unkraut, zudem sollte man den Boden zwischendurch immer wieder auflockern. Zur Bestäubung der Blüten hat der gelernte Landwirt keine eigenen Insekten. "Im Freiland klappt die Wildbestäubung gut", sagt Wilhelm Voß.

Er baut die Sorte "Maxigold", mit längeren Schoten an. Ausgesucht hat Voß sie wegen ihrer Widerstandsfähigkeit und dem angenehm süßen Geschmack der Kerne. "Maxigold" gehört zur Unterart der Markerbsen. Denn Erbse ist nicht gleich Erbse. Markerbsen enthalten sechs bis neun Prozent Zucker und schmecken daher süß. Markerbsen befinden sich auch in den meisten Konserven. Noch süßer sind nur die Zuckererbsen. Meist werden ganze Schoten mit noch unentwickelten Körnern verzehrt. Zuckererbsen sind die beliebtesten Erbsen. Zum Kochen dagegen eignen sich am besten Palerbsen. Um sie roh essen zu können, müssen die Schoten jung geerntet werden, denn die Körner schmecken mehlig, wenn sie zu groß geworden sind. Gemahlen dem Brotmehl zugegeben wurden früher Ackererbsen. Inzwischen dient diese Unterart nur noch als Viehfutter. Nur wahren Erbsenfans bekannt ist die "Blauwschokker", eine blaue Sorte. Die violetten bis blauen Erbsen sind in Ostfriesland und Holland bekannt und beliebt und werden besonders für deftige Gerichte verwendet.

Anfang Juni konnte der 65-Jährige bereits die ersten Schoten seiner grünen Markerbsen ernten - von Hand. "Erbsen die mit der Maschine gepflückt wurden, eignen sich nicht für den Frischverzehr. Die sind nur noch gut für Konserven oder Suppen", sagt Wilhelm Voß. Dass er die Pflanzen ordentlich hochgebunden hat, macht sich jetzt bezahlt: Die Schoten können bequem gepflückt werden, anstatt auf der Erde jede Pflanze zu entwirren und ihre Früchte zu suchen. 50 Kilogramm der Hülsenfrüchte verkauft Voß an einem Tag auf dem Lüneburger Wochenmarkt. "Die sind zum Verzehr aus der Hülse gedacht, nicht zum Pulen", erklärt er.

Frisch verzehrt bleibt auch das hitzeempfindliche Vitamin C, in 100 Gramm Erbsen stecken immerhin 25 Milligramm, erhalten. Das ist ein Viertel der empfohlenen Tagesmenge für einen Erwachsenen. Vitamin C ist für die Bildung von Bindegewebe, die Wundheilung und das Immunsystem zuständig. Außerdem enthalten Erbsen auch Kalium, Phosphor und Eisen. Kalium ist für die Impulsübertragung an Nerven- und Muskelzellen und den Wasserhaushalt des Körpers wichtig. Außerdem regelt der Mineralstoff die Herstellung von Eiweißen und den Abbau von Kohlehydraten. Phosphor ist zusammen mit Kalzium verantwortlich für den Aufbau von Knochen und Zähnen. Durch Phosphor wird auch die Wirkung von Hormonen und der Säuren-Basen-Haushalt des Körpers gesteuert.

Das Spurenelement Eisen ist für den Sauerstofftransport im Blut verantwortlich. Der Großteil der zwei bis vier Gramm Eisen im menschlichen Körper befindet sich im roten Blutfarbstoff Hämoglobin. Eisen sorgt dafür, dass sich der Sauerstoff ans Hämoglobin bindet. Mit nur 82 Kalorien und ein bis drei Prozent Fett sind Erbsen ein schlankes Gemüse.

Und das hat ungeahnte Wirkungen: In Indien zögern Frauen mit dem Genuss von Erbsen angeblich die Empfängnis hinaus. Erbsen enthalten Phytoöstrogene. Diese Pflanzenstoffe sind in ihrer Struktur den Östrogenen ähnlich und können Östrogenrezeptoren an Herz, Knochen und im Gehirn besetzen. Als Verhütungsmittel sind sie zwar nicht anerkannt, doch zeigen Untersuchungen, dass Phytoöstrogene das Risiko senken, an Brustkrebs zu erkranken. Außerdem wirken sie sich positiv auf den Knochenstoffwechsel aus und können so vor Osteoporose schützen.

Frische Erbsen sind auf dem Wochenmarkt, wo sie lose angeboten werden, leicht zu erkennen. "Sie verraten sich durch ein leichtes Quietschen beim Aneinanderreiben der Schoten", sagt Wilhelm Voß. Gelbe Verfärbungen oder dunkle Stellen sind ein Indikator dafür, dass die Erbsen nicht mehr frisch sind. Frische Erbsen kosten auf dem Wochenmarkt um vier Euro pro Kilogramm.

Zu Hause halten sich die Hülsenfrüchte am besten in einer Plastiktüte oder einem feuchten Tuch im Kühlschrank. Bis zu fünf Tage können frisch geerntete Erbsen so aufbewahrt werden. Noch länger halten die Schoten, wenn man sie einfriert. Dazu die Erbsen kurz blanchieren, abschrecken und im Gefrierbeutel oder einer entsprechenden Dose einfrieren. Durch das Blanchieren bleibt die frische Farbe erhalten.